Transdisziplinarität in Aktion: Lüneburger Theatervorplatz wird zum ersten neuen „Lieblingsplatz“

29.06.2022 Was ist Ihr Lieblingsplatz in Lüneburg? Die Hansestadt an der Ilmenau hat viele Orte, die besonders sind - etwa der Stint, die vielen kleinen Cafés in der Fußgängerzone oder, wer es etwas ruhiger mag, die verwinkelten Gassen der historischen Altstadt oder der Rathausgarten. Daneben gibt es jedoch auch viele Plätze in Innenstadtnähe, die zwar viel Potential als möglichen Lieblingsplatz haben, dieses jedoch bisher nicht voll ausschöpfen. Das Projekt Zukunftsstadt Lüneburg 2030+, welches gemeinsam von der Hansestadt Lüneburg, der Leuphana Universität und der Zivilgesellschaft Lüneburgs getragen wird, möchte dies in einem seiner 15 Experimente ändern. Im Experiment Lieblingsplätze wird ausprobiert und erforscht, was bisher weniger genutzte Flächen für einen begrenzten Zeitraum zu attraktiven Lieblingsorten macht. Der Theatervorplatz ist, neben dem Marienplatz und der VHS-Passage, einer davon.

Transdisziplinarität in Aktion: Lüneburger Theatervorplatz wird zum ersten neuen „Lieblingsplatz“ ©Betriska Lukas
Im Rahmen des Experiments werden mehrere Aspekte wissenschaftlich begleitet – etwa, wie die transdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Universität, zivilgesellschaftlichen Akteur*innen des Theaters und der Hansestadt abläuft und welche Faktoren entscheidend sind, damit solche Konstellationen auch bei anderen Zukunftsaufgaben erfolgreich zusammenkommen.

Der Lüneburger Theatervorplatz liegt zentral und fußläufig zur Innenstadt. Trotz seiner Größe von etwa einem Fußballfeld und obwohl man auf Radwegen oder in Bussen regelmäßig daran vorbeifährt, wird er eher selten als ein Ort wahrgenommen, an dem man sich länger aufhalten würde. Die Experimententwicklung wurde zunächst mit einem Visionierungsprozess im Rahmen der Leuphana-Startwoche begonnen und dann gemeinsam mit Studierenden durch ein Seminar des Moduls „Wissenschaft transformiert“ fortgeführt. Ziel dabei war und ist es, Ansätze zu entwickeln und umzusetzen, wie die Aufenthaltsqualität u.a. auf dem Theatervorplatz nachhaltig gesteigert werden kann.  So gibt es beispielsweise mehr (biodiverses) Grün, mehr Sitzflächen und es werden kostenlose Events im Freien angeboten – etwa Lesungen oder Konzerte mit lokalen Künstler*innen.

Aktuell können die Lüneburger*innen konkrete Gestaltungsoptionen an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden erleben – durch konkrete Umgestaltungen aber auch im Rahmen von Open Air Konzerten, Lesungen und einem „Mitbring-Brunch“. Um die Wirkungen besser zu verstehen und später für eine langfristige Umgestaltung nutzbar zu machen, wird das Experiment begleitend evaluiert.

Im Rahmen des Experiments werden mehrere Aspekte wissenschaftlich begleitet – etwa, wie die transdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Universität, zivilgesellschaftlichen Akteur*innen des Theaters und der Hansestadt abläuft und welche Faktoren entscheidend sind, damit solche Konstellationen auch bei anderen Zukunftsaufgaben erfolgreich zusammenkommen. Diese Erkenntnisse sind auch für die Plätze wichtig, die in naher Zukunft im Experiment Lieblingsplätze umgestaltet werden, betonen Teresa Kampfmann und Stefanie Drautz vom ISDL, die das Projekt wissenschaftlich und administrativ begleiten. So treffen verschiedene Ansprüche und Vorstellungen über die Umgestaltung des Platzes aufeinander, weshalb zeitintensive Aushandlungsprozesse mit dazugehören. Eine weitere Frage, der die beiden Wissenschaftlerinnen nachgehen, ist, wie der Platz durch die Intervention verändert genutzt wird und welche Aspekte für die Besucher*innen besonders attraktiv sind. Das gibt Aufschluss darüber, wie der Platz langfristig umgestaltet werden kann und ist nicht zuletzt für andere Städte von Interesse, die ebenfalls darauf hinarbeiten, ihre Innenstädte – auch abseits großer Einkaufsstraßen – nachhaltig zu beleben.

Kontakt

  • Stefanie Drautz
  • Teresa Kampfmann