Das Ende von Führung: Was eine Führungskraft heute ausmacht

7.6.2016 | 10:15 Uhr | W Aula

Prof. Dr. Deller stellte den Vortragenden Dr. Moritz von Campenhausen zu Beginn kurz vor. Dr. von Campenhausen hat Stationen in der Strategieberatung bei The Boston Consulting Group und in der Wirtschaft beim AXA-Konzern durchlaufen, bevor er zu Egon Zehnder International kam. Dr. Moritz von Campenhausen ist Berater im Hamburger Büro und leitet die Assessment und Development Practice Group in Deutschland, die sich um die Beurteilung und Entwicklung von Führungskräften, Teams und Organisationen kümmert. Zusätzlich betreut Dr. von Campenhausen Mandate im Bereich Finanzdienstleistungen.

Herr Dr. von Campenhausen leitete seinen Vortrag mit einem kurzen Rückblick auf die Entwicklung des Verständnisses von Führung von der Ära der Körperschaften zur Kompetenztheorie von McClelland ein. Hinsichtlich Führungstypen führte Dr. von Campenhausen aus, dass bestimmte Führungstypen – sogenannte Spiky Leaders – Erfolgsmaße wie Umsatzwachstum tatsächlich beeinflussen können. Egon Zehnder nutzt ein Kompetenzmodell, dass Führungskräfte hinsichtlich reaktiver (positiv reagierend, Stufe 1-2), aktiver (typisches Verhalten, Stufe 3-4) und proaktiver Verhaltensweisen (Fähigkeit zur Transformation, Stufe 5-7) unterscheidet. Laut Dr. von Campenhausen wird Führung heutzutage von sechs Trends beeinflusst: Demografischer Wandel, abnehmende Anzahl an Fachkräften, Veränderungen der Ansprüche der Geführten (z.B. Generation Y), Digitalisierung, Globalisierung und VUCA (Volatile, Uncertainty, Complexity, Ambiguity).

VUCA führe dazu, dass sich die Dimensionen die langfristigen Unternehmenserfolg ausmachen verändert haben. Dr. von Campenhausen definierte fünf neue Herausforderungen: Bewältigung von Komplexität, Orchestrieren von Kreativität, Stärken der emotionalen Verbundenheit, Verankerung in der Gesellschaft und Entwicklung zukunftsfähiger Führung. Diese neuen Herausforderungen zeigten sich auch dadurch, dass sich der Anteil von Teamarbeit in den letzten 30 Jahren radikal verändert hat: 1980 wurden nur ca. 20% der Arbeit in Teams erledigt, während in 2010 bereits ca. 80% in Teams stattfand. Auf  Basis dieser Veränderungen in Richtung Teamarbeit tritt der Begriff des Potenzials neben den Begriff der Kompetenzen. Potenzial beschreibe „was werden kann“ und setze sich aus vier Bereichen zusammen: Engagement, ganzheitliches Denken, Entschlossenheit und Neugier. Als Beispiel zeigte Dr. von Campenhausen ein Video von Jeff Bezos, CEO von Amazon und Entwickler von dem eBook-Reader kindle, der völlig neuartig über den Wert von Büchern nachdachte und damit in der Lage war den eBook-Markt zu revolutionieren. Abschließend zeigte Dr. von Campenhausen eine Hierarchie der Entwicklung von Führungskräften, bestehend aus Wissen, Fertigkeiten, Identität,  Eigenschaften und Motivation. Dabei ist Wissen noch leicht zu verändern, wohingegen die innere Motivation einer Führungskraft schwieriger zu verändern sind. Um Führungskräfte sinnvoll zu entwickeln müsse Entwicklung auf der richtigen Ebene dieser Hierarchie ansetzen.

Herr. Dr. von Campenhausen gab den Studierenden zum Abschluss die folgenden drei Ratschläge mit auf den Weg: Vernetzen Sie sich! Haben Sie Mut zum Risiko! Hören Sie auf Ihr Gefühl! Dr. von Campenhausen ermöglichte den Zuhörerinnen und Zuhörern nach dem Vortrag noch Fragen zu stellen. Die Fragen bezogen sich unter anderem auf die folgenden Punkte: Welchen Hintergrund hat die Aussage, dass die Anzahl der Führungskräfte abnimmt? Wir wird das Potenzial von Führungskräften erkannt und gemessen? Welche Kriterien gibt es für die Potenzialerfassung? Was können Führungskräfte in Unternehmen von Führungskräften im Sport lernen?