Neu an der Leuphana: Astrid Kause – "Mit unseren Tellern dreht sich die Welt"

27.09.2021 Klimaschutz beginnt im Alltag – bei der heißen Dusche, der Fahrt zur Arbeit oder dabei, was täglich auf unseren Tellern landet. Denn: fast ein Drittel der jährlichen globalen Emissionen entstehen durch Landwirtschaft. Aber selbst klimabewusste Menschen entscheiden - selbst wenn sie es wollen - nicht immer so, dass es dem Klima zugute kommt. Astrid Kause, Juniorprofessorin für Nachhaltigkeitswissenschaft und Psychologie, untersucht Mechanismen der menschlichen Entscheidungsfindung in Klimafragen.

Astrid Kause ©Leuphana, Marie Meyer
„Das Ziel meiner Forschung und Lehre ist es, zu vermitteln, wie Klima- und andere Risiken und mit diesen einhergehende Unsicherheiten verständlich kommuniziert werden können", sagt Astrid Kause.

Den CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln richtig einzuschätzen, fällt Menschen oft nicht leicht. „Bio und regional einzukaufen hat zwar viele Vorteile, ist aber nicht immer besser fürs Klima. Beispielsweise haben Tomaten in Deutschland sehr kurz Saison und werden außerhalb der Saison in Gewächshäusern angebaut. Dies verursacht sehr viel mehr Emissionen als zum Beispiel spanische Tomaten, die unter freiem Himmel wachsen können, auch wenn diese weiter transportiert werden“, erklärt Astrid Kause. Die innere Einstellung und das tatsächliche Verhalten klaffen aufgrund mangelnder Informationen oder auch, weil es Menschen schwierig gemacht wird, sich klimafreundlich zu verhalten, oft weit auseinander. „Als Psychologin interessiere ich mich vor allem für die Mechanismen von Entscheidungen: Wie gut können Menschen Klimainformationen verstehen? Welche Daumenregeln benutzen sie? Und wie können wir ihnen helfen, die Klimaauswirkungen ihrer Alltags- und politischen Entscheidungen besser einzuschätzen?“ In ihrer Forschung hat sich Kause auf das Thema Lebensmittel spezialisiert: „Essen spielt nicht nur eine wichtige Rolle fürs Klima, sondern spiegelt auch kulturelle Aspekte wieder. Auf unseren Tellern dreht sich die Welt.“

Kommendes Wintersemester bietet Astrid Kause unter anderem ein Seminar zu ihrem zweiten Forschungsschwerpunkt, der Wahrnehmung und Kommunikation von Umweltrisiken an. Für eine adäquate Risikokommunikation gilt: Sie sollte möglichst einfach und verständlich sein, transparent in ihren Quellen und, vor allen Dingen, daraufhin getestet sein, ob und wie sie überhaupt verstanden wird. Oft wird der letzte Aspekt übersehen: „Das Ziel meiner Forschung und Lehre ist es deswegen, zu vermitteln, wie Klima- und andere Risiken und mit diesen einhergehende Unsicherheiten verständlich kommuniziert werden können. Denn in einer Demokratie ist es wichtig, Menschen Kompetenzen an die Hand zu geben, damit sie sich informieren und selbstständig Entscheidungen treffen können.“ sagt sie.

Prof. Dr. Astrid Kause promovierte Ende 2016 am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und an der Universität Konstanz über Unsicherheit und Verhalten im Kontext Klima. Ab 2017 war sie Research Fellow an der University of Leeds am Center for Decision Sciences und dem Sustainability Research Institute. Seit September 2021 ist Astrid Kause Juniorprofessorin für Nachhaltigkeitswissenschaften und Psychologie an der Leuphana Universität Lüneburg. Zuletzt publizierte sie unter anderem die Studie „Communications about uncertainty in scientific climate-related findings: a qualitative systematic review“ in der internationalen Zeitschrift Environmental Research Letters, gemeinsam mit anderen Wissenschaftler*innen aus Leeds und vom Met Office UK.

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