Zukunftsorientierte Lernarchitektur

06.04.2023 Mit den Transformations::Räumen entsteht an der Leuphana gemeinsam mit Studierenden und Lehrenden ein neuer Lernort. Auch das Lehrentwicklungsprojekt „Lehrinnovation durch Stärkung der Debattenkultur“ (LSD) nutzt die Transformations::Räume, um anders zu lehren und zu lernen.

Transformationsräume ©Leuphana/Ciara Charlote Burgess
Transformationsräume ©Leuphana/Ciara Charlote Burgess
Transformationsräume ©Leuphana/Ciara Charlote Burgess

Das Sonnenlicht fällt durch die großen Fenster der Transformations::Räume gegenüber der Bibliothek. Auf einem hellen Sofa und dunklen Sesseln sitzen die Mitarbeiter*innen des Lehrentwicklungsprojekts „Lehrinnovation durch Stärkung der Debattenkultur“ zusammen. „Die Offenheit der Räume und die freundliche Atmosphäre fördert die Interaktion und wir können die Transformations::Räume als Anlaufstelle für Interessierte unseres Projekts etablieren“, sagt das Team. Gemeinsam mit Projektleiterin Dr. Steffi Hobuß möchten elf studentische, teils internationale Mitarbeiter*innen aus unterschiedlichen Studiengängen durch das Lehrentwicklungsprojekt für Sprechsituationen in Lehrveranstaltungen sensibilisieren.

„Sprechsituationen an der Universität sind nicht immer positiv für alle Beteiligten. Einige Studierende fürchten etwa zu versagen und nicht gut genug zu sein. Deshalb beteiligen sie sich nicht an der Seminardiskussion. Umgekehrt kann es für Lehrende unangenehm sein, wenn Studierende schweigen. Durch den Fokus auf Sprechsituationen blicken wir auch auf Machtstrukturen und -mechanismen, die die Debattenkultur an der Universität prägen und oftmals Unbehagen auslösen“, erklärt das Team. Sowohl Lehrende als auch Studierende sollen für ermöglichende und erschwerende Bedingungen des Sprechens in Lehrveranstaltungen sensibilisiert werden. Ziel ist es, eine aktive Teilnahme möglichst vieler Studierender an Diskussionen vor allem in Seminaren zu fördern und damit zu einer besseren Debattenkultur an der Universität beizutragen.

Die Beteiligten entwickeln dafür unter anderem eine studentische Initiative, die den reflektierten, respektvollen und konstruktiven Austausch einerseits unter Studierenden und andererseits zwischen Studierenden und Lehrenden über Sprechsituationen in Lehrveranstaltungen fördert. Die Transformations::Räume unterstützen durch ihre Architektur den kreativen Austausch, sagt das Team: „Es gibt viel Gestaltungsfreiheit. Wir können den Ort als Arbeitsraum für unsere Projekttreffen nutzen, als sicheren Ort für sensible Gespräche oder für unsere Workshops einrichten.“ Das Lehrentwicklungsprojekt wird von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre mit etwa 225.000 Euro gefördert.

Die Projekttreffen zur Debattenkultur sind aber nur ein Beispiel für die Nutzung der neuen Transformations::Räume. „Wir haben uns mit der Frage beschäftigt, wie ein physischer Raum das Lernen und unser Miteinander beeinflusst. Welche Praktiken werden durch unterschiedliche Raumgestaltungen gefördert? Wir setzen auf Partizipation“, erklärt Dr. Theres Konrad, die als Lernarchitekturagentin im Kooperationsservice die Entwicklung der Transformations::Räume begleitet. Zentral auf dem Campus gelegen, ist durch die Umgestaltung von Räumen der ehemaligen Ladenzeile ein Raumensemble aus Lehr-Lernräumen und studentischen Innovationsräumen entstanden. Bewusst gibt es vielfältige Möbelstücke – vom Strandstuhl übers Sofa bis zum Hocker, vom Couchtisch über die Arbeitsplatte bis zur Pinnwand, um möglichst viele Lern- und Lehr-Situationen zu ermöglichen. Die Neugestaltung der Transformations::Räume wird vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft und die Dieter Schwarz Stiftung im Rahmen der Förderinitiative „Raumlabore. Experimentierräume für zukunftsorientierte Lernarchitekturen“ mit 100.000 Euro gefördert. „Für den Stifterverband war es spannend, dass wir die Räume im Experiment mit den Studierenden und Lehrenden entwickeln, zentriert um die Kompetenzen zur Transformation, Innovation und zukunftsbasierter Lehre“, erklärt Dr. Annette Schöneck, Referentin für Entrepreneurship. In begleitenden Lehrveranstaltungen wurden die Räume bereits mit Studierenden erprobt. Auch studentische Initiativen treffen sich dort und Interessierte können hinzukommen.

Jetzt geht das Projekt in die zweite Phase. Innerhalb der vorlesungsfreien Zeit ist ein Programmheft für das Sommersemester entstanden. Interessierte können sich auf Veranstaltungen zu den Themen „Transforming *space *self *society und *education“ freuen. Die Raumausstattungen werden sich über die nächsten Monate weiter verändern und durch begleitende Evaluation verbessern. Die Cradle-to-Cradle-Initiative wird beispielsweise durch ihr Hands-On-Projekt die Transformations::Räume aktiv weiter gestalten.

Bundesweit hatten sich 136 Hochschulen um eine Förderung beworben, fünf von ihnen konnten sich mit ihren Konzepten durchsetzen. Die Ergebnisse aus den Evaluationen werden mit den teilnehmenden Hochschulen geteilt.

Operativ verantwortet werden die Transformations::Räume vom Kooperationsservice der Leuphana und dort federführend von Dr. Theres Konrad, Dr. Nicolas Meier, Dr. Annette Schöneck und Andrea Japsen betreut und koordiniert.

Wissenschaftlich und didaktisch verantwortet und begleitet wird das Projekt durch Prof. Dr. Steffen Farny, Prof. Dr. Torben Schmidt, Prof. Dr. Matthias Wenzel und Prof. Dr. Boukje Cnossen. Dr. Julia Webersik und Katharina Trostorff unterstützen das Projekt von Seiten des Lehrservice.

Als zentrale Partner*innen, Mitbetreiber*innen und Mitentwickler*innen sind Studierende zahlreicher Initiativen und Transformationsbegeisterte aller Disziplinen sowie weitere Praxispartner aus der Region eingebunden.