Popular Music Studies: BereNike Wuhrer – „Eine besondere Form des Glücks“

07.02.2022 Die Alumna schrieb ihre Bachelorarbeit über Sichtbarmachung von Frauen in der Popmusik. Ihre Forschungsergebnisse publizierte die Hamburgerin in der Fachzeitschrift „Samples“. Die Gesellschaft für Popularmusikforschung zeichnete BereNike Wuhrer dafür jetzt mit dem Early Career Best Paper Award aus.

BereNike Wuhrer ©Privat
„Ich möchte mit meiner Musik und meinen Texten ein Stück von mir teilen und nach außen geben“, sagt BereNike Wuhrer.

„Let’s free ourselves from categories,
Predetermined roles and bodies.
It’s my voice,
I have the choice
How to act.“

Mit ihrer Debüt-Single „Ängry“ wehrt sich die junge Hamburger Synthie-Pop-Band Junokill gegen starre Rollenmuster und gesellschaftliche Zwänge. Der Text stammt aus der Feder von BereNike Wuhrer, Sängerin und Keyboarderin, die gerade ihr Debütalbum „Astropunk“ auf den Markt gebracht hat. 2020 schloss BereNike Wuhrer ihr Bachelorstudium der Kulturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Musik und auditive Kultur und dem Minor Popular Music Studies am Leuphana College ab. In ihrer Bachelorarbeit beschäftigte sie sich mit einem ähnlichen Thema wie in „Ängry“: der Sicherbarmachung von Frauen in der Popmusik in Zusammenhang mit hegemonialen Machtstrukturen. „Es gibt verschiedene Formen der Sichtbarmachung: beispielweise die Bühne oder den Online-Bereich, der durch die Pandemie noch einmal sehr viel wichtiger geworden ist. Sichtbarkeit ist aber ein mehrdeutiges Konstrukt, das nicht nur zeigt, sondern auch verdeckt“, erklärt BereNike Wuhrer. In ihrer Untersuchung ging sie dieser Ambivalenz nach: „Auch wenn eine Frau auf der Bühne steht, sind es oft Männer, die die operative Ebene besetzen - sei es im Management, bei den Plattenlabeln und Agenturen oder im Musikjournalismus.“ BereNike Wuhrer wünscht sich ein Netzwerk aus FLINTA* -Personen, um Machtstrukturen zu verändern und eine diverse Musikkultur zu etablieren.

Für ihre Bachelorarbeit bei der Philosophin Dr. Steffi Hobuß und der Kulturwissenschaftlerin Katharina Alexi hat die damalige Studentin Sängerinnen aus Europa und den USA zu ihren Strategien der Sichtbarmachung interviewt und analysiert, wie Musikerinnen nach außen hin dargestellt und rezipiert werden. Die Untersuchungsergebnisse setzte sie in einen feministisch-philosophischen Kontext: „Bevor man Formen von Sichtbarkeit verändert, muss man sie verstehen“, sagt BereNike Wuhrer. Ihre Bachelorarbeit war so überzeugend, dass Katharina Alexi der Studentin vorschlug, die Arbeit zu publizieren. Es wurde eine turbulente Zeit für BereNike Wuhrer: „Ich hatte mit meiner Band gerade das Album aufgenommen. Dann habe ich mich noch mal an meine Bachelorarbeit gesetzt und einen Teil zu einer wissenschaftlichen Publikation umgeschrieben. Das war ein gutes Stück Arbeit.“ Der Einsatz hat sich gelohnt. Der Artikel wurde bei der Fachzeitschrift „Samples“ angenommen. Aber nicht nur das: Ihre Arbeit wurde von der Gesellschaft für Popularmusikforschung jetzt mit dem Early Career Best Paper Award ausgezeichnet.

BereNike Wuhrer spielt seit ihrer Grundschulzeit bereits Klavier und bekam später auch Gesangsunterricht. Dennoch hat sie sich gegen die Ausbildung an einer Musikhochschule entschieden: „Das Kuwi-Studium hat mir sehr viel gegeben. Durch die vielen Wahlmöglichkeiten konnte ich genau das studieren, was ich wollte. Das interdisziplinäre Arbeiten und kritische Hinterfragen sind für mich heute noch wichtige Qualitäten, die besonders während des Studiums manifestiert wurden.“ Im Moment aber ruht ihr universitäres Leben. BereNike Wuhrer will sich zunächst auf ihre Band konzentrieren, bevor sie sich mit einem Masterstudium beschäftigt. „Ich möchte mit meiner Musik und meinen Texten ein Stück von mir teilen und nach außen geben. Und vielleicht hilft sie anderen in irgendeiner Form. Mit Astropunk erwecke ich einen utopischen Raum ohne auferlegte Grenzen, indem man sich ausprobieren und fallen lassen kann. Musik zu machen und damit Verbindungen zu schaffen, ist für mich eine besondere Form des Glücks.“

Das Debütalbum „Astropunk“ von Junokill kann auf den gängigen Musikplattformen gehört und heruntergeladen werden.

Der Fachartikel „Sichtbarkeit, Geschlecht und Popmusik. Ein theoretischer Transfer kritischer Sichtbarkeits- und Anerkennungskonzepte von der visuellen und auditiven Kultur“ ist in „Samples“ erschienen, der Online-Publikation der Gesellschaft für Popularmusikforschung und unter www.aspm-samples.de einsehbar.