„Ich fühle mich an der Leuphana sehr für meine Forschungsmethoden wertgeschätzt.“
Rebecca Namatovu-Dawa forscht im Gastwissenschaftsprogramm zu Geschlechtergleichheit bei Unternehmensgründungen
Es ist nur eine kleine Flasche mit grünlich schimmernder Flüssigkeit, aber in Afrika leben Familien, für die bedeutet das Waschmittel ein besseres Leben: Dieses Leben hat Prof. Dr. Rebecca Namatovu-Dawa vor einigen Jahren in Armut lebenden Menschen in Uganda ermöglicht. Als Promotions-Stipendiatin unterstützte sie diese ab 2006 dabei, Unternehmen zu gründen. Die Flasche hat sie zum Gespräch über das Gastwissenschaftsprogramm mitgebracht, weil sie sinnbildlich dafür steht, aus extremer Armut heraus eine finanzielle Absicherung zu entwickeln. „Mit dem großen Erfolg des Projekts hatten wir damals nicht gerechnet“, erinnert sich Namatovu-Dawa.
Heute forscht sie als Professorin an der Schnittstelle von Unternehmertum und Entwicklung. „Ich untersuche außerdem, wie Ressourcenknappheit und institutionelle Ineffizienz das Verhalten von Unternehmen beeinflussen“, erläutert die Wissenschaftlerin, die an der Copenhagen Business School tätig ist.
In Uganda hat sie als Mitarbeiterin der dortigen Makerere University Business School 2006 auch Prof. Dr. Michael Gielnik kennengelernt. Der Professor für Psychologie, insbesondere Entrepreneurship, an der Fakultät Management und Technik ist im Gastwissenschaftsprogramm der Leuphana ihr akademischer Partner. Er erinnert sich: „Ich begann damals gerade meine Promotion. Rebecca und ich arbeiteten zusammen in dem Projekt, in dem wir Schulungen für Existenzgründer*innen durchgeführt haben“. Heute forscht er unter anderem zu psychologischen Erfolgsfaktoren des Gründungsprozesses.
In diesem Themenfeld findet sich die Schnittstelle für das Forschungsprojekt, mit dem sich Rebecca Namatovu-Dawa in ihren sechs Monaten an der Leuphana befasst: „Geschlecht und Ungleichheit als Thema für Unternehmer“. „Mein Ziel ist es, mehr Sensibilität für die Bedeutung des Geschlechts und die Gründe für Ungleichheit in der Gesellschaft zu schaffen“, erläutert Namatovu-Dawa, die während ihres Aufenthaltes an der Leuphana auch lehrt: „Ich bringe eine sehr kritische Perspektive in die Lehre ein. Damit möchte ich den Studierenden helfen, reflektierter dafür zu sein, was wir über Unternehmertum wissen.“ Sie ergänzt: „Ich spreche mit ihnen darüber, wie Geschlecht oder Ungleichheit diskutiert werden und auch, wie sie eben nicht thematisiert werden. Mein Ziel ist es, dass die Studierenden einen Einblick bekommen, was ich ‚verborgene Zahlen in der Gesellschaft‘ nenne.“

Dabei ist sie im engen Austausch mit Michael Gielnik, der sagt: „Durch unsere lange Zusammenarbeit weiß ich, dass wir uns sehr gut ergänzen. Wir haben die Schulungen zur Unternehmensgründung zusammen entwickelt.“ Beide haben ein großes Interesse an psychologischen Fragen des Entrepreneurship. „Rebecca hat einen stärkeren Fokus auf Genderfragen bei der Gründung von Mikrounternehmen und wie diese mit Finanzwesen und Betriebswirtschaft zusammenhängen. Mein Fokus liegt stärker auf Fragen von Motivation und Kognition“, erläutert Gielnik. Beide haben sich mehrfach an ihren Universitäten besucht und über ihre Forschung ausgetauscht, bis er sie einlud, durch das Gastwissenschaftsprogramm an die Leuphana zu kommen. Der sechsmonatige Aufenthalt von Rebecca Namatovu-Dawa sei besonders, um sich intensiv über Forschung austauschen zu können und weitere Projekte zu entwickeln, die über den Aufenthalt hinausgehen – so wollen die beiden die Gründungs-Trainings für Menschen in Afrika weiter ausbauen.
„Die Leuphana profitiert sehr von Rebeccas Expertise in der Lehre und der Forschung. Die Studierenden beispielsweise erhalten tiefe Einblicke in Rebeccas Erkenntnisse zum Zusammenhang von Gender und Diversität mit Unternehmertum insbesondere im globalen Süden“, betont Michael Gielnik. Er ergänzt: „Mit anderen Forschenden hier an der Leuphana haben wir Kooperationen aufgebaut. Dabei haben uns Rebeccas Erkenntnisse die Augen geöffnet hinsichtlich Entwicklung, Zusammenarbeit und Erfolg im globalen Süden. Und es wurde durch ihre Expertise auch deutlich, warum manche Projektideen möglicherweise scheitern.“
Ihre Expertise hat Rebecca Namatovu-Dawa nicht nur aus ihrer Forschung, sondern auch durch Arbeit in der Praxis. So ist sie beispielsweise Vorstandsmitglied und Gründerin der Street Business School (SBS). Ziel dieses sozialen Unternehmens ist es, extreme Armut zu beenden, indem Frauen als Unternehmerinnen gestärkt werden. Die SBS vermittelt ihnen die Kenntnisse für die erfolgreiche Gründung von Kleinstunternehmen. Das Programm ist auf die lokale Situation zugeschnitten und richtet sich auch an Personen mit wenig formaler Bildung. Darüber hinaus umfasst es wichtige Komponenten zur Stärkung des Selbstvertrauens.
„Ich komme aus Uganda, wo es eine sehr patriarchal geprägte Gesellschaft gibt. Die harte Arbeit, die Frauen leisten, wird dort oft nicht gesehen. Es gibt eine sehr große Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Mich motiviert es daran zu forschen, wie wir die Strukturen, aber auch die Gesetze ändern können, um mehr Gleichheit zu erzielen.“ An der Leuphana fühlt sie sich sehr für ihre Arbeit wertgeschätzt. „Die Forschenden aber auch die Studierenden zeigen mir, dass meine Forschungsmethoden für sie sehr spannend sind und sie in ihrer Arbeit weiterbringen“, sagt Rebecca Namatovu-Dawa.