Aus Wissen und Praxis Zukunft formen
03.07.2024 Gastkommentar von Gritt Sonnenberg, Industrie- und Handelskammer
Die Fakultät Management und Technologie verbindet Forschung, Lehre und regionale Kooperationen, um gesellschaftliche Transformation voranzutreiben.
Die Rahmenbedingungen sind kompliziert. Corona, Krieg und Energiekrise haben den Blick unausweichlich auf die großen Herausforderungen unserer Zeit gelenkt. Die Erkenntnis: eine Vermeidungsstrategie allein reicht nicht aus, wenn es um die Absicherung der Zukunft geht. Nachhaltigkeit in Bezug auf Energie und Ressourcen erfordert mehr. Die Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft ist die Jahrhundertaufgabe.
Die Differenz zwischen dem, was in der Krisensituation eingespart werden konnte, und dem, was nötig wäre, kann nur technisch gelöst werden
Michael Petz, Leiter der Gemeinsamen Innovationsförderung am Tag der Fakultät Management und Technologie der Leuphana Universität Lüneburg.
Transdisziplinärer Ansatz mit passender Struktur
In einer immer komplexeren Welt können die nötigen Lösungskomponenten nur interdisziplinär gefunden und zusammengeführt werden. Genau hier setzt die Leuphana Universität Lüneburg an. Wer Transformation will, braucht Verständnis für die erforderlichen Werkzeuge. „Zukunft hat einen Dreiklang: Optimierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit.“, so Petz weiter. Aus diesem Grund hat die Leuphana Universität Lüneburg die vier Disziplinen Betriebswirtschaft, Wirtschaftspsychologie, Ingenieurwissenschaften und Wirtschaftsinformatik vor einiger Zeit in der neuen Fakultät Management und Technologie zusammengeführt. In dieser Form geht die Leuphana aus Sicht der regionalen Wirtschaft in Deutschland einen neuen Weg.
Die Verflechtungen und Kooperationen zwischen diesen Disziplinen zeigen sich sowohl in den interdisziplinär angelegten, teilweise berufsbegleitenden Studiengängen als auch in vielfältigen fachbereichsübergreifenden Forschungsfragen und -projekten. Die Fakultät Management und Technologie ist in der Lage, die komplexen Aufgaben inter- und transdisziplinär zu bewältigen.
Die Lösung praktischer Probleme in Organisationen und Unternehmen, die mehr als nur einen wissenschaftlichen Aspekt abdecken, ist erklärtes Ziel. Doch wie kann der Wandel gestaltet werden? Die Antwort lautet: nur, indem Wissen hinaus aus den Hochschulen in die Umsetzung gelangt. Denn wichtig ist nicht nur, dass neues Wissen entsteht, sondern dass es angewendet wird und Wirkung entfaltet.
Unternehmertum wird dabei als Schlüsselkompetenz und Motor für Innovation und Fortschritt erkannt und schafft ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Mehrwert hin zu nachhaltigeren Praktiken. Mit der neuen Fakultät Management und Technologie gibt es nun eine Struktur, die dies noch besser ermöglicht.
Third Mission, Leuphana rückt näher an die Wirtschaft
Damit trifft die Leuphana die Anforderungen der regionalen Wirtschaft: Sie orientiert sich auch am Bedarf der Unternehmen und leitet Forschungsfragen daraus ab, so wie es unter anderem der Transferkompass des Stifterverbandes nahelegt. Die Leuphana erkennt die zunehmende Relevanz eines wechselseitigen, sich gegenseitig befruchtenden Wissens- und Technologietransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft als „Third Mission“ neben Forschung und Lehre. So gehört die Universität zu den 58 Prozent deutscher Hochschulen, die inzwischen eine Transferstrategie entwickelt haben.
Zukunftstechnologien beherrschen
Der Ausbau der Produktions- und Fertigungstechnik an der Leuphana Universität und deren Verschränkung mit vorhandenen Kompetenzen bei Digitalisierung und Nachhaltigkeit kann sich zum Glücksgriff für die Region entwickeln. Wichtige Schlüsseltechnologien wie additive Fertigung, Leichtbau und Materialwissenschaften werden mit Digitalisierung, Automatisierung, Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit kombiniert. Im Fokus stehen Fertigungsprozesse mit dem Ziel der ökologischen und ökonomischen Energie- und Ressourceneffizienz und somit einer nachhaltigen Produktion.
Im November 2023 wurde das neue Labor für innovative und nachhaltige Fertigungstechnik offiziell eingeweiht. Es bietet beste Voraussetzungen nicht nur für Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung, sondern gleichzeitig auch für die Ausbildung einsatzfähiger Nachwuchskräfte in der Produktionstechnik. Für Unternehmen eröffnen sich Möglichkeiten, in konkreten anwendungsnahen Forschungsprojekten mit der Universität zusammenzuarbeiten, eine zeitgemäße industrienahe Forschungsinfrastruktur nutzen zu können und dabei vielleicht sogar potenzielle Nachwuchskräfte zu finden und zu binden.
Nachhaltigkeit als Ziel, Optimierung und Digitalisierung als Werkzeug
Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die großen Themen, für die aber konkrete Lösungen benötigt werden, um unsere Wirtschaft zukunftsfähig zu machen. Hierbei werden Ziel und Werkzeug gern verwechselt.
Nachhaltigkeit ist ein Ziel, Optimierung und Digitalisierung sind die Werkzeuge. „Wer eine nachhaltige Zukunft will, muss die notwendigen, technologischen Werkzeuge beherrschen können“, so Petz. „Wirklich neu ist das für Unternehmen nicht, die Komplexität wird aber ständig größer.“
Digitalisierung kann einen wesentlichen Beitrag leisten. Voraussetzung sind aber optimierte Prozesse, ohne dies geht es nicht.
Bei der Schaffung dieser Voraussetzungen arbeitet die Leuphana eng mit der IHK zusammen. Aktuell im gemeinsamen Arbeitskreis Maschinelles Lernen im Produktionsumfeld oder in laufenden Forschungsprojekten wie beispielsweise zu Digit@l Entrepreneurship. Unternehmen stehen unter permanentem Transformationsdruck. Wer nicht rechtzeitig Veränderungen anschiebt, ist schnell weg vom Markt. Gerade familiengeführte Mittelständler behaupten sich seit Generationen, indem sie sich immer wieder neu erfinden. Zugenommen haben jedoch die Schnelligkeit und Komplexität der Veränderungen. Um zu bestehen, sind Unternehmen stärker als bisher gefordert, sich in regionale Innovationsnetzwerke einzubringen.
Komplexität beherrschen, um Zukunft zu sichern
Es zeigt sich, dass die Ingenieurwissenschaften ein wichtiger Gestalter von Veränderungsprozessen sind. Aber erst die Kombination, der Blick über den Tellerrand der eigenen Disziplin hinaus gepaart mit unternehmerischem Denken und Handeln macht die Gestaltung des Wandels durch Innovation möglich. Es entsteht ein deutlich größeres Suchfeld für Lösungen, Synergiepotenziale können gehoben werden.
Kontakt
Bei Interesse an gemeinsamen Forschungsprojekten zwischen Unternehmen und der Leuphana Universität Lüneburg und hier der Fakultät Management und Technologie bitte melden bei:
Gemeinsame Innovationsförderung, Gritt Sonnenberg, gritt.sonnenberg@ihklw.de