LIAS – die Landebahn der globalen Forschung
09.02.2024 Die internationale Wissenschaft nimmt weiter Kurs auf Lüneburg. Gut eineinhalb Jahre nach der Gründung des LIAS – Leuphana Institute for Advanced Studies in Culture and Society – beschließt die erste Kohorte der eingeladenen neun Wissenschaftler*innen ihren Aufenthalt. Vom 1. April an werden dann die neuen internationalen Fellows an der Leuphana arbeiten. Wieder kommt die Gruppe herausragender Forschender aus den unterschiedlichsten Weltgegenden – aus Nigeria, Argentinien, den USA, der Türkei, dem Iran, Frankreich, Brasilien, Deutschland, Großbritannien – und bringt eine große Perspektivenvielfalt mit. Die organisatorische Einbettung des LIAS in die Universitätsgemeinschaft hat in Rekordzeit funktioniert.
„Freiräume des Denkens, des gemeinsamen Gesprächs und der Kreativität, wie sie das LIAS gewährt, sind unter den heutigen Bedingungen von Universität zunehmend schwerer herzustellen, obwohl sie nicht nur für die Idee der Universität selbst, sondern gerade auch für deren Wirkmächtigkeit essentiell sind“, so Professor Erich Hörl. Er ist Co-Direktor des LIAS und Vizepräsident für Forschung an der Leuphana. Die Vorbereitung der zweiten Kohorte für ihren Aufenthalt sei bereits frühzeitig begonnen worden, sodass die Fellows ohne große Anlaufzeit vor Ort die kostbare Zeit nutzen, ihre Forschung direkt beginnen und vor allem auch ohne Umschweife kooperative inhaltliche Unternehmungen vorantreiben können. Dazu habe das LIAS-Management entscheidend beigetragen, so Hörl weiter.
Die LIAS-Stipendien haben eine Laufzeit von bis zu 12 Monaten. Damit wird herausragend qualifizierten Wissenschaftler*innen eine wichtige Etappe in ihrer frühen Karrierephase ermöglicht. Ebenso lädt das LIAS etablierte Wissenschaftler*innen als „Senior Fellows“ ein, die auch als Mentoren für die jüngeren Kolleg*innen fungieren und es integriert Künstler*innen als „Artist Fellows“. Eine Besonderheit ist die Zusammenarbeit mit einer Person des öffentlichen Lebens als „Public Fellow“. Zukünftig möchte das LIAS nach Möglichkeit gerne auch stärker als Anlaufstelle für niedersächsische Wissenschafter*innen fungieren und sie in vertieften Kontakt mit für ihre Themen jeweils einschlägigen internationalen Forscher*innen bringen.
Die LIAS-Themen nehmen die Bedingungen des Zusammenlebens in einer globalisierten Welt in den Blick und wollen entgegen der dominanten Rede von einer Alternativlosigkeit und einer fundamentalen Krisenhaftigkeit neue Denk- und Herangehensweisen eröffnen, die die gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit befördern. Forschende aus den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften widmen sich hier an der Schnittstelle von Diagnose, Reflexion und Imagination grundlegenden Fragen. Die konzentrierte Arbeit findet im Forschungszentrum des Leuphana-Zentralgebäudes statt. Der persönliche Austausch der Wissenschaftler*innen mit der Universitätsgemeinschaft geschieht bei Veranstaltungen auf dem ganzen Campus und sie wirken auch in die kulturell offene Stadtgesellschaft von Lüneburg hinein.
„Ein IAS – Institute of Advanced Studies – garantiert grundsätzlich den Freiraum der Forschung. Das Leuphana-Modell reicht aber weiter und belegt, dass Wissenschaft eine Wirkung in den Gesellschaften entfaltet.“ Davon ist Susanne Leeb überzeugt. Sie ist Professorin für Zeitgenössische Kunst und Co-Direktorin des LIAS. Die Resonanz auf die internationale Ausschreibung der Fellowships sei immer sehr hoch. Der Qualitätsentwicklungsprozess greife gut, der internationale Beirat, der verschiedene Fächer abdeckt und zugleich auch geographisch breit gestreut ist, mithin unterschiedliche Forschungskulturen repräsentiert, wähle die Kandidat*innen mit großer wissenschaftlicher Umsicht aus, sodass sich die Auswahlgruppe bestens ergänze, so Leeb abschließend.
In Deutschland gibt es knapp 25 IAS. Sie sind wissenschaftspolitisch äußerst relevant und interessant. In der Governance, beispielsweise dem Organisations- und Regelwerk einer Universität, spielen die IAS eine Sonderrolle. Sie betonen den traditionellen Geist der Freiheit der Forschung und lassen den Teilnehmenden größtmögliche Entfaltungsmöglichkeiten. Damit stehen sie diametral zur hoch reglementierten Programm- und Verbundforschung.
Dr. Katja Rieck, Geschäftsführerin des LIAS, ist überzeugt, dass „diese beide Welten“ die Leuphana weiterbringen. „Wir merken mit dem Ausklang der ersten Kohorte, wie sich die internationalen Forschungs-Impulse in der Universität verbreiten, sodass Studierende, Wissenschaftler*innen aller Fachrichtungen und auch das Hochschulmanagement davon profitieren.“