Verabschiedung: Prof. Dr. Jürgen Deters – Leadership heißt, mit gutem Vorbild vorangehen

12.12.2022 Der Professor für Personalmanagement und Führung blickt auf 25 Jahre an der Leuphana Universität zurück. Interdisziplinarität sowie die Verknüpfung von Theorie in Praxis stehen bei Deters‘ Forschung und Lehre stets im Fokus.

Jürgen Deters ©Leuphana/Brinkhoff/Mögenburg
„Man kann andere Menschen nur dann gut führen, wenn man sich selbst gut führen kann“, sagt Jürgen Deters.

Jürgen Deters‘ Arbeit durchzieht die Verknüpfung von Betriebswirtschaftslehre und Psychologie. Diese Interdisziplinarität spielt auch in aktuellen Veröffentlichung eine zentrale Rolle: „Analytics und Intuition in the Process of Selecting Talent“ ist im November 2022 bei De Gruyter erschienen. Die Monografie ist während eines Forschungssemesters an der Newcastle Business School in Großbritannien entstanden. Darin beschreibt Deters, auf welche Weise menschliche Entscheidungen, insbesondere im Management und bei der Personalauswahl, sowohl auf analytischen als auch auf intuitiven Beurteilungen von Menschen beruhen. „An der Universität gehen wir in der Regel sehr analytisch vor – Intuitionen und Emotion gelten als etwas Mystisches, was man möglichst vermeiden sollte“, erklärt Deters. In der wissenschaftlichen Beurteilung haben derartige Gefühle daher oftmals keinen Platz – anders ist es in Situationen, wie etwa bei der Personalgewinnung, in denen Menschen mit Menschen zu tun haben. „Wir wissen aus den neueren Erkenntnissen der Neurowissenschaften, dass wir unsere Intuitionen und Emotionen nicht einfach so abstellen können“, sagt Deters. Wie kann man also im Management konstruktiv damit umgehen? Der Professor für Personalmanagement plädiert für ein kooperatives Zusammenwirken aus Analytik und Intuitionen – gerade im Bereich Personalauswahl: Die gründliche Analyse bilde dabei die Basis, „aber die letztliche Entscheidung, ob jemand  wirklich zu mir und ins Team passt, ist eine intuitive. Und in diesen Intuitionen steckt sehr viel Weisheit,“ sagt Deters, „denn Personalauswahlentscheidungen sind letztlich Beziehungsentscheidungen und als solche bedürfen sie der Untermauerung durch Intuition.“

Der Professor für Personalmanagement hat nach der Promotion an der Freien Universität Berlin praktische Berufserfahrungen bei der Allianz AG sowie als Leitung Personal und Führungskräfteentwicklung im Hamburger Verlag Gruner + Jahr gesammelt. Heute ist er neben und auch nach seiner Tätigkeit an der Universität als Führungskräftetrainer und Coach für verschiedene Unternehmen tätig. Als Hochschuldozent bedeutet die Verknüpfung von Theorie und Praxis für Jürgen Deters vor allem anwendungsorientiertes Denken: „Forschung sollte einen Impact auf die Praxis haben“, findet er. Das gilt auch in der Lehre: „Ich habe immer versucht, die Studierenden in ihren Selbstleitungskompetenzen zu unterstützen“, erklärt Deters, „man kann andere Menschen nur dann gut führen, wenn man sich selbst gut führen kann.“ Leadership bedeute, mit gutem Vorbild voranzugehen. „Viele Unternehmen haben im Moment große Probleme mit psychischen Erkrankungen“, führt Deters an, „wenn ich als Führungskraft nicht in der Lage bin, auf mich selbst zu achten und vorbildlich zu agieren, kann ich das auch kaum bei meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umsetzen. Ich muss es selbst vorleben, das hat etwas mit Integrität und Glaubwürdigkeit zu tun.“

Nun steht der Übergang in den Ruhestand an, der Schritt für Schritt verlaufen wird – aus gutem Grund: „Ich habe 1988 ein Buch verfasst zum ‚gleitenden Übergang in den Ruhestand‘“, erzählt Jürgen Deters. Damit ein gesunder Übergang in den Ruhestand gelingt, sei es für viele am besten, langsam „rauszugleiten“. Das möchte Deters nun auch selbst beherzigen: „Ich möchte aktiv bleiben, mache weiterhin Lehraufträge an der Universität, bin auch weiter als Coach und Berater aktiv. Ich bleibe am Ball, mache aber weniger – eben gleitend.“

Sein Studium der Betriebswirtschaftslehre sowie Psychologie in Berlin schloss Jürgen Deters mit einer Promotion zu „Mensch und Betriebswirtschaftslehre. Zur Entwicklung und Kritik der verhaltenstheoretischen Betriebswirtschaftslehre als individualistisches Wissenschaftskonzept“ ab und leitete anschließend das DFG-Projekt „Pensionierungspolitik als personalwirtschaftliche Strategie“. Es folgten beruflichen Tätigkeiten bei der Allianz AG und der Bertelsmann AG. 1997 wurde er auf die Professur für Personalmanagement und Führung berufen. Als Professor an der Fakultät für Management und Technologie koordinierte er unter anderem den Masterstudiengang Management und Human Resources, den er mitaufbaute, verbrachte Forschungsaufenthalte in der Mongolei, im Silicon Valley, in Australien und Großbritannien und lehrt im Bereich Human Resource Management und Leadership.