Privatisierung im Gesundheitswesen – Chance oder Risiko?

Innovationen im Gesundheitswesen sind nur durch Privatisierung möglich

Das Gesundheitssystem in Deutschland – aber auch in anderen europäischen Ländern – erlebt, dass einst rein öffentlich bewirtschaftete Sektoren, wie zum Beispiel die stationäre Versorgung, zunehmend von privaten Anbietern und Initiativen geprägt werden. Eine Reihe von Gesetzen der letzten Gesundheitsreformen, soll unternehmerisches Handeln in der Gesundheitsversorgung anregen. Durch die Öffnung des europäischen Binnenmarktes für Dienstleistungen ist ein weiterer Impuls zur Privatisierung im Gesundheitssektor zu erwarten. Dem privaten Sektor wird auf Grund stärkerer Marktorientierung eine höhere Innovationsfähigkeit und Flexibilität zugeschrieben. Dies gilt insbesondere für die Fähigkeit Qualität zu steigern und Kosten zu sparen. In wie weit gelingt dies in Deutschland? Was kann noch getan werden?

Referenten:

Dr. Matthias Afting, Geschäftsführung Personal, DB Services: „Privatisierung als Chance zum Umdenken“

Prof. Dr. Edmund Neugebauer, Leitung, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Universität Witten /  Herdecke: „Echte Innovationen sind von der Privatisierung unabhängig“

Dr. Andreas Poensgen, Managing Partner, Turgot Ventures AG: „Marktstruktur und Innovationsfähigkeit“

Martin Menger, Vorstand Region Nord/Ost, Rhön-Klinikum AG: „Innovationen im Gesundheitswesen sind eher durch Privatisierung möglich – Ohne Gewinne keine Investitionen und ohne Investitionen keine Innovationen“

1. Leuphana Gesundheitsgespräche

Demografischer Wandel, technischer Fortschritt und steigende Leistungsausgaben stellen das deutsche Gesundheitssystem vor massive Herausforderungen. Welchen Beitrag kann in diesem Zusammenhang Privatisierung im Gesundheitswesen leisten? Diese gesundheitspolitische Diskussion wurde im Rahmen der 1. Leuphana Gesundheitsgespräche am 11. Oktober 2011 mit Spitzenvertretern aus dem Gesundheitsbereich geführt. Zum Thema „Privatisierung im Gesundheitswesen – Chance  oder Risiko?“ erörterten die Teilnehmer in drei aufeinander folgenden Panels die Frage, welche Formen der Privatisierung das deutsche Gesundheitswesen benötigt, um gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen adäquat begegnen zu können. Die Moderation übernahm Prof. Dr. Wulf Rössler, Leiter des Kompetenztandems „Vernetzte Versorgung psychisch erkrankter Menschen“ im Innovations-Inkubator Lüneburg und Professor für klinische Psychiatrie an der Universität Zürich.

 

Für Fragen und Informationen wenden Sie sich an: gesundheitsgespraeche@inkubator.leuphana.de.

Eindrücke des Tages finden Sie im Video auf dieser Seite sowie unter der Rubrik Experteninterviews:

 

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Kontakt

Innovations-Inkubator Lüneburg
Leuphana Gesundheitsgespräche
Raum VN 02.331, Volgershall
Volgershall 1, 21339 Lüneburg
Fon 04131.677.5459
Fax 04131.677.5581

Bei Privatisierungen bleiben ökonomisch nicht attraktive Aufgaben und Patienten auf der Strecke

Dem privaten Sektor liegt als Handlungsprinzip der Utilitarismus, der öffentlichen Hand das Handlungsprinzip der sozialen Gerechtigkeit zugrunde. Können diese Bedeutungszuweisungen für die privaten und die öffentlichen Akteure in der Gesundheitsversorgung in Deutschland weiter so aufrecht erhalten werden? Ergeben sich aus einer Neudefinition der privaten und öffentlichen Handlungsfelder Impulse zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens? Oder werden am Ende die Nachteile beider Versorgungsphilosophien überwiegen und ökonomisch nicht attraktive Aufgaben und Patienten auf der Strecke bleiben?

Referenten:

Dr. Martin Schölkopf, Leiter des Referats für Grundsatzfragen der Gesundheitspolitik, Bundesministerium für   Gesundheit: „Wichtiger als Organisationsform oder Trägerstruktur sind im Gesundheitswesen Qualität und Wirtschaftlichkeit der Leistungserbringung“

Dr. Jens Deerberg-Wittram, Mitglied der Geschäftsführung, Schön Klinik: „In der richtigen Klinik ist jeder Patient ökonomisch attraktiv“

Dr. Volker Leienbach, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, Verband der privaten Krankenversicherung e.V.: „Privat und Staat als Stärke des deutschen Gesundheitswesens“

Sophia Schlette, MPH, Europäische und internationale Koordinierung, Gemeinsamer Bundesausschuss: „Privat und öffentlich: Die Mischung macht‘s“

Patient im Mittelpunkt, Geld im Vordergrund – Die Diskussion um Privatisierung ist primär durch die Verteilung von Pfründen getrieben

Gegenwärtig entstehen im deutschen Gesundheitswesen zahlreiche neue Finanzierungs- und Versorgungsmodelle. Gemeinsam ist der Vielzahl dieser Modelle eine Orientierung am Ideal der Wirtschaftlichkeit. Gleichzeitig findet eine zunehmende Verschiebung der Verantwortung für Implementierung, Qualität und Wirtschaftlichkeit von Versorgung auf die Ebene der Leistungserbringer statt und damit eine Privatisierung der Versorgungsverantwortung. In diesem Zusammenhang ist die Frage, inwieweit sich die Verteilung der Ressourcen am Bedarf oder an den intrinsischen Interessen der Institutionen orientiert, von zentraler Wichtigkeit. Ist die Verteilung der Ressourcen am wirklichen Bedarf orientiert? Oder wird die Gesundheitsversorgung vielmehr durch finanzielle Interessen und die Verteilung von Pfründen gesteuert?

Referenten:

Prof. (apl.) Dr. Hans Joachim Salize, Leiter Arbeitsgruppe Versorgungsforschung, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit: „Fragmentierte Finanzierungsträgerschaften – die Wurzel des Übels?“

Dr. Axel Paeger, CEO und Vorsitzender des Vorstands, AMEOS Gruppe: „Die Privatisierung öffentlicher Psychiatrischer Krankenhäuser spart Geld zum Nutzen der Patienten“

Jürgen Graalmann, Geschäftsführender Vorstand, AOK-Bundesverband: „Weniger ist mehr“ (in Vertretung durch Tim Rödiger, Abteilungsleitung Unternehmensentwicklung)

Dr. jur. Rainer Hess, Unparteiischer Vorsitzender, Gemeinsamer Bundesausschuss: „Wie viel Privatisierung in einem 2. Gesundheitsmarkt verträgt das solidarische System der gesetzlichen Krankenversicherung?“

Dr. Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV): „The other way – die Versorgung aus einer Hand in der gesetzlichen Unfallversicherung“