Eine andere Welt: Deutschlandstipendiatinnen zu Besuch bei den Roten Rosen

27.06.2024 Stipendiengeber Studio Hamburg Serienwerft lud am 25. Juni die diesjährigen Stipendiatinnen und Stipendiaten der Leuphana zum Set ein und zeigte auf, wie Drehpensum und Nachhaltigkeit auf die Produktion der Roten Rosen Einfluss nehmen.

©Leuphana
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Jeden Tag eine Folge. So lautet das Motto der Rote-Rosen-Produktion in Lüneburg. Das sei nicht nur ein Anspruch der Produktion, sondern Fakt. Da gäbe es auch keine Diskussion, denn genauso wie es an Weihnachten Geschenke gäbe, müsse an einem Tag eine Folge abgedreht sein, um die gesamte Planung einer Staffel einzuhalten, stellt Herstellungsleiter Kai Pegel fest. Er und seine Kollegin Daniela Behns, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Roten Rosen, begrüßen eine Gruppe von Studentinnen, die in diesem Jahr ein Deutschlandstipendium an der Leuphana erhalten. Im Konferenzraum am Set, wo sich sonst nur Regisseure, Schauspieler, Producer und Co. treffen, geben sie erste Einblicke in die komplizierten Abläufe der Produktion.

Erfolg der Serie kommt der Stadt, aber auch den Studierenden zugute

Die Serie, die seit 18 Jahren mit großem Erfolg in der Hansestadt gedreht wird, wird mindestens bis 2027 weitergedreht. Dies ist nicht nur gut für die Stadt, die sich über viele weitere Übernachtungsgäste freuen kann, sondern auch für die Studierenden der Leuphana, denn seit 2019 fördert Studio Hamburg das Deutschlandstipendium und kümmert sich nicht nur finanziell, sondern auch ideell um seine Stipendiaten. Kulturwissenschafts-Studentin Olivia wird bereits im zweiten Jahr in Folge von Studio Hamburg mit einem Stipendium gefördert und ist einfach glücklich über den perfekten Match mit ihrem Förderer. Für sie und ihr Studium hat der Besuch eine besondere Bedeutung: „Vor allem vor dem Hintergrund, dass ich selber gerade ein Videoseminar belege, bei dem wir die Grundlagen des Filmens lernen und ein eigenes Projekt realisieren, fand ich es sehr interessant, das, was ich im universitären Rahmen mache, in einem konkreten beruflichen Alltag wiederzufinden. Das Studio Hamburg zeigt mir neue Perspektiven auf, wohin meine Studieninhalte mich hinführen können. Deshalb ist es für mich so spannend, heute hinter die Kulissen einer so großen Serienproduktion zu schauen.“

Nach der Einführung wird die Gruppe in einem Rundgang durch das Studio geführt. Die rote Lampe über der Tür zeigt an: Hier darf jetzt niemand hinein! Die Stipendiatinnen warten deshalb vor der Tür und erfahren: Der straffe Zeitplan führt dazu, dass überall im Studio gleichzeitig gedreht wird und immer zwei Teams von Regisseuren, Kamera- und Tonleuten parallel arbeiten. Behns erklärt: „Eine Szene, die in einem Tatort bis zu acht Stunden wiederholt werden könne, müsse hier in einer Viertelstunde sitzen, deshalb darf beim Drehen nicht gestört werden.“Auf ihrem Rundgang erlebt die Gruppe die Aufnahme von zwei Szenen und wird unter anderem von Schauspieler Patrik Fichte als mögliche Komparsen begeistert begrüßt. Auch die älteste aktive Schauspielerin Deutschlands, Brigitte Antonius, 92, treffen sie im Studio. Charmant wünscht sie den Studierenden alles Gute und zieht weiter, um sich umzuziehen.

Vom Campus aus in eine andere Welt

Am Morgen mit dem Rad vom Uni-Campus gestartet, ist der Besuch auf dem Studiogelände für die Stipendiatinnen wie das Eintauchen in eine eigene Welt. Rebekka, Lehramts-Studentin an der Leuphana Graduate School, beschreibt diese so: „Eine Welt, in der bis auf die Dialoge und die Musik alles selbst produziert und jeden Tag aufs Neue eine ganze Folge mit 100 Seiten Drehbuch gedreht wird. In der 45 verschiedene Drehorte Tür an Tür aneinandergrenzen und auf jedes Detail - von der Licht-Schatten-Gestaltung über die Platzierung der Pflanzen bis hin zu eigens für die Sendung angefertigten Personalausweisen - geachtet wird. Es war für mich ein wirklich spannender und interessanter Besuch mit vielen neuen Einblicken, die man nicht alle Tage so erlebt.“

Nachhaltige Serienproduktion in Lüneburg

Auf Ihrem Weg durch das Studio werden zahlreiche Fragen zur Produktion beantwortet. Dass diese auch nachhaltig ist, erklärt Behns an einem Beispiel: „Wir befinden uns hier in der Requisite, dem eigentlich spannendsten Ort der gesamten Produktion. Hier lagern alle Gegenstände, die jemals in einer der 18 Staffeln verwendet wurden.“

Die Stipendiatinnen blicken sich im riesigen Lagerraum um, der aus deckenhohen Regalen und schmalen Gängen besteht. Hier stapeln sich Koffer, Bücher, Deko-Artikel und vieles mehr zum Einrichten der Wohnungen und Kulissen. Die Wohnungseinrichtungen würden jedoch nicht wie früher einfach abgerissen, wenn eine Staffel abgedreht ist, so Behns, sondern mehrfach wiederverwendet. Geschickt eingebaut werde dies auch in die Szenen der Serie, in denen Wohnungen von einem Akteur zum nächsten einfach weitervermittelt werden. So spare man nicht nur Kosten, sondern auch Ressourcen. „Green Production“ nennt sich das und als solche sind die Roten Rosen seit 2021 zertifiziert.

Dass die Roten Rosen als Produktion grün und nachhaltig sind, findet Manja, Stipendiatin der Leuphana Professional School, einfach großartig: „Ich wusste nicht mal, dass Dreharbeiten überhaupt nachhaltig sein können“.

Ein Stipendium auch für internationale Studierende

Dass das „Deutschland“stipendium auch internationale Studierende unterstützt und die Staatsangehörigkeit bei der Auswahl keine Rolle spielt, erklärt Dörte Krahn, Koordinatorin des Stipendienprogramms an der Leuphana. Dies sei für viele Internationale eine große Chance, die Studienkosten fern der Heimat mitzufinanzieren. Auch Ivelina, die aus Bulgarien stammt, und am Leuphana Kulturwissenschaften College studiert, erhält in diesem Jahr ein Stipendium an der Leuphana. Über die Exkursion sagt sie: „Ich wusste zwar immer, dass Filmsets groß sind, aber es war beeindruckend, dies live zu erleben. Das gesamte Team dort war außergewöhnlich nett, freundlich und aufmerksam. Ich habe die meisten Dinge verstanden, über die sie gesprochen haben, und es war sehr interessant für mich. Ich bin sehr dankbar für diese Gelegenheit, die uns geboten wurde. Es war eine großartige Erfahrung und eine Möglichkeit, in die Welt der Produktionen einzutauchen.“

Nach der Tour haben sich Manja, Olivia, Ivelina und viele weitere als Komparsen beworben und bereits Nachricht für weitere Informationen erhalten. Vielleicht werden wir einige von Ihnen statt auf dem Campus künftig auch auf dem Bildschirm sehen.

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Stipendiatin Olivia Kusch mit Herstellungsleiter Kai Pegel und Daniela Behns bei der Urkundenverleihung im Mai 2024. // Fotograf: Enno Friedrich

Deutschlandstipendium

Mit dem Deutschlandstipendium werden ausgewählte Studierende mit herausragenden akademischen Leistungen unterstützt, die durch nachhaltiges und soziales Engagement aufgefallen sind oder besondere Hürden in ihrer Bildungsbiographie überwinden mussten.

Das Deutschlandstipendium ist eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten für mindestens zwei Semester eine monatliche finanzielle Unterstützung von 300 Euro. Das Besondere: Das Geld kommt zur Hälfte vom Bund, die andere Hälfte aus privater Hand.

Mit einem Beitrag von 150 Euro pro Monat haben Unternehmen, Stiftungen und Bürgerinnen und Bürger so die Möglichkeit, die Studienbedingungen eines jungen Menschen wesentlich zu verbessern und ihn auf diese Weise auf seinem Weg zu bestärken

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  • Dörte Krahn