Die Digitale Transformation: Theorie & Praxis

Vortrag vom CTO der Otto Group

Der Chief Transformation Officer der Otto Group, Christoph Möltgen, war im Rahmen des Leuphana Wirtschaftsforums nach Lüneburg gekommen, um zum Thema „Die Digitale Transformation: Theorie und Praxis“ zu berichten. Stefanos Dimitriadis, in dessen Veranstaltung „Modellierung von Geschäftsprozessen“ der Praxisvortrag integriert war, forderte Herrn Möltgen zu Beginn heraus in dem er die Otto Group als „großen Tanker“ bezeichnete und die Frage stellte, wie digitale Transformation in solch einem großen und ggf. schwerfälligen Unternehmen überhaupt erfolgreich umgesetzt werden könnte.

Diesen Ball nahm Christoph Möltgen auf und erläuterte zunächst die Entwicklung der Otto Group vom ursprünglichen Otto Versand zu einer global agierenden Handels- und Dienstleistungsgruppe mit Beteiligungen an 123 wesentlichen Konzerngesellschaften. Der Gesamtumsatz von ca. 12,3 Mrd.€ werde demnach heute bereits zu 80% online erwirtschaftet. Hier wollte ein Student wissen, welche Grenzen von eCommerce Herr Möltgen gesamtwirtschaftlich sehe. Dieser erläuterte, dass stationärer Handel und eCommerce eine Koexistenz bilden müssten und er nicht davon ausgehe, dass der stationäre Handel in der Zukunft vollkommen durch eCommerce ersetzt werden wird.

Nach dieser kurzen Einführung zur Otto Group, definierte Christoph Möltgen den Begriff der digitalen Transformation im Wesentlichen als einen Wandel durch Digitalität und Vernetzung, in denen vollvernetzte und digitale Systeme die ständige Informationsbereitstellung garantieren könnten. Dabei sei auch zu unterscheiden zwischen digitalem (z.B. Facebook) und digitalisiertem Business (z.B. Otto). Laut Herrn Möltgen erfordere die Umsetzung einer Digitalisierungsagenda Veränderungen beim Geschäftsmodell, den operativen Prozessen und dem Kundenerlebnis. Beispielhaft erwähnte er hier die sogenannte Methode der „Last Minute Defense“. Basierend auf Business-Intelligence-Systemen, werden dem Kunden während des Onlineeinkaufs in Echtzeit personalisierte Angebote gemacht (z.B. spezielle Gutscheine, Rabatte), um einen antizipierten Abbruch des Einkaufs zu verhindern. Um diese und andere Maßnahmen entwickeln und erfolgreich umsetzen zu können, brauche man im Wesentlichen vier Erfolgsfaktoren: Know-How der Mitarbeiter, Organisation und Prozesse, Governance und Unternehmenskultur. Herr Möltgen stellte hier heraus, dass auch Otto den Fachkräftemangel spüre und durch gezielte Maßnahmen versuche seine Arbeitgeberattraktivität zu steigern (z.B. Arbeitsumfeld, Nutzung von Devices, etc.). Unter anderem starte ab Juli 2015 eine neue Arbeitgeberkampagne der Otto Group, um Absolventen für den Konzern zu begeistern.

Hinsichtlich der Digitalisierung bei der Otto Group legte Herr Möltgen dar, dass bis 2018 eine vollständige Dezentralisierung der IT der Einzelgesellschaften angestrebt werde und nur noch die Service- und Supportprozesse zentral gesteuert werden sollen. Derzeit laufen deshalb mehr als 100 Projekte parallel, deren Steuerung durch ein Multiprojektmanagement erfolge. Ein Beispiel sei das Projekt „BRAIN“. BRAIN ist eine der größten Business-Intelligence Plattformen in Europa, die z.B. die Implementierung der Last Minute Defense ermögliche. Die ZuhörerInnen hakten hier nach und sprachen die vermeintlich hohen Kosten einer solchen Dezentralisierung an. Christoph Möltgen stimmte zu, dass diese Dezentralisierung mit höheren Kosten verbunden sei, verwies aber auf die angestrebten Umsatzsteigerungen durch erhöhte Agilität und Kundennähe durch die Individualisierung der Anwendungen. Zur erfolgreichen Umsetzung sei insbesondere effektives Change Management durch gezielte Kommunikation, Transparenz und die Auseinandersetzung mit Widerständen notwendig. An diesem Punkt kam die Frage auf wie genau die Kommunikation bei Otto erfolge. Herr Möltgen erklärte, dass eine Kombination aus unterschiedlichen Kommunikationskanälen genutzt werden, bestehend aus Townhall-Meetings, persönlicher Kommunikation in Teamrunden, Emails, Intranet und der Schaffung von themenbedingten Plattformen für Fachleute.

Kontakt

  • Dipl.-Inf., MBA Stefanos Dimitriadis