Auswirkung der EU-Regulierung auf die Qualität der Abschlussprüfung in Deutschland

Auftaktveranstaltung Leuphana Wirtschaftsforum

Eröffnet wurde das Leuphana Wirtschaftsforum im Sommersemester 2015 durch Prof. Dr. Schall, den Dekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg. Im Anschluss stellte Prof. Dr. Velte die fünf Teilnehmer der Podiumsdiskussion zum Thema Audit vor: Joachim Riese (Warth & Klein Grant Thornton AG), Prof. Dr. Bernd Schichold (Graf Lambsdorff & Compagnie), Klaus J. Grimberg (FEA e.V.), Dr. Arno Probst (BDO AG), Harald Kayser (PWC).

Die neue EU-Regulierung für die Abschlussprüfung

Der inhaltliche Teil begann mit der Vorstellung des Inhalts und den Folgen der neuen Verordnung Nr. 537/2014 EU für Unternehmen durch Prof. Dr. Velte. Das Ziel sei die Qualitätsverbesserung von Jahresabschlüssen und dies soll erreicht werden durch regelmäßige externe Rotation der Wirtschaftsprüfungsunternehmen. Das heißt, dass Unternehmen des öffentlichen Interesses grds. alle zehn Jahre ihre Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wechseln müssen, und für die abgelöste Prüfungsgesellschaft eine Sperrzeit von vier Jahren gilt. Die externe Rotation soll die bestehende interne Rotation nach sieben Jahren, d.h. den Wechsel des Prüfungspartners innerhalb der Prüfungsgesellschaft, ergänzen.

Harald Kayser, Mitglied des Vorstands von PWC, hielt die interne Rotation nach sieben Jahren für angemessen, da so Betriebsblindheit vorgebeugt werden könne und die grundlegende Skepsis des Prüfers gewahrt werde. Da ein Wirtschaftsprüfer jedoch zwei bis drei Jahre brauche, um sich einzuarbeiten, sei die interne Rotation vorteilhafter, da so das kumulierte Wissen über das geprüfte Unternehmen in der Prüfungsgesellschaft bewahrt werde.

Auf die Frage, ob die externe Regulation eine Überregulierung darstelle, entgegnete Prof. Dr. Bernd Schichold, dass  er die externe Rotation grundsätzlich für sinnvoll halte, sie aber gleichzeitig dazu führe, dass sich der Markt auf die „Big Four“ fokussiere und eine Marktkonzentration entstehe, mit der mittelständische Prüfungsgesellschaften zu kämpfen haben.

Zu der Frage, ob die externe Rotation Vorteile für mittelständische Prüfungsunternehmen schaffe, warf Joachim Riese ein, dass die von dem Gesetz betroffenen DAX 30-Unternehmen für den Markt der mittelständischen Prüfungsgesellschaften ohnehin nicht interessant seien. Große DAX Unternehmen würden Wirtschaftsprüfer der „Big Four” bevorzugen.

Dr. Arno Probst befürchtete, dass durch die externe Rotation eine verschärfte Wettbewerbssituation eintritt. Dass die externe Rotation die Qualität der Abschlussprüfung erhöhe, sei ohnehin nicht erwiesen.

Klaus J. Grimberg fügte hinzu, dass es zwischen den Prüfungen der „Big Four“ und „Non-Big Four“ keine signifikanten Unterschiede gebe, den kleineren Gesellschaften jedoch schlichtweg die “Manpower” fehle, um wettbewerbsfähig zu sein. Auch der internationale Ruf fehle den kleinen Prüfungsgesellschaften.

Prof. Dr. Velte warf in diesem Zusammenhang den Begriff “Zwei-Klassen-Prüfungsgesellschaft” in den Raum.

Müssen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Beratung und Prüfung voneinander trennen?

Das zweite große Diskussionsthema leitete Prof. Dr. Velte mit der Frage  ein, inwiefern Wirtschaftsprüfungsgesellschaften beratende und prüfendende Tätigkeiten voneinander trennen sollten. Dabei verwies er auf das HGB, welches bereits einen Paragraphen enthält, der besagt, dass sich die “Nichtprüfungstätigkeit sich nicht wesentlich auf den zu prüfenden Abschluss auswirken darf”. In der Praxis sei es sinnvoll, den Unternehmen ein “Full-Service Konzept” anzubieten, auch wenn große Unternehmen zu einer “Clear Policy” tendieren und eine strikte Trennung von Beratung und Prüfung bevorzugen, so die Redner.

In einem Punkt waren sich die Teilnehmer der Diskussion einig: Die Details der neuen Regelung seien zum jetzigen Zeitpunkt weder auf Bundes- noch auf EU-Ebene ausreichend ausdiskutiert, sodass eine Harmonisierung der Abschlussprüfung auf EU Ebene in den nächsten Jahren nicht erwartet werden könne.

Abschließend wurde dem Publikum die Möglichkeit gegeben den Rednern Fragen zu stellen. Unter anderem ging es den Hörern um das zentrale Thema der Arbeitgeberattraktivität führender Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Die Redner waren sich einig, dass das Image der Branche aufgebessert und das Anfangsgehalt für künftige Talente attraktiver gestaltet werden muss.

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  • Prof. Dr. Patrick Velte