Geschlechtergerechte Sprache

Geschlechtergerechte Sprache sollte nicht nur die Berücksichtigung von zwei Geschlechtern, „Frauen“ und „Männern“, sicherstellen. Die „Doppelform“, d.h. die Nennung der weiblichen und männlichen Form (Kolleginnen und Kollegen) sowie deren Verkürzung mittels Binnen-I (KollegInnen) schließen noch immer Menschen aus, die sich nicht in das System von nur zwei Geschlechtern einordnen können oder wollen. Sie werden in den meisten konventionellen Sprech- und Schreibweisen schlicht ignoriert.

Das Gleichstellungsbüro der Leuphana Universität Lüneburg empfiehlt daher je nach Kontext den Gebrauch der sogenannten Sternchenform, um die Vielfalt möglicher und bestehender Geschlechter sprachlich sichtbar zu machen oder die Verwendung von neutralen Formulierungen, um alle Geschlechter miteinzubeziehen und geschlechtliche Kategorisierungszwänge zu vermeiden. Neben anderen Maßnahmen trägt geschlechtergerechte Sprache dazu bei, die geschlechtliche Vielfalt von Menschen anzuerkennen sowie insbesondere der Diskriminierung von Frauen, trans, inter* und nicht-binären Menschen an der Universität und darüber hinaus entgegenzuwirken. 

Im Folgenden sind einige Hinweise und Empfehlungen aus der Arbeitshilfe des Gleichstellungsbüros für ein geschlechtergerechtes Schreiben und Sprechen an der Leuphana Universität zusammengefasst.

  • Sternchenform
  • Unterstrich
  • Doppelform & Binnen-I
  • Geschlechtsneutrale Formulierungen & Umschreibungen
  • Aussprache
  • Barrierefreiheit
  • Rechtschreibung im Rahmen von Prüfungsleistungen
  • Anrede & Pronomen
  • Weitere Informationen

Sternchenform

Allgemeine Form:Mitarbeiter*in, Mitarbeiter*innen

Mit dem Sternchen (*) wird die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten und Positionierungen angedeutet und dabei eine Repräsentanz für nicht-binäre Positionen jenseits oder zwischen Identifizierungen als „weiblich“ oder „männlich“ geschaffen.

Umlaut: Wenn die feminine Form mit einem Umlaut gebildet wird, es also keinen gleichlautenden Wortteil gibt, auf den sich bezogen werden kann, werden die feminine und die maskuline Form ausgeschrieben und durch ein Sternchen getrennt. Die feminine Form wird hierbei zuerst genannt, z.B. Ärztin*Arzt.

Artikel:  Auch die unterschiedlichen Artikel werden durch ein Sternchen getrennt, beispielsweise die Publikation der*des Lehrenden; die Diagnose der Ärztin*des Arztes.

In Relativ- und Genetivsätzen kann der Plural verwendet, beide Formen hintereinander genannt oder der männliche Artikel weggelassen werden (siehe Arbeitshilfe).

Unterstrich

Allgemeine Form: Mitarbeiter_in, Mitarbeiter_innen

Der Unterstrich (auch „gendergap“ genannt) symbolisiert eine Freistelle, in der sich Menschen finden können, die sich geschlechtlich nicht binär verorten. Die Regelungen zu Artikeln, Relativsätzen und Genitivkonstruktionen entsprechen der Sternchenform.

Doppelform & Binnen-I

Ausführliche Form: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Verkürzung:MitarbeiterInnen

Mit der Doppelnennung und ihrer Verkürzung mittels Binnen-I werden Frauen und Männer gleichermaßen benannt und explizit angesprochen. Geschlechtsidentitäten jenseits oder zwischen der binären Geschlechterordnung werden jedoch nicht berücksichtigt. Um konkrete gesellschaftliche oder historische Verhältnisse nicht zu verklären, bieten sich die Doppelform und ihre Verkürzung mittels Binnen-I  für historische oder aktuelle Kontexte an, in denen Frauen und Männer, aber keine offen trans, inter oder nicht-binären Personen vorkommen oder vorkommen durften (z.B. nationalsozialistische TäterInnen).

Geschlechtsneutrale Formulierungen & Umschreibungen

Geschlechtsneutrale Formulierungen beziehen sich auf alle Geschlechter, machen diese aber sprachlich nicht sichtbar:

  •  Zusammengesetzte Substantive mit den Endungen -person-kraft, -berechtigte, -ung  und -hilfe
  •  Plural-Formen: im Plural ist das grammatikalische Genus automatisch neutral (z. B. die Angestellten, die Bekannten)
  •  Geschlechtsindifferente Bezeichnungen (z. B. Person, Mitglied, Genie, Fan, Gast, mein Gegenüber)
  •  Kollektiv-, Institutions- und Positionsbezeichnungen (z. B. die Seminargruppe, das Projektteam, das Dekanat, die Studierendenschaft)

Mit Umschreibungen können vergeschlechtlichte Bezeichnungen und komplizierte Formulierungen vermieden werden:

  •  Umschreibung mit Adjektiven (z. B. Unterstützung von Kolleg*innen → kollegiale Unterstützung)
  •  Umschreibung mit Partizip Perfekt (z. B. Herausgeber*in → Herausgegeben von)
  •  Umschreibung mit Infinitiv- und Passivformen (z. B. die*der Antragsteller*in hat das Formular vollständig auszufüllen → der Antrag ist vollständig auszufüllen)
  •  Mittels Verbformenlassen sich anstelle einer Person eine Eigenschaft oder eine Handlung in den Vordergrund rücken (z. B. die Teilnehmer*innen  →  wer teilnimmt ... )
  •  Direkte Anrede (z. B. Name der Antragstellerin*des Antragsstellers → Ihr Name)

Aussprache

Geschlechterumfassende Formulierungen mit Sternchen oder Unterstrich können verbal durch eine kleine Pause („Glottischlag“, Englisch „glottal stop“) deutlich gemacht werden. In der deutschen Sprache findet sich der Glottischlag beispielsweise in der Aussprache, um den Unterschied zwischen „verreisen“ (→ Reise) und „ver-eisen“ (→ Eis) deutlich zu machen. Zur Kenntlichmachung von Sternchen oder Unterstrich wird so beispielsweise Leser*innen als Leser [pause] innen ausgesprochen.

Barrierefreiheit

Vorlese-Anwendungen (sogenannte Screenreader) können Sternchen (Leser*innen) und Unterstrich (Leser_innen) entweder als solche vorlesen oder an der Stelle des Sonderzeichens pausieren (z. B. „Leser-Stern-Innen“ oder „Leser [pause] innen“). Die Pause entspräche der gängigen verbalen Kenntlichmachung von Sternchen oder Unterstrich mittels sogenanntem Glottischlag. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. empfiehlt zum besseren Hörverständnis jedoch, in barrierefreien Texten keine geschlechtergerechten Sprachformen mit Sonderzeichen (Leser*innen, Leser_innen), sondern neutrale Formulierungen oder die binäre, ausgeschriebene Doppelnennung zu verwenden (Lesende, Leserinnen und Leser). Falls jedoch mit Kurzformen gegendert werden soll, empfiehlt der DBSV, das Gender-Sternchen zu verwenden, da diese am häufigsten verwendet wird. Der Doppelpunkt wird dagegen nicht empfohlen.

Die Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (bukof) empfiehlt ebenfalls die Verwendung des Gendersternchens für eine barrierearme und gendersensible Sprache in ihrer Stellungnahme „Doppelpunkt oder Sternchen? Zur Frage der Barrierearmut einer gendersensiblen Sprache“.

Rechtschreibung im Rahmen von Prüfungsleistungen


Die Leuphana empfiehlt die Verwendung einer geschlechtersensiblen Schreibweise. Durch das Gendern mit Zeichen (bspw. Doppelpunkt oder Sternchen) können aufgrund der aktuell gültigen Regeln der deutschen Rechtschreibung Fehler entstehen. Diese Fehler sollten ebenso wie ein Nicht-Verwenden geschlechtersensibler Schreibweisen nicht in die Bewertung von Prüfungsleistungen einfließen.

Anrede & Pronomen

Weder vom Namen noch vom Aussehen ist die geschlechtliche Identität einer Person zuverlässig abzulesen. Daher bietet es sich an, bei Vorstellungsrunden o.Ä. neben dem Namen auch die genutzten Pronomen anzugeben sowie bei E-Mails hinter den Namen die Pronomen in Klammern zu schreiben. Dies beugt Diskriminierungen und Verletzungen vor und schafft ein inklusives Umfeld.

Im Kontext gendersensibler Sprache stellt sich außerdem häufig die Frage, wie Personen im E-Mail-Verkehr angesprochen werden sollten. Hierbei ist es wichtig, sofern die Geschlechtsidentität und die genutzten Pronomen nicht bekannt sind oder wenn Gruppen angesprochen werden, auf binäre Zuschreibungen wie „Herr“, „Frau“ oder „Damen und Herren“ zu verzichten. Auch Ansprachen wie „sehr geehrte“/“sehr geehrter“ sollten in diesem Fall vermieden werden. Gute genderneutrale Alternativen können sein:

  • Hallo [Vorname] [Nachname]
  • Guten Tag [Vorname] [Nachname]
  • Sehr geehrte*r [Vorname] [Nachname] bzw. Sehr geehrt* [Vorname] [Nachname]
  • Liebe*r [Vorname] [Nachname] bzw. Lieb* [Vorname] [Nachname]

Auch wenn die Pronomen einer Person bekannt sind, kann es sein, dass keine der binären Ansprachen passend ist. Dies ist bspw. der Fall, wenn Personen Pronomen nutzen, die:

  • außerhalb der er-sie-Binarität liegen: z.B. they/them, dey/dem, dey/deren, xier/xies etc.
  • wenn keine Pronomen genutzt werden (Angabe oft durch „-“ oder „keine“)
  • oder mehrere verschiedene Pronomen verwendet werden (auch wenn u.a. binäre Pronomen genutzt werden, z.B. er/they, dey/sie etc.).

In diesen Fällen sollte auch die geschlechterneutrale Ansprache wie oben beschrieben verwendet werden. Da viele nicht-binäre Menschen auch die Nutzung binärer Pronomen (er oder sie) für sich akzeptieren, kann nicht davon ausgegangen werden, dass eine Person aufgrund (Mit)Nutzung binärer Pronomen als „Herr“ bzw. „Frau“ angesprochen werden kann.

Um Menschen aktiv auf die geschlechtersensible Verwendung von Pronomen sowie die Relevanz der Nennung eigener Pronomen im Schrift- wie im Sprachverkehr hinzuweisen, ist es sinnvoll, die eigenen Pronomen auch in die E-Mail-Signatur zu integrieren. Auch eine explizite Einladung an das Gegenüber, die verwendeten Pronomen mitzuteilen, kann effektiv sein. Dies kann z.B. so aussehen:

Nennung der eigenen Pronomen

[Vorname] [Nachname]
(Pronomen)
[Berufsbezeichnung]

[Arbeitsadresse]
[…]
[…]

[E-Mail]
[Telefon]
[Webseite]

Nennung der eigenen Pronomen mit Einladung zur Nennung der Pronomen und Erklärung

[Vorname] [Nachname]
[Berufsbezeichnung]

[Arbeitsadresse]
[…]
[…]

[E-Mail]
[Telefon]
[Webseite]

Die Geschlechtsidentität von Menschen ist weder über Aussehen noch über Namen verlässlich abzuleiten. Gerne können Sie mir mitteilen, wie ich Sie ansprechen darf. Meine Pronomen sind [Pronomen xy].

Weitere Informationen

Kontakt

Gleichstellungsbüro
Universitätsallee 1, C40.159
21335 Lüneburg
Fon +49.4131.677-1063
genderdiversity@leuphana.de