Leuphana handelt erfolgreich: Marketing-Team unterstützt Weltladen in Lübeck

20.02.2025 Das Hüxstraßenfest, ein Studierenden-Team aus der Fakultät für Management und Technologie und der Weltladen Lübeck sind der Mittelpunkt unserer Geschichte. Sie beweist, wie schnell Wissenschaft die Praxis verändert, also „Impact“ hat. Dank des Marketing-Teams von Prof. Dr. Kerstin Brockelmann zieht ein Traditionsgeschäft jetzt neue Zielgruppen an. Auch für die Leuphana gibt es einen Gewinn: beim Hamburger Fairtrade-Town-Wettbewerb sicherten sich die jungen Leute den ersten Platz. Das Team bestand aus Marketing- und Wirtschaftspsychologie-Studierenden.

Stolze Gewinnerinnen aus der Leuphana beim „Hamburg! Handelt! Fair!“ -Wettbewerb.
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Bettina Sick-Folchert und Ute Lankowski freuen sich über die Marketing-Ideen aus der Leuphana.
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Ileana Portilla Fuentes und das Glücksrad des Weltladens Lübeck.
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Jetzt, da viele Weltläden schließen, wäre es wichtig, aus der Wissenschaft Impulse zu bekommen, wie man den Fairen Handel voranbringen kann

Bettina Sick-Folchert, Mitarbeiterin im Weltladen Lübeck

Am Rad drehen

Einige Wochen nach Ende des Projektes erreichte das Leuphana-Team eine freudige Nachricht aus Lübeck. Das Fest in der Hüxstraße hatte erste Erfolge für neue Marketingideen gebracht: „Abends hatten wir einen Rekordumsatz in der Kasse. Also ein Erfolg auf der ganzen Linie! Das geht auf Eure Kappe, denke ich“, schreibt Bettina Sick-Folchert, eine der beiden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen des Ladens. Betrieben wird das Geschäft vom Verein Weltladen Lübeck. Insgesamt setzen sich dort 35 Ehrenamtliche dafür ein, dass der Gedanke des Fairen Handels in die Welt gelangt. 

Vor allem der Ausbau des Instagram-Kanals könnte dabei unterstützen, fanden die Leuphana-Studierenden, nach ihrer Analyse und der Erstellung von Profilen möglicher Kund*innen. Aber auch die effiziente Zielgruppenansprache stand auf der Auftragsliste für das Marketing-Team. 

Angeregt durch die neuen Ideen des Teams, stellten die Mitarbeiter:innen bei besagtem Fest ein Glücksrad auf mit verschiedenen Rabatten. Je nach Farbe, auf der das Rad stehen blieb, gab es verschiedene thematische Fragen (Zum Laden, zum Fairen Handel). Wer die dann richtig beantwortete, bekam Prozente auf einen Einkauf im Laden. 

„Wir waren selbst fassungslos über die Wirkung: Ganz viele Leute wollten das Glücksrad drehen. Das kennen wir zwar schon, aber als sie dann den Rabatt gewannen, gingen sie nicht einfach weiter, wie es sonst geschieht. Sie schauten sich im Laden um und kauften etwas ein, wenn es auch nur eine Schokolade war. Viele meinten jedoch, dass sie unbedingt wiederkommen müssen, wenn sie ein Geschenk brauchten“, schreibt Bettina Sick-Folchert weiter.

Wirtschaft und Wissenschaft für den fairen Handel

Die Wirkung der Projektarbeit von gut 20 Studierenden des Seminars „Konsumentenpsychologie und Relationship Management“ im Minor Wirtschaftspsychologie hält also noch an. Sie hatten sich aufgemacht, um den Weltladen Lübeck zu unterstützen, der schon seit 40 Jahren besteht. Vor 17 Jahren ist er in der Hüxstraße gezogen, eine der beliebtesten Einkaufsstraßen der Stadt.

Die Weltladen-Aufgabe übernahmen die Lüneburger:innen im Rahmen des 10. Hamburger Fair Trade Hochschulwettbewerbs. Unter dem Motto „Hamburg! Handelt! Fair!“ stellte sich das Team im April 2024 dem Pitch vor einer Jury in Hamburg und gewann.

Das Ziel: mit einer passenden Marketing-Strategie neue Zielgruppen erreichen. „Das schien eine Chance für uns zu sein. Obwohl wir befürchteten, dass die Arbeit mit den Studierenden uns viel Zeit kosten würde, wollten wir unsere Social-Media-Strategie nach vorn bringen“, sagt Bettina Sick-Folchert. „Die Zusammenarbeit war für uns dann sehr erfrischend. Die Studierenden begegneten uns mit viel Interesse und Wertschätzung.“

Starßenfest in der Lübecker Hüxstraße.
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Der Weltladen mit Glücksrad in der Hüxstraße 83-85.
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Der Weltladen von Innen mit Besucher:innen.
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Die Zusammenarbeit mit dem Weltladen Lübeck bot die hervorragende Gelegenheit, theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen und gleichzeitig einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten

Prof. Kerstin Brockelmann, betreute die Studierenden in dem Projekt

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Praxis und persönliche Entwicklung

Die Leiterin des Instituts für Marketing an der Fakultät für Management und Technologie bringt einen reichen Erfahrungsschatz rund um Strategie und Umsetzung von Marketing-Konzepten mit, da sie selbst jahrelang in der Unternehmensberatung gearbeitet hat. Um später auch in den Berufszweig einzusteigen, sei die Wirtschaftspsychologie mit Fokus auf Markt- und Konsumentenpsychologie an der Leuphana Universität eine ausgezeichnete Basis, erklärt die Professorin weiter und betont, neben der Verknüpfung von Theorie und Praxis, auch den persönlichen Mehrwert des Lübecker Projektes für ihre Studierenden: „Diese praktische Erfahrung ist von großem Wert sowohl für die akademische, anwendungsorientierte Ausbildung als auch für die persönliche Weiterentwicklung.“

Dazu ist Studentin Lea Hanusch besonders die Straßenumfrage im Gedächtnis geblieben: „Mit dieser Umfrage erfassten wir Daten, um die Zielgruppe zu definieren und herauszufinden, wie bekannt der Laden in Lübeck bereits ist.“ Das war zwar kräftezehrend, hatte aber den Nebeneffekt, dass man die Menschen gleichzeitig auf den Laden aufmerksam machen konnte. „Wir motivierten uns gegenseitig auf die vorbeiziehenden Menschen zuzugehen. Mit Abweisungen umzugehen ist nicht leicht, also gaben wir uns gegenseitig immer wieder Kraft“, erzählt sie weiter. 

Interdisziplinär und gut sortiert 

Auch Kommilitonin Hanna Grieb bestätigt die interessante Teamerfahrung: „Am überraschendsten war für mich, dass wir innerhalb so kurzer Zeit so ein großes Projekt auf die Beine stellen konnten.“ In der Projektgruppe fanden sich Viert- und Acht-Semester aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen, wie etwa International Business Administration and Entrepreneurship, Psychologie, Digital Media oder Global and Environmental Sciences. „Gerade weil wir aus unterschiedlichen akademischen Disziplinen kommen, war die Arbeit im Team konstruktiv. Jedes Mitglied brachte eigene Stärken ein“, so Hanna weiter. 

Dennoch gab es Herausforderungen, wie ihre Teamkollegin Lea Hanusch erzählt: „Im Prozess hatte ich manchmal das Gefühl, dass wir uns aus den Augen verlieren und in verschiedene Richtungen driften. Hier bewährte sich eine Art hierarchischer Organisation.“ Den beiden großen Untergruppen "Social Media" und "Kunden" wurde dadurch die interne Arbeit erleichtert. Die Studierenden splitteten sich in weitere Teilbereiche auf, etwa „Analyse“, „Kundenakquise“ und „Kundenbindung“. Hierfür gab es zuständige Personen, die die Zwischenstände weitergaben und den zeitlichen Rahmen im Blick behielten. „Die Theorie sind wir vor Projektstart mit Frau Prof. Dr. Brockelmann durchgegangen, anwenden mussten wir sie selbst“, ergänzt sie. 

Leichtigkeit statt Moralkeule 

Nach der detaillierten Analyse, schufen die Studierenden mit Hilfe von erarbeiteten Kund:innenprofilen die gewünschte Marketing-Strategie. Sie sollte dem Weltladen helfen, seine Reichweite und damit seinen Einfluss im fairen Handel zu erweitern. Das Team empfahl beispielsweise Preisreduzierungen für Studierende und auch neue Kommunikationswege, etwa mit der Universität und Handelskammer oder einer stärkeren Vernetzung in Lübeck via Social Media. 

„Überraschend fand ich auch, dass wir mehr ‚lustbetonte‘ Angebote machen sollen, also "Kerzenbemal-Workshops" statt Infoabende; Cocktail-Abende; Ostereiersuche im Weltladen. Wir waren zwar schon weg von der Strategie der Anfänge der Weltladenbewegung, Menschen mit der Moralkeule zum Kaufen zu bewegen, aber die Lüneburger haben uns noch einen Schritt weiter in diese Richtung geleitet. Mehr Leichtigkeit, würde ich das nennen“, sagt Ute Lankowski, verantwortlich für Einkauf und Warenwirtschaft im Laden. 

Arbeitsplatz geschaffen

Ergänzt wird die Strategie noch durch einen Newsletter. Um das alles zu stemmen, wurde eine Minijob-Stelle für Social Media eingerichtet. Diese Person stellt jetzt sicher, dass regelmäßig Wissenswertes aus dem Laden geteilt wird. Im kommenden Jahr werden dann die neuen Veranstaltungen fest eingeplant. „Außerdem haben wir Kontakt zur Musikhochschule aufgenommen und Kaffee für Ersti-Tüten gespendet mit dem Hinweis auf den Studierendenrabatt.“ 

Jede Menge gute Ideen haben sich also dank der Leuphana Studierenden in Lübeck durchgesetzt und Lea Hanusch findet: „Ich fand es überraschend, dass wir in so einer großen Gruppe eine Handreichung erstellt haben, die sich fließend lesen lässt, Sinn ergibt und einen Mehrwert bringt. Dass wir damit den ersten Platz beim Fairtrade Town Wettbewerb errungen haben, macht mich stolz.“

Tolle Praxis statt nüchterner Theorie 

Ihre Mitstreiterin Aimee Andorf ergänzt: „Es war schön, wie kooperativ und offen der Weltladen Lübeck war. Als wir das Geschäft für die Kundenbefragung besuchten, wurden wir erst einmal mit Kaffee und Snacks begrüßt.“ 
Im Resümee aller Teilnehmenden während der Preisverleihung in Hamburg zeigte sich nämlich auch, dass eine solche Kommunikation und Zusammenarbeit nicht mit allen Kooperationspartnern gegeben war. „Insgesamt war der Wettbewerb eine tolle Lernerfahrung, die mir persönlich mehr mitgegeben hat als eine reguläre Vorlesung, die nur auf die Theorie begrenzt ist“, schließt Aimee. 

Und, würden die Lübecker eine solche Kooperation nochmals eingehen?
„Gerade im Moment, wo viele kleine Weltläden schließen müssen, weil sie sich wirtschaftlich nicht mehr tragen, wäre es wichtig, dass auch aus der Wissenschaft Impulse kommen, wie man den Fairen Handel voranbringen kann. Für solche ‚Missionen‘ ständen wir sicher zu Verfügung.“

Gerade weil wir aus unterschiedlichen akademischen Disziplinen kommen, war die Arbeit im Team konstruktiv. Jedes Mitglied brachte eigene Stärken ein

Hanna Grieb, Mitglied im Leuphana-Team beim Wettbewerb „Hamburg! Handelt! Fair!