Hybride Lehre

Hybride Lehre ist grundsätzlich ein weiter Begriff und kann unterschiedliche Szenarien digitaler Lehre meinen, von Blended Learning Ansätzen bis Streaming von vor-Ort-Veranstaltungen.

An der Leuphana sprechen wir genauer von hybrider Lehre, wenn wir synchrone Lehreinheiten auf dem Campus mit Teilnehmenden vor Ort und online per Videokonferenz zugeschalteten Teilnehmenden meinen. Das können im weiteren Sinne Veranstaltungen sein, die einem Streaming ähneln und in dem die Online-Teilnehmenden eher passiv zuhören. Im engeren Sinne – und darauf bezieht sich diese Website – meinen wir jedoch Lehrveranstaltungen, die die synchrone Interaktion von vor-Ort- und Online-Teilnehmenden fördern und sich didaktisch auch darauf ausrichten, beide Gruppen im Seminargeschehen gleichwertig teilhaben zu lassen.

Aus diesem Grundsatz ergibt sich eine Vielzahl von Interaktionsmöglichkeiten, die je nach Lehrveranstaltung und didaktischem Setting variieren können.

Hybride Lehre als Lehrkonzept

Insbesondere im Zuge der Corona-Pandemie haben unterschiedliche Ansätze Einzug gehalten, die versucht haben, Studierende von der Online-Lehre wieder zurück auf den Campus zu holen. Dabei sind unterschiedliche hybride Formen behelfsmäßig ausprobiert worden, die ihren Zweck auch größtenteils erfüllt haben, langfristig jedoch keine Lösung darstellen. Eine didaktische Herangehensweise verabschiedet sich von diesen provisorischen Maßnahmen und nimmt hybride Lehre als Lehrkonzept der Zukunft ernst.

Hybride Lehre kann, ähnlich wie Online-Lehre, in unterschiedlichen Kontexten angewandt werden. Der naheliegendste Grund, weshalb Personen zu einer Präsenzveranstaltung zugeschaltet werden, liegt meistens in den äußeren Umständen: Studierende oder Lehrpersonen sind gesundheitlich, privat oder beruflich verhindert und können demnach nicht an den Campus kommen. Insbesondere bei Lehrbeauftragten oder Weiterbildungsstudiengängen kann hinzu kommen, dass die Teilnehmenden weit weg oder im Ausland wohnen und eine Anreise sich als beschwerlich und wenig nachhaltig herausstellt.

Sofern wir hybride Lehre als Konzept verstehen, muss über diese recht trivialen Gründe hinaus gedacht werden. Ist es nicht auch wünschenswert, den Studierenden längst in der Berufspraxis etablierte hybride Kommunikationswege bereits im Studium praktisch zu vermitteln? Eine Sensibilität für unterschiedliche Lebensumstände zu schaffen, indem inklusiv und bedarfsgerecht gelehrt wird? Und profitieren sie nicht auch inhaltlich von einem Austausch mit Expert:innen oder Studierenden anderer Hochschulen und/oder Fachdisziplinen, der sich auf analoge Weise nicht hätte realisieren lassen?

Die Möglichkeiten, durch eine Verbindung von Online und Präsenz die eigene Lehre sowohl fachlich als auch methodisch zu erweitern, sind enorm. Denken Sie dafür gerne an die schier grenzenlosen virtuellen Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten und verbinden Sie diese gedanklich mit der sozialen Energie eines persönlichen Austauschs im Seminarraum. Hybride Lehre vereint in der Folge best of both worlds.

Diese Seite möchte Sie informieren, inwieweit wir an der Leuphana hybride Formate auf eine nächste Qualitätsstufe bringen wollen. Hierfür lassen sich einige grundsätzliche Hinweise für Lehrende geben – insbesondere vor einer ersten hybriden Durchführung oder bei speziellen Bedarfen ist es jedoch ratsam, den Lehrservice zu kontaktieren und im persönlichen Austausch eine Lösung für die Gegebenheiten Ihrer Lehrveranstaltung zu suchen.

Bedingungen an der Leuphana

Die Leuphana versteht sich aus gutem Grund nach wie vor als Präsenzuniversität und möchte das auch trotz der weitreichenden Förderung von digitalen Innovationen bleiben. Daher werden in der Richtlinie zur Planung und Durchführung von Lehrveranstaltungen die Bedingungen festgelegt, unter welchen Umständen welche Anteile von hybriden Lehrformaten zugelassen werden – bestimmte hybride Anteile einer Lehrveranstaltung sind daher antragspflichtig.

Jederzeit zulässig und genehmigungsfrei sind:

  •  die „Zuschaltung einer zweiten Lehrperson im Rahmen eines vom zuständigen Studiendekanat genehmigten Team-Teaching oder von externen Gästen per Videokonferenz zu Präsenzsitzungen.“ (Kap. 6.1)
  •  „in BA- und MA-Studiengängen […] hybride Präsenzveranstaltungen […] für die Zuschaltung von Studierenden von Partneruniversitäten und die Zuschaltung von Studierenden, wenn eine Lehrveranstaltung sich aus Gruppen von Studierenden verschiedener (inter-)nationaler Standorte zusammensetzt (z.B. im Rahmen von Kooperationen, Double Degrees, Global Classrooms).“ (Kap. 6.2)

Auf Antrag zulässig sind:

  •  „hybride Präsenzveranstaltungen ausschließlich mit Studierenden der Leuphana aus didaktischen Gründen (didaktischer Mehrwert gegenüber einer Durchführung in reiner Präsenz)“. Diese „müssen beim zuständigen Studiendekanat anhand des dort bereitgestellten Antragsformulars beantragt und bis zum Ende des Erfassungszeitraums von Lehrveranstaltungen beim zuständigen Studiendekanat eingereicht werden.“ (Kap. 6.2)
Diese Grafik visualisiert die Genehmigungspflichten für verschiedene hybride Szenarien. ©Leuphana
Sofern Sie eine hybride Veranstaltung planen, achten Sie darauf, ob das Format genehmigungsfrei oder antragspflichtig ist.

Technische Grundlagen

Grundsätzlich ist bei der Durchführung von hybriden Veranstaltungen zu bedenken, dass ein gewisser technischer Aufwand nicht zu vermeiden ist. Ähnlich wie bei Online-Veranstaltungen wird der Mehraufwand allerdings im Laufe des Semesters kleiner, da sich gewisse Routinen einspielen und Unsicherheiten schwinden. Um schon ab der ersten Sitzung häufige Fehlerquellen zu vermeiden, testen Sie Ihr Setting möglichst im Vorfeld und/oder bitten Sie um extra Support vom AVM bzw. dem Lehrservice. Während der Veranstaltung kann sich je nach Setting auch eine Unterstützung durch eine studentische Hilfskraft als nützlich erweisen.

Da Sie sich als Lehrperson – anders als bei einer reinen Online-Veranstaltung – i.d.R. im Seminarraum bzw. Hörsaal befinden, reichen weder Laptop-Mikrofon und -Kamera noch Laptop-Lautsprecher, um Ton und Bild in die und aus der Videokonferenz zu übertragen.

Sie benötigen für eine hybride Veranstaltung daher i.d.R. folgende zusätzliche Komponenten:

Audio:

  • Ein Mikrofon für Sie als Lehrperson sowie min. ein Mikrofon für die Studierenden in Präsenz, um den Ton aus dem Seminarraum in Zoom zu übertragen. Normalerweise ist das ein Mikro-Set bestehend aus zwei Sendern
  • Lautsprecher im Veranstaltungsraum, i.d.R. sind die Räume der Leuphana bereits mit Lautsprechern ausgestattet

Video:

  • Eine Kamera für Lehrende bzw. die Person, die frontal präsentiert (Kamera 1)
  • Separat davon eine Kamera, die die Studierenden vor Ort im Plenum zeigt (Kamera 2)

Erfahrungsgemäß funktioniert das hybride Setting am besten, wenn Ihr Präsentationslaptop mit einer Kamera, dem Mikro-Set sowie den Lautsprechern verbunden ist. Diese drei Komponenten sollten Sie auch bei Zoom auswählen.

Ein zusätzlicher Laptop mit einer weiteren Kamera wird dann benötigt, wenn Sie die Studierenden bzw. das Plenum auch mit in Zoom übertragen möchten. Dies bietet sich insbesondere bei Veranstaltungen mit einem gewissen Interaktionsgrad wie Seminare oder Workshops an. Achten Sie dann allerdings darauf, sowohl das Mikro als auch die Lautsprecher des Zusatzlaptops stumm zu schalten, um Rückkopplungen zu vermeiden.

Diese Informationen stellen die grundlegenden Bedingungen für hybride Settings dar. Je nach Veranstaltungsart, Gruppengröße und didaktischen Ansprüchen kann die Technik auf unterschiedliche Weise erweitert werden, bspw. durch einen Zusatzmonitor, um die Online-Teilnehmenden separat von der Präsentation abzubilden, sie damit sichtbarer zu machen und besser ins Kursgeschehen zu integrieren. Sprechen Sie uns bei besonderen oder erweiterten Bedarfen gerne individuell an.

Hybrides Seminar mit Zusatzmonitor und Wurfmikrofon ©Leuphana Professional School
Hybride Seminarsituation mit Zusatzbildschirm und Wurfmikrofon

Didaktische Methoden

In Ihren Präsenzveranstaltungen setzen Sie oft ganz intuitiv aktivierende Methoden ein. Diese fördern nachgewiesenermaßen die Motivation und somit nachhaltiges Lernen. Auch für die hybride und die Online-Lehre gilt, dass der Lernerfolg höher ist, je stärker die Studierenden sich beteiligen und beteiligt werden.

Damit Sie als Lehrperson sich auf das fachliche Gespräch und die Interaktion konzentrieren können, empfehlen wir, dass Sie die Studierenden in die Sitzungsgestaltung einbeziehen und verschiedene Rollen vergeben. So können Studierende die Funktion einer Co-Moderator*in übernehmen, auf die Einstellung von Kamera und Mikrofon achten oder den Chat beobachten. Darüber hinaus geben Sie den Studierenden damit die Möglichkeit, weitere überfachliche Kompetenzen einzuüben.

Erfahrungswerte zeigen, dass Onlineteilnehmende im Seminargeschehen aus dem Fokus geraten können. Um dem vorzubeugen, ist es empfehlenswert, die Onlineteilnehmenden immer wieder aktiv in den Mittelpunkt zu rücken. Damit stellen Sie sicher, dass diese sich nicht als Beiwerk oder passive Zuhörende empfinden und ein gleichberechtigtes Lernen miteinander eher möglich ist. Dafür haben sich z.B. folgende Interaktionsmethoden in hybriden Szenarien bewährt:

Kollaborativ arbeiten

Digitale Tools ermöglichen es den Teilnehmenden, unabhängig von ihrem Standort effizient und in Echtzeit kollaborativ zusammenzuarbeiten. Mithilfe digitaler Whiteboards wie Collaboard, flexibel nutzbaren Texteditoren wie Cryptpad oder asynchronen Austauschangeboten wie im Moodle-Forum können Online- und vor-Ort-Studierende gleichzeitig und gleichberechtigt ihre Beiträge einbringen. Die Ergebnisse und Arbeitsstände sind in Zoom sowie auf dem Beamer/Display vor Ort teilbar und somit für alle Teilnehmenden sichtbar.

Classroom Response Systeme

Über Classroom Response Systeme wie Particify können Sie schnell und unkompliziert Feedback von Ihren Studierenden online sowie vor Ort einholen. Darüber hinaus eignen sich CRS aber auch für die Struktuierung Ihrer Lehrveranstaltung oder zur Vorbereitung einer Diskussion im Plenum oder in Gruppen.

Schauen Sie sich für weitere Hinweise hinsichtlich hybrider Didaktik gerne die Ihnen an der Leuphana zur Verfügung stehenden Tools und ihre Einsatzfelder in der Lehre an.

Spezialfall: Gruppenarbeit im hybriden Setting

Aus der digitalen Lehre kennen Sie bereits die Funktion der Breakout-Rooms, mit der Sie die Onlineteilnehmenden für eine begrenzte Zeit in private Räume schicken können, in denen sie sich in Kleingruppen untereinander besprechen und ggf. Aufgaben lösen. Im Seminarraum funktioniert dies oft durch das Zusammensetzen und Leise-Miteinander-Sprechen.

Hybride Gruppenarbeit mit gemischten Gruppen bestehend aus Online-Teilnehmenden und Studierenden vor Ort ist meist herausfordernd, da dafür mehrere Endgeräte mit offenen Mikrofonen benötigt werden, deren Audiospuren sich in einem Seminarraum überlagern können. Wir empfehlen daher grundsätzlich eine Trennung zwischen reinen Präsenzgruppen vor Ort sowie reinen Online-Gruppen in Breakout-Rooms.

Möchten Sie aus didaktischen Gründen dennoch gemischte Gruppenarbeiten umsetzen, benötigen Sie je nach Gruppengröße entweder einen größeren Seminarraum oder zur Verfügung stehende Nebenräume, da sich dafür die gemischten Gruppen mit einem gewissen Abstand voreinander vor einen Laptop setzen und mit den Online-Teilnehmenden in einem Breakout-Room interagieren. Sprechen Sie den AVM bzw. den Lehrservice für alternative oder erweiterte technische Lösungen gerne bei Bedarf an.