Artenverlust durch strukturreiche Waldlandschaften stoppen

15.07.2022 Eine neue DFG-Forschergruppe zur „Erhöhung der strukturellen Diversität zwischen Waldbeständen zur Verbesserung der Multi-Diversität und Multifunktionalität in Produktionswäldern“ untersucht Ansätze zu einer multifunktionalen und nachhaltigen Waldnutzung.

Wie lässt sich beim fortschreitenden Verlust der Artenvielfalt in unseren bewirtschafteten Wäldern eine Trendwende durch eine Verbesserung der räumlichen Strukturheterogenität herbeiführen? Dieser Frage geht ein interdisziplinäres Team aus nationalen und internationalen Wissenschaftler*innen im Rahmen einer von der DFG finanzierten Forschergruppe unter der Leitung von Prof Dr. Jörg Müller, Universität Würzburg, die nächsten Jahre nach. Daneben untersucht das Forscherteam zahlreiche Ökosystemfunktionen, wie die Produktion von Biomasse, den Abbau organischen Materials oder die Kohlenstoffspeicherung. Ziel des Projekts ist es, Biodiversität-Ökosystemfunktionszusammenhänge auf der Ebene von Waldlandschaften besser zu verstehen, um dadurch evidenzbasierte Bewirtschaftungsempfehlungen abzuleiten.

Zahlreiche Arten benötigen strukturreiche Landschaften um überleben zu können. Solche Landschaften sind aber mittlerweile vielerorts Mangelware. Beispielsweise sind viele Waldflächen in Mitteleuropa heutzutage sehr homogen und somit durch eine geringe Lebensraumvielfalt geprägt. Vor diesem Hintergrund wird in dem millionenschweren Vorhaben, das auf acht Jahre ausgelegt ist, erstmalig experimentell in realen Waldlandschaften untersucht, wie sich das räumliche Nebeneinander unterschiedlich strukturierter Waldbestände auf die Vielfalt verschiedenster Artengruppen und deren Funktionen in einer Waldlandschaft auswirkt. Eine besonders spannende Frage ist, welche Rolle die Beta-Diversität hierbei spielt; d.h. der Teil der Biodiversität, der durch die Erhöhung der räumlichen Strukturheterogenität in einer Landschaft zustande kommt.

PD Dr. Andreas Fichtner und Dr. Benjamin Delory vom Institut für Ökologie wollen zusammen mit ihrem Kooperationspartner Prof. Goddert von Oheimb (TU Dresden) besser verstehen, wie die strukturelle Komplexität zwischen einzelnen Waldbeständen die Beta-Diversität von Waldbodenpflanzen und totholzbewohnenden Moosen und Flechten beeinflusst. Zusätzlich werden sie in ihrem Teilprojekt Biodiversitäts-Funktionsbeziehungen in Waldbodenpflanzengemeinschaften untersuchen.

Beteiligt an der DFG-Forschergruppe sind neben Fichtner und Delory auch Wissenschaftler*innen an Forschungseinrichtungen in Bayreuth, Dresden, Frankfurt, Freiburg, Göttingen, Leipzig, München und Würzburg sowie dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), Halle-Jena-Leipzig.