KI im Hafen – Leuphana zu Besuch bei der Studio Hamburg Serienwerft

04.07.2025 Die "Roten Rosen" luden am 25. Juni 2025 alle Deutschland-Stipendiaten der Leuphana zu sich auf das Studiogelände im Lüneburger Industriegebiet Hafen ein. Künstliche Intelligenz soll zukünftig die Arbeitsprozesse der Produktion erleichtern, die Kreativität aller Akteure aber nicht ersetzen.

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Rote Rosen: Gespräche mit Autoren
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Requisite der Roten Rosen
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Ein wichtiges Requisit

Einsatz künstlicher Intelligenz in der Film- und Serienproduktion

Die Studio Hamburg Serienwerft GmbH produziert seit 2006 die Erfolgsserie “Rote Rosen” im Lüneburger Industriegebiet Hafen - mit vielen Außendrehs in der malerischen Altstadt. Vor sechs Jahren begann Studio Hamburg damit, das Deutschlandstipendium an der Leuphana zu fördern und ist seitdem interesiert am Austausch mit der Universität und ihren Stipendiatinnen und Stipendiaten.

Durch die lange Geschichte der Roten Rosen hat sich über die Jahre ein immenser Datenschatz aufgebaut – etwa allein mehr als 4000 Drehbücher. Besonderer Fokus der Studioführung war in diesem Jahr deshalb der Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) auf den Produktionsprozess der Serie. Neben großen Veränderungen und neuen Möglichkeiten durch KI-gestützte Werkzeuge in der Nachbearbeitung der Folgen werden zum Beispiel bereits große Sprachmodelle (LLMs) eingesetzt, um die Konsistenz zwischen einzelnen Szenen und Folgen zu überwachen und Filmfehler zu vermeiden. Herstellungsleiter Kai Pegel betont jedoch:

„Bisher schreiben wir noch alle Geschichten und Drehbücher selbst. Und das sollte aus meiner Sicht auch so bleiben. Allerdings wollen wir die KI künftig nutzen, um Anschlussfehler zu vermeiden. Wenn also jemand in einer frühen Folge mal eine Laktose-Intoleranz hatte, sollte er Jahre später nicht ein Glas normale Milch in einer Szene trinken oder es sollte erklärt werden, warum er dies plötzlich verträgt.“

Neben den Stipendiatinnen und Stipendiaten der Leuphana war bei der Studioführung auch ein Wissenschaftler der Arbeitsgruppe für Künstliche Intelligenz und Erklärbarkeit (AIX) von Prof. Dr. Ricardo Usbeck anwesend, welches einen direkten Austausch zu technischen Details und Anwendungsmöglichkeiten ermöglichte. Für den Bereich der kooperativen Forschung und des Wissenstransfers ergaben sich hier spannende Perspektiven – insbesondere hinsichtlich der praktischen Anwendbarkeit KI-gestützter Systeme im realen Produktionsumfeld sowie der Möglichkeiten zur weiteren interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Medienpraxis und Wissenschaft. 

Darüber hinaus konnte auch das Media Studio des Projekts TrICo einen Einblick in die neuen filmischen Verfahren und innovativen Produktionsmethoden gewinnen. Für das Media Studio eröffneten sich wertvolle Einblicke in die Integration automatisierter Workflows, Echtzeit-Rendering und virtueller Produktionstechniken. Diese Erfahrungen ermöglichen nicht nur eine Erweiterung des technischen Verständnisses, sondern bieten auch konkrete Anknüpfungspunkte für eigene kreative Produktionen und experimentelle Formate. So entstanden neue Impulse für die Weiterentwicklung des mediengestützten Transfers an der Leuphana.
 

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Stammbuch aller Staffeln
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Im Schneideraum der Roten Rosen
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Er behält den Überblick über alle Staffeln

Vom Drehbuch über den Live-Dreh bis hin zur Postproduktion

Besondere Einblicke erhielten die Studierenden gleich zu Beginn über persönliche Gespräche mit einigen Autoren der Serie und später durch das Miterleben eines Live-Drehs am „Salzmarkt“. Diesen für Lüneburg typisch aussehenden Platz suchen die Rote-Rosen-Touristen allerdings vergeblich in der Hansestadt, denn er wurde extra für die Serie im Studio künstlich angelegt, um auch bei wichtigen Außen-Drehs für schlechtes Wetter gerüstet zu sein. 

Schließlich ging es noch in die Postproduktion: In einem kleinen Cutter-Raum sitzt Lars, der schon mindestens die Hälfte aller Rote-Rosen-Folgen geschnitten hat. Er erklärt den Interessierten am Bildschirm sehr anschaulich die Software, welche er für den Videoschnitt nutzt und wie aufwendig allein die Erstellung des Rohschnittes ist. Das Feature „Boring Detektor“, mit dem das Programm ihn automatisch auffordern würde, alle 3 Filmsekunden zu schneiden, nutzt er nicht, da verlässt er sich lieber auf sein Auge und seine Erfahrung.

Für viele der Fakultät Kulturwissenschaften aber auch Studierende anderer Fakultäten war es ein besonderes Highlight, hinter die Kulissen zu schauen, exklusive Informationen zu erhalten und einen Live-Dreh mitzuverfolgen. Stipendiatin Alena fasst den Tag zusammen:

„Besonders beeindruckt hat mich die Größe des Studios und die Liebe zum Detail, mit der die vielen verschiedenen Räume gestaltet waren. Spannend fand ich auch, mehr über die neuesten technischen Entwicklungen zu erfahren, sei es beim Licht oder im Videoschnitt."

Auch wenn sie selbst nicht zur wichtigsten Zielgruppe der Serie gehören, verlassen alle Studierenden nach einem spannenden Vormittag mit vielen positiven Eindrücken von Team und Produktion der Rosen das Set. Natürlich nicht ohne ihren Kontakt für eine Komparsen-Rolle abgegeben zu haben. Denn „interessiert schauen“ haben die meisten in Schule und Studium bereits gelernt. 

Made in Lüneburg

Seit 2006 wird die Serie Rote Rosen in Lüneburg produziert und ist seitdem zum Touristenmagneten für die Hansestadt geworden. Neben der regelmäßigen Ausstrahlung am Nachmittag macht sie bis heute einen erheblichen Anteil an den Einschaltquoten der ARD-Mediathek aus. Über 8000 Quadratmeter beträgt die Fläche des Studiogeländes. Darauf sind alle Sets, von der Gärtnerei, über das Hotel, die Wohnungen, das Krankenhaus, und weitere untergebracht, aber natürlich auch die Büros und sozialen Treffpunkte wie Cafeteria und Ruhezonen für die Akteure. Etwa 180 Mitarbeiter: Schauspieler, Regisseure, Cutter, Kameraleute, (Ton-) Techniker tragen von Lüneburg aus oder remote zum Erfolg der Serie bei. 

Kontakt

  • Dörte Krahn