Digitalisierung im Medienbereich: Ist Deutschland ein Entwicklungsland?

Gregor Landwehr | Akademie für neuen Journalismus

Juniorprofessor Dr. Mario Mechtel hatte Gregor Landwehr zu einem Vortrag im Rahmen des Leuphana Wirtschaftsforums zum Thema „Digitalisierung“ eingeladen. Gregor Landwehr studierte nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann Rhetorik, Kunstgeschichte, Philosophie und Politik in Tübingen. Seit zehn Jahren arbeitet er als Journalist, mit unterschiedlichen Stationen bei öffentlichen Medienunternehmen (z.B. ARD, ZDF, WDR). 2012 gründete er mit einem Kollegen die Akademie für neuen Journalismus. Derzeit ist er beim WDR in der Programmentwicklung tätig. 

Gregor Landwehr begann seinen Vortrag mit dem Titel „Digitalisierung im Medienbereich: Ist Deutschland ein Entwicklungsland?“, mit der These, dass Deutschland in einigen Bereichen tatsächlich ein Entwicklungsland sei. Als Beispiel nannte er unter anderem, dass viele Trends in der Medienbranche nicht in Deutschland entwickelt, sondern hier nur adaptiert oder schlecht kopiert werden. Die treibenden und dominierenden Kräfte in dem Bereich seien schon lange keine deutschen Medienunternehmen mehr.

Im ersten Teil des Vortrags analysierte Gregor Landwehr den aktuellen Zustand der Medienbranche, untermauert mit zahlreichen Zahlen des Allensbach Instituts. Er zeigte zum Beispiel, wie sich das Mediennutzungsverhalten verändere und Zeitungen zunehmend weniger wichtig werden. Dies treffe insbesondere auf die junge Zielgruppe der 14-19 Jährigen zu, die ihr Informationsbedürfnis nahezu ausschließlich über das Internet befriedigten. Herr Landwehr ging auch darauf ein, dass der herrschende Kostendruck bei Printmedien eine Abwärtsspirale in Gang setze, bei der die Reduktion der Seitenzahlen und Mitarbeiter zu Qualitätseinbußen führten, was wiederum zu sinkenden Auflagen und Umsatzzahlen führe. Zusätzlich zeigte er auf, dass der Markt der Onlinewerbung weitestgehend von den großen Internetunternehmen, wie Google und Facebook, besetzt sei. Dies mache die Kompensation der Einbußen durch sinkende Verkaufszahlen der Printmedien durch Online-Werbung nahezu unmöglich.

Im zweiten Teil blickte Gregor Landwehr nach vorn und diskutierte mögliche Lösungsstrategien. Er argumentierte, dass sich die Medienbranche auf ihre Kernkompetenzen, wie Recherchekompetenz und Unabhängigkeit fokussieren und die Qualität der Produkte in den Vordergrund stellen sollte. Hochwertige Zeitschriften wie zum Beispiel „Landlust“ zeigten, dass man mit qualitativ-hochwertigen Inhalten auch im Printbereich erfolgreich sein kann. Abschließend analysierte Gregor Landwehr noch Zukunftstrends, die die deutsche Medienbranche nicht verschlafen dürfe. Dazu gehörten unter anderem die Nutzung von Messaging-Diensten (z.B. Whatsapp, FB Messenger) um jüngere Zielgruppen zu erreichen und das Angebot von hochwertigen Bewegtbildinhalten, die momentan schon auf Portalen wie Youtube, Facebook und auch Snapchat gut funktionieren.

Hier erfahren Sie mehr zum Vortragenden Gregor Landwehr von der Akademie für neuen Journalismus.

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  • Prof. Dr. Mario Mechtel