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Gründen gegen die Einsamkeit: „groupya“ als digitale Plattform für echte Begegnungen

18.07.2025 Von der Feier zur Plattform – und warum ein Ideenwettbewerb den entscheidenden Unterschied machte.

Alles begann mit einem Gespräch bei kühlen Getränken auf einer Party. Lukas Thiée suchte jemanden zum Kitesurfen, Johannes van Deest einfach neue Kontakte. Nach dem Master an der Leuphana und dem Wegzug vieler Kommilito*:innen war seine Clique deutlich geschrumpft. Schnell wurde klar, wie schwer es ist, als junger Mensch neue soziale Verbindungen zu knüpfen – besonders in einer postpandemischen Realität. Ihre Erkenntnis: Es braucht ein digitales Werkzeug, das echte Treffen erleichtert – statt bloß noch mehr Bildschirmzeit zu erzeugen.

Die Idee einer Matching-App für spontane Freizeitaktivitäten war geboren. Was noch fehlte, war technisches Know-how. Durch ein gemeinsames Leuphana-Projekt lernte Johannes den Wirtschaftsinformatiker Eric Schneider kennen – erfahren, strukturiert, gründungsaffin. Gemeinsam entwickelten sie die Idee weiter: eine Plattform, die Menschen über gemeinsame Interessen zusammenbringt und gesellschaftlicher Isolation etwas entgegensetzt. Auch der Name änderte sich: aus „takepart“ wurde „groupya“.

©Sandra König
Auszeichung der Leuphana Gründungsidee des Jahres bei der Lünale im November 2024 - damals noch als „takepart“ - v. li.: Olaf Lies (damals Niedersächsischer Wirtschaftsminister), Christoph Steiner (Rainer Adank Stiftung), Gewinnerteam, Stefan Kleinheider (NBank)

Ein digitales Tool für analoge Verbindungen

Die Funktionsweise ist bewusst einfach gehalten: Wer Lust hat, mit anderen zu joggen, Brettspiele zu spielen, zu wandern oder ins Museum zu gehen, kann Aktivitäten erstellen oder an bestehenden teilnehmen – zunächst anonym, um die Hemmschwelle niedrig zu halten. Die App zeigt, wer interessiert ist – und ermöglicht echte Treffen ohne großen Aufwand. So entsteht ein soziales Netzwerk jenseits von Timelines und Like-Buttons.

„groupya“ ist als sogenannte multi-sided Plattform konzipiert: Neben Einzelpersonen können auch Vereine, gemeinnützige Organisationen oder kommerzielle Anbieter Events einstellen. Ziel ist der Aufbau von „Communities of Practice“ – lokale Netzwerke, in denen Austausch, Teilhabe und Lebensfreude im Mittelpunkt stehen.

„Der Wunsch, sich zu verabreden, ist riesig“, sagt Johannes. „Aber die meisten Plattformen setzen viel zu spät an. Wir helfen, dass der allererste Schritt überhaupt gemacht wird.“ Besonders wichtig: Bei „groupya“ muss sich niemand dafür rechtfertigen, nach Gesellschaft zu suchen. Die App schafft einen sicheren Raum, in dem das ganz selbstverständlich ist.

Vom Prototyp zur skalierbaren Plattform

Wie bei vielen Gründungsteams verlief der Anfang improvisiert. „Wir haben anfangs vieles mit Klebeband zusammengehalten“, erinnert sich Johannes. Das Drag-and-Drop-System, mit dem die App zunächst gebastelt wurde, war bald überfordert – ein kompletter technologischer Neustart folgte.

Mittlerweile wird die App von Grund auf neu programmiert: robust, datensicher und skalierbar. Der öffentliche Launch ist für Herbst 2025 geplant. Gestartet wird mit einer Pilotregion rund um Lüneburg – bevor „groupya“ bundesweit ausgerollt wird.

Ein Wettbewerb als Katalysator

Ein zentraler Meilenstein war die Teilnahme am Ideenwettbewerb „Leuphana Gründungsidee des Jahres“. Die Bewerbung mit vierseitiger Ideenskizze zwang das Team, ihre Vision zu schärfen, Zielgruppen zu definieren und das Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen.

„Rückblickend war das einer der wichtigsten Schritte“, sagt Johannes. „Es war ein kreativer Druck – aber auch ein Crashkurs in unternehmerischem Denken.“

Am Ende wurde „groupya“ nicht nur für die Shortlist nominiert, sondern auch mit dem Preis ausgezeichnet – gestiftet von der Rainer-Adank-Stiftung mit Unterstützung der NBank. Neben 3.000 Euro Preisgeld, das direkt in Gründung und Marketing fließt, war vor allem der Austausch auf der Lünale-Wirtschaftsgala wertvoll: Erste Kooperationsgespräche wurden dort angestoßen.

Gründung ist Teamsache

Heute arbeiten die drei Gründer*innen mit klarer Rollenverteilung: Johannes verantwortet Business Development und Strategie, Lukas steuert die Datenanalyse und die betriebswirtschaftlichen Themen, Eric bringt seine Tech-Expertise ein.

Aktuell sucht das Team gezielt Verstärkung im Bereich Design, Kommunikation und Community Building – idealerweise durch eine Mitgründerin, um das Team vielfältiger aufzustellen.

Mit dem niedersächsischen Gründungsstipendium, das dem Team bewilligt wurde, hat „groupya“ nun zusätzliche Ressourcen, um ihre Vision Realität werden zu lassen: eine App, die soziale Nähe wieder erlebbar macht – auf Straßen, in Parks und Cafés. Nicht in der Timeline, sondern im echten Leben.

Kontakt

  • Dipl.-Kfm. Carsten Wille
  • Prof. Dr. Reinhard Schulte
  • Robert Finn Hoyer, M.Sc.
  • Nicole Plaas
©Leuphana