Tag der Lehre am 23. November 2022

Der Corona-Lockdown kam unerwartet: „In Österreich beginnt das Sommersemester bereits im März. Aufgrund des Mitte März 2020 angekündigten Lockdowns entschied ich mich gemeinsam mit Leonhard Dobusch von der Universität Innsbruck vor zwei Jahren dazu, ein innovatives, offenes, digitales Lehrformat zu entwickeln“, erinnert sich Dr.in Elke Schüßler, Professorin für Betriebswirtschaftslehre und Organisationswissenschaftlerin an der Universität Linz. Die Expertise von Forscher*innen aus einem organisationswissenschaftlichen Netzwerk sollte in einer Lehrveranstaltung zum Thema Krisenmanagement gebündelt werden. „Organizing in times of crisis: The case of Covid 19“ entstand binnen kürzester Zeit länder- und universitätsübergreifend. „Bereits Ende März konnten wir den Syllabus und die ersten Online-Vorlesungen veröffentlichen und unterrichten“, erklärt Schüßler. „Die Inhalte werden auf einer Online-Plattform bereitgestellt. Während der Pandemie haben sich so beispielsweise die Leuphana-Studierenden dann virtuell mit mir getroffen und Problemstellungen diskutiert“, erklärt Dr.in Hannah Trittin-Ulbrich, Juniorprofessorin für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsethik an der Leuphana, die zu dem Kurs beigetragen hat. In diesem Jahr entwickelte das Netzwerk ein zweites Seminar mit dem Titel „Organizing in times of crisis: The case of war“.

Die Kurse sind für Masterstudiengänge in Betriebswirtschaft, Management und Organisationswissenschaften konzipiert. Das gemeinschaftliche Lehrprojekt stellt eine kollektive Wissensbasis über die Organisation in Krisenzeiten im Netz zur Verfügung. Das Wissen ist aber nicht nur Studierenden an den beteiligten Hochschulen zugänglich, sondern kann ebenfalls von der Zivilgesellschaft als Informationsquelle genutzt werden. „Organizing in times of crisis“ wurde mit dem Aspen Institute‘s „Ideas Worth Teaching“ Award 2020 ausgezeichnet.

Die beiden Wissenschaftlerinnen stellen beim Tag der Lehre das digitale, offene und kollaborative Konzept mit seinen Vor- und Nachteilen zur Diskussion: „Gerade bei einem offenen Format ist der Datenschutz herausfordernd“, erklärt Hannah Trittin. Gemeinsam mit der Copenhagen Business School entwickelte sie das Format weiter zu einem Global Classroom zur digitalen Transformation. „Wir verwendeten für die gemeinsame Lehre unter anderem ein dänisches Tool, mit dem Studierende gegenseitig ihre Leistungen bewerten konnten. Es war ein didaktischer Erfolg. Aber als die Software in amerikanische Hände ging, konnten wir das Tool nicht mehr verwenden.“

Studierende profitieren in diesen Projekten von der Fülle an Expert*innen, die sie in einem reinen Präsenzformat kaum erleben könnten. Umgekehrt müssen sich die Lernenden auf verschiedene Lehrstile einlassen. Mittlerweile verwenden beide Wissenschaftlerinnen die Lernplattformen im blended-learning Format: „Die Studierenden kommen bereits gut vorbereitet in das Seminar, und wir können auf Basis des zuhause erworbenen Wissens mit den Studierenden arbeiten.“ Hannah Trittin fasst zusammen: „Die Präsenzlehre ist nicht zu ersetzen, kann aber durch digitale Tools bereichert werden.“

Am 23. November 2022 findet von 14 bis 18 Uhr nach einer pandemiebedingten Pause wieder der Tag der Lehre statt. Der diesjährige Tag der Lehre wird in Kooperation zwischen dem Lehrservice der Leuphana und den beiden von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre geförderten Projekten „Leuphana: Digital Transformation Lab for Teaching and Learning (DigiTaL)“ und „Souver@nes digitales Lehren und Lernen in Niedersachsen (SOUVER@N)“ organisiert und gestaltet.