NORTEC Messe: Debatte in der Speakers Corner
24.01.2024 Auf der NORTEC drehte sich alles um energieeffiziente Produktion - von Best Practice und Förderprogrammen bis hin zu innovativen Strategien für nachhaltige Wertschöpfung.
Auf der NORTEC, der Fachmesse für Produktion in Norddeutschland, präsentieren sich zahlreiche nationale und internationale Ausstellende aus sämtlichen Stationen der Wertschöpfungskette der Metallbearbeitung. In der Speaker’s Corner auf dem Messegelände drehte sich alles um die „Energieeffiziente Produktion“.
Prof. Dr.-Ing Enno Stöver von der Hochschule für Angewandte Wissenschaft Hamburg (HAW Hamburg) machte im Zuge des Projektes der Innovation Community „Nachhaltige Produktion“ deutlich, wie Unternehmen von Communities durch Austausch, Best Practices und die Expertise der Wissenschaft profitieren.
Impulse für eine klimafreundliche Produktion kamen von Frank Tießen, der aus dem Arbeitsalltag der Umwelt- und Energieberatung der Handelskammer Hamburg (HK) berichtete aus: Trotz der Spannungsfelder, die es im betrieblichen Klimaschutz gibt, seien für viele Unternehmen die gesellschaftliche Verantwortung, aber auch der Kosten- und Kundendruck sowie Vorschriften wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das Energieeffizienz- oder das Gebäudeenergiegesetz Motivation, um aktiv zu werden.
Dabei ginge es um die Betrachtung der gesamten Prozesskette und eine Weiterentwicklung von Methodiken zur Bewertung einer klimaneutralen und energieeffizienten Produktion. Die Erfahrungen zeige, dass hier Interesse besteht und auch noch Unsicherheiten im Umgang mit politischen Zielsetzungen abzubauen sind.
Unternehmen jeglicher Größe könnten an den unterschiedlichsten Stellen in das Thema einsteigen. Mit dem kostenfreien Angebot der Umwelt- und Energieberater der HK könnten Energiepotenziale identifiziert werden. Die daraus abgeleiteten Maßnahmen können zum Austausch der Beleuchtung über die Anschaffung neuer Anlagen führen. Letztere können nicht nur zu Einsparung von Strom, sondern auch von Wärme und Materialeinsatz führen. Seit 2003 besteht die Möglichkeit der Umweltpartnerschaft in Hamburg, die inzwischen ein diverses Netzwerk von 1.600 Unternehmen umfasst.
Dr. Hauke Kloust von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) fokussierte sich in seinem Beitrag auf zwei Förderstränge der IFB: Das Programm „Unternehmen für Ressourcenschutz“, in dem Machbarkeitsuntersuchungen sowie Investitionen in Produktionsanlagen oder Gebäudetechnik, die zur Einsparung von CO2-Emissionen beitragen, finanziert werden. Gleiches gilt für Materialeffizienz und Wassereinsparung sowie die Vermeidung von Abwärme. Hierbei können bis zu 50 Prozent der Kosten gefördert werden.
Die Förderinitiative „Green Potential Screening“ ermöglicht Unternehmen eine Förderung von bis zu 70 Prozent. Hochschulen können sogar bis zu 100 Prozent gefördert werden. Das Programm identifiziert bisher ungenutzte Potentiale zur Verbesserung des Klima- und Umweltschutzes im Unternehmen. Im Mittelpunkt stehen Innovationen in den Bereichen Ressourcen- und Energieeffizienz sowie der Kreislaufwirtschaft.
Prof. Dr. Arne Speerforck von der Technischen Universität Hamburg stellte die aktuellen Ergebnisse eines praktischen Anwendungsbeispiels aus der technischen Thermodynamik vor. In Kooperation mit dem Unternehmen Weiss Technik ist ein "Green Potential Screening" entwickelt worden.
Prof. Dr. Henner Gärtner von HAW Hamburg beleuchtete die „Energieeffiziente Produktion" unter Aspekten der Herstellerstrategien für nachhaltig nutzbare Produkte. Nicht nur die Produktionsprozesse, sondern auch die Produkte selbst sowie die Verhältnismäßigkeit von Umweltverträglichkeit der Herstellung und der Nutzung müssten überdacht werden. Dabei sei das Auto wohl das deutlichste Beispiel, da es im Schnitt nur eine Stunde am Tag benutzt werde. Doch sollten auch andere Produkte wie Fernseher, Rasenmäher und Schlagbohrer überdacht werden.
Als Lösungsansätze dienen u.a. die Reparierbarkeit von Produkten (kein Verkleben von Bauteilen, z.B. im Handy), ihre Kreislauffähigkeit sowie Sharingmodelle.
Im Anschluss diskutierten Prof. Dr. Enno Stöver, Prof. Dr. Arne Speerforck und Frank Tießen in einem von Katharina Keienburg (IKS Hamburg) moderierten Studiotalk über die Möglichkeiten und Chancen für Unternehmen aus dem Netzwerk, im Bereich energieeffiziente Produktion neue Akzente zu setzen.