Kritik ausstellen. Leuphana-Studierende realisierten Ausstellung in Berlin

08.02.2023 Eine eigene Ausstellung konzipieren und umsetzen: Diese Chance hatten Masterstudierende im Rahmen des Komplementärmoduls. Das Seminar war eine Kooperation mit der Akademie für Künste und der Humboldt Universität, in der Lüneburger und Berliner Studierende aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenkamen. Bei der Eröffnung des Kongresses „Die Zukunft der Kritik“ wurde die Ausstellung Ende vergangenen Jahres in Berlin vor Vertreter*innen aus Kunst, Literatur, Film, Theater und Wissenschaft präsentiert.

Zwei Studierende in der Ausstellung Kritik Ausstellen an der Akademie der Künste, Pariser Platz, Berlin. ©David Kraus
Zwei Studierende in der Ausstellung Kritik Ausstellen an der Akademie der Künste, Pariser Platz, Berlin.

Wie kann man kritische Praktiken – zum Beispiel Film-, Theater- oder Literaturrezensionen – für ein Publikum ausstellbar machen? Einen kritischen Text in eine Vitrine zu legen würde wohl kaum größeres Interesse bei Besucher*innen auslösen: Über eine zugänglichere Form nachzudenken und diese letztendlich auch umzusetzen war die Herausforderung, der sich Teilnehmende des Seminars „Kritik ausstellen“ im vergangenen Semester gestellt haben. Die Kunsthistorikerinnen Jordan Troeller von der Freien Universität Berlin und Angela Lammert von der Berliner Akademie der Künste leiteten das Komplementärseminar. Beate Söntgen, Professorin für Kunstgeschichte am Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft, war beratend an der Konzeption und Durchführung der Lehrveranstaltung beteiligt.

In Gruppen beschäftigten sich die Masterstudierenden mit verschiedenen Kritiker*innen, etwa mit der Schriftstellerin Emine Sevgi Özdamar, dem Architekten Adolf Behne, der Schauspielerin und Journalistin Lucy von Jacobi oder mit Bertold Brecht. „Es ging nicht nur darum, über die Kritiken nachzudenken und sie zu analysieren“, erklärt Beate Söntgen, „sondern zu überlegen, wie man das, was man aus den Kritiken herausnehmen kann, für das Publikum einer Ausstellung sichtbar und zugänglich macht.“ Am Ende sind zwei Podcasts, ein Film, vier Vitrinen und zwei Plakate aus dem Projekt hervorgegangen. Beim Kongress „Zukunft der Kritik“ in Berlin wurden die Objekte schließlich in einer Ausstellung vor Künstler*innen, Schriftsteller*innen, Theatermacher*innen und Wissenschaftlerinnen präsentiert.

An zwei Wochenenden kamen Studierende und Dozentinnen aus Lüneburg und aus Berlin im Archiv der Akademie für Künste zusammen. Die Recherchen wurden vorbereitet und unterstützt durch die Mitarbeitenden des Archivs. Sowohl Masterstudierende der Leuphana als auch Studierende der Humboldt Universität Berlin hatten während des Blockseminars die Möglichkeit, das Archiv der kennenzulernen und für ihre Recherchen sowie für die Entwicklung der Ausstellung zu nutzen. Beim Blick ins Archiv standen die Teilnehmenden vor verschiedenen Fragen: Wie schauen wir von heute aus auf das Material? Was ist daran fremd, was ist daran interessant – auch für die heutige Zeit? „Das Archiv als Wissensquelle zu nutzen, war für viele Studierende neu. Der erste Impuls bei den meisten war, ihr Thema erst einmal online in die Suchmaschine einzugeben. Und einige haben gesagt, dass sie im Internet nicht viel finden konnten“, erzählt Jordan Troeller, „das war auch ein schönes Ergebnis der Lehrveranstaltung: Zu erkennen, was überhaupt alles in einem Archiv steckt und wieso es so wertvoll ist, Archive in unserer heutigen Gesellschaft zu pflegen.“

Nachdem sie vergangenes Sommersemester als Lehrbeauftragte an der Leuphana tätig war, wird Jordan Troeller künftig nach Lüneburg zurückkehren: Am 1. April 2023 tritt die Kunsthistorikerin eine Juniorprofessur am Institut für Kunst, Musik und ihre Vermittlung der Fakultät Bildung an.