Keynote beim Tag der Lehre 2023: „KI in der Bildung ist nicht neu“
29.11.2023 Prof. Dr. Niels Pinkwart, Vizepräsident für Lehre und Studium der HU Berlin und wissenschaftlicher Direktor des Educational Technology Lab am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Berlin, war Keynote-Speaker beim diesjährigen Tag der Lehre. Er sprach zu Geschichte und Zukunft der KI in der Hochschul-Bildung.
Die Geburtsstunde künstlicher Intelligenz fiel in das Jahr 1956. „Auf der Dartmouth-Konferenz verwendeten Wissenschaftler erstmals den Begriff. Sie haben sich damit beschäftigt, wie automatische Computer funktionieren können; wie Computer programmiert werden können, um Sprachen zu benutzen und wie Computer lernen können, also neuronale Netze entwickeln“, sagt Prof. Dr. Niels Pinkwart im Zentralgebäude. Er greift in seinem Vortrag das immer präsenter werdende Thema der Künstlichen Intelligenz (KI) und ihre Anwendung in der Hochschulbildung auf. Seine wichtigste Botschaft für das Auditorium: „KI in der Bildung ist nicht neu.“ Er zeigt eine Schreibmaschinen-Seite zu Intelligent CAI. Die Publikation erschien in den 70er Jahren. Der erste Satz lautet: „If computerized instruction is ever to have a large impact on education, computer-assisted instruction (CAI) systems must have the flexibility and skill of a human teacher.“
„In den 70er Jahren war das eine starke Aussage, aber heute ist sie es auch noch“, kommentiert Niels Pinkwart. Das vorgestellte System heißt Scholar und wurde von Jamie Carbonell in Stanford entwickelt. Es gilt als erstes Intelligent Tutoring System. Scholar arbeitete wie ein Chatbot und konnte Fragen zu Fakten beantworten, wie etwa zur Größe von Städten.
Mit konkreten Anwendungsbeispielen aus Forschung und Praxis zeigte Niels Pinkwart die Bandbreite der Möglichkeiten, die KI-Technologien für Lehrende und Lernende bieten können: Das BMBF-Forschungsprojekt MILKI-PSY nutzt KI beispielsweise zur Bewegungs- und Leistungsanalyse etwa im Sport oder Tanz. Das AI.EDU Lab erforscht den Einsatz von KI in der Hochschullehre und verbessert individuelles Lernen durch automatische Bewertung von Lösungen. Niels Pinkwart kooperierte dabei mit der FernUniversität Hagen. In Kooperation mit dem Goethe-Institut entstehen KI-basierte Sprachkurse.
KI hat für Niels Pinkwart wie jede Technologie in der Bildung Vor- und Nachteile: „KI kann beispielsweise individuelle Lernverläufe begleiten, was wir in der Didaktik längst als Binnendifferenzierung kennen. KI birgt eine Reihe von Chancen für Diversität und Inklusion. Aber KI hat auch einen Training-Bias.“
Der Forscher glaubt, dass sich Rollen von Lehrenden und Lernenden in der Hochschulbildung verschieben: „Die Technologie wird bleiben.“