Gesprächsrunde zur Ausstellung "Afrotopia NDS"

21.05.2024 Vom 2. bis 18. Mai 2024 war im Bibliotheksfoyer der Leuphana Universität Lüneburg die Wanderausstellung Afrotopia NDS "Schwarze Lebenswelten in Niedersachsen" zu sehen. Unter dem Titel: “Schwarz und niedersächsisch - passt das zusammen?!“ fand am 7. Mai 2024 eine begleitende Gesprächsrunde statt, bei der ausschließlich Schwarze Perspektiven zu Wort kamen. Die Veranstaltung stieß auf großes Interesse und war gut besucht.

©Gleichstellungsbüro
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Die Ausstellung porträtiert fünf Schwarze Personen aus Niedersachsen und erzählt von ihren individuellen Lebenswegen. Im Fokus stehen Erfahrungen mit Rassismus, intersektionalen Diskriminierungen sowie Strategien der Selbstbehauptung und des Empowerments. Konzipiert wurde die Wanderausstellung vom Verein Schwarze Schafe e. V. im Rahmen der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft. Ziel ist es, positive Narrative sichtbar zu machen und Faktoren herauszuarbeiten, die Schwarzes Empowerment stärken können.

You may write me down in history
With your bitter, twisted lies,
You may trod me in the very dirt
But still, like dust, I'll rise.

Eröffnet wurde die Gesprächsrunde mit Worten der US-amerikanischen Bürgerrechtsaktivistin Maya Angelou. Aus ihrem Gedicht „And Still I Rise“ zitierend, wurde der Ton für einen Abend gesetzt, der von Offenheit, gegenseitigem Vertrauen und persönlichen Einblicken geprägt war.

Ein zentrales Beispiel für die Bedeutung von Selbstermächtigung lieferte Elli Mariyama Manneh, Pädagogin und Bloggerin. Sie berichtete von ihren Erfahrungen als Schwarze, adoptierte Person und den damit verbundenen Prozessen der Selbstverortung:
„Ich habe quasi erfahren, dass ich Schwarz bin, als ich erwachsen war. Vorher war ich manchmal Afrikanerin, aber ich wusste nicht, was das heißt, weil mir die ganze Kultur und das Selbstverständnis gar nicht mitgegeben wurde.“
Über ihren Blog begann sie, ihre Erfahrungen zu teilen – und erhielt zahlreiche Rückmeldungen von Menschen, die sich darin wiedererkannten. Für Manneh bedeutet Empowerment vor allem, Räume einnehmen zu können, ohne dies ständig rechtfertigen zu müssen.

Im weiteren Verlauf entspann sich ein lebendiger Austausch zwischen den Podiumsgästen: Kalina Magdzińska, Masterstudentin der Nachhaltigkeitswissenschaften und Ratsfrau für Bündnis 90/Die Grünen, Modou Diedhiou, Gründer des Vereins Schwarze Schafe e. V. und Referent für rassismuskritische Bildung, sowie Yvonne Bödler, Leuphana-Studentin und Mitglied des Jungen Afrokollektivs. Moderiert wurde die Runde von Kira Herff, Masterstudentin im Bereich Management und Data Science.

Kalina Magdzińska sprach über Herausforderungen ihrer politischen Arbeit und betonte die Bedeutung von Vorbildern. Die Begegnung mit Aminata Touré, der ersten Schwarzen Ministerin Deutschlands, habe ihr gezeigt, wie wichtig Sichtbarkeit sei: „Es braucht mehr Schlüsselmomente, vor allem in Bildungsinstitutionen, die Wege ebnen.“

Auch Yvonne Bödler schilderte persönliche Erfahrungen aus ihrem Studienalltag: „In meinem ersten Semester BWL war ich die einzige PoC in meinen Vorlesungen.“ Heute studiert sie Psychologie und machte deutlich, wie zentral emotionale Selbstfürsorge für politisches Engagement sei. „Menschen mit Rassismuserfahrungen sind keine Aufklärer*innen“, betonte sie.

Aus dem Publikum kamen zahlreiche, teils sehr persönliche Nachfragen. Die Panelteilnehmenden hoben hervor, wie wichtig es sei, die eigene gesellschaftliche Position bewusst zu nutzen und Handlungsspielräume zu reflektieren – insbesondere für weiße Allies. Fragen wie „Was kann ich konkret tun?“ oder „Wo kann ich Räume öffnen?“ standen dabei im Mittelpunkt.

Zum Abschluss zeigte sich Modou Diedhiou erfreut über den großen Zuspruch, den die Ausstellung bisher erfahren habe. Perspektivisch solle das Projekt auch über Niedersachsen hinaus in weiteren Bundesländern gezeigt werden.

Rückfragen und Kontakt

  • Valentina Seidel, M.A.