Projektbasierte Lehre
In einer sich schnell verändernden Welt ist es unerlässlich, dass unsere Lehransätze nicht nur theoretisches Wissen vermitteln, sondern Studierende auch praktisch und zukunftsorientiert auf ihre berufliche Laufbahn vorbereiten. Besonders die Generation Z stellt neue Ansprüche an ihre Bildung: Sie möchten praxisnah, lebensnah und relevant für die echte Welt lernen. Networking, Praktika und der Einbezug von Praxisexpert:innen z.B. in Vorlesungen sind ebenfalls wichtige Aspekte (vgl. Schnetzer 2019). An der Leuphana koordiniert, dokumentiert und informiert das Fallstudienbüro der Fakultät Nachhaltigkeit über inter- und transdisziplinäre studentische Forschungsprojekte.
Diese Website bietet Ihnen umfassende Ressourcen, um projektbasierte Lehre erfolgreich in Ihren Unterricht zu integrieren. Von didaktischen Ansätzen über geeignete Unterrichtsformate bis hin zu praktischen Tools und Hilfsmitteln finden Sie hier vieles, was Sie gebrauchen können, um projektbasierte Lehre zu gestalten.
Varianten und Definition
Projektbasierte Lehre ist einer von vielen didaktischen Ansätzen, die unter Erlebnis- oder auch Erfahrungsorientierte Lehre subsummiert werden, weitere sind Experimental Learning, Service Learning, Immersive Learning (unter Einsatz von Virtual Reality und Augmented Realitiy) und Case Based Learning.
Projektbasierte Lehre kann wiederum in verschiedenen Formen und mit unterschiedlichem Grad an Vorgaben und Freiheiten durchgeführt werden. Dies sind gängige Ansätze und ihre Unterschiede:
- Problem Based Learning (PBL): Studierende erwerben durch die Bearbeitung realer und komplexer Probleme neues Wissen und anwenden dies an. PBL legt den Fokus stärker auf die Lösung eines konkreten Problems und weniger auf die offene Erforschung oder die Entwicklung von Ideen.
- Challenge Driven Learning (CDL): Studierende arbeiten an Herausforderungen, die oft weniger spezifisch definiert sind und mehr kreative Freiheit bieten. CDL bietet in der Regel mehr Freiheit und erfordert von den Studierenden mehr Eigeninitiative und Kreativität als PBL.
- Inquiry Based Learning (IBL): Studierende erwerben durch eigene Forschungsfragen und Untersuchungen neues Wissen. IBL ist stärker forschungsorientiert und weniger auf die sofortige Anwendung von Lösungen ausgerichtet als PBL oder CDL.
Einsatzmöglichkeiten
Diese Ansätze können in verschiedenen Kontexten eingesetzt werden:
- Fachübergreifende Projekte: Wissen und Methoden werden aus unterschiedlichen Disziplinen zur Lösung komplexer Probleme kombiniert
- Kooperation mit Unternehmen: Projekte werden in Zusammenarbeit mit Unternehmen und Organisationen bearbeitet, die reale Herausforderungen bieten.
- Forschung und Entwicklung: PBL, CDL oder IBL werden in Forschungsprojekten angewendet, um innovative Lösungen zu entwickeln und zu testen.
- Entwicklung von Start-up-Ideen: Studierende können innovative Geschäftsideen entwickeln und testen, möglicherweise sogar in Zusammenarbeit mit Inkubatoren oder Accelerator-Programmen.
- Soziale Projekte: Studierende engagieren sich in Projekten, die der Gemeinschaft dienen und gleichzeitig ihre akademischen Ziele unterstützen.
- Internationale Kooperationen: Projekte werden in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und Hochschulen durchgeführt, um globale Perspektiven zu integrieren.
- Nachhaltigkeitsprojekte: Studierende werden durch die Fokussierung auf Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen für diese wichtigen Bereiche sensibilisiert und entwickeln Lösungen.
Kompetenzerwerb
Projektbasierte Lehre bietet zahlreiche Vorteile für Studierende und fördert den Kompetenzerwerb:
Motivation durch Praxisnähe: Studien zeigen (vgl. Wijnia et al. 2024), dass Studierende erheblich motivierter sind, wenn sie an realen Projekten arbeiten, die einen direkten Bezug zur Praxis haben. Durch die Auseinandersetzung mit echten Problemen und Herausforderungen entwickeln sie eine tiefere Verbindung zum Lernstoff und steigern ihre intrinsische Motivation.
Selbstreguliertes Lernen: Eine der wichtigsten Fähigkeiten im 21. Jahrhundert ist die Fähigkeit, das eigene Lernen selbst zu steuern und zu organisieren. Projektbasierte Lehre fördert diese Kompetenz, indem Studierende Verantwortung für ihre Lernprozesse übernehmen und eigenständig Lösungen erarbeiten.
Steigerung der Employability: Arbeitgeber suchen heute nach Absolvent:innen, die nicht nur über theoretisches Wissen verfügen, sondern auch praktisch anwendbare Fähigkeiten mitbringen. Durch die Arbeit an Projekten erwerben Studierende genau diese Fähigkeiten: Teamarbeit, Problemlösungskompetenz, Kommunikationsfähigkeiten und das Wissen, wie man Theorie in die Praxis umsetzt.
Förderung von Teamarbeit und Kommunikation: Projekte erfordern Zusammenarbeit und Austausch sowie kritische Reflexion der Herausforderungen und Chancen, was diese Schlüsselkompetenzen stärkt. Durch die Zusammenarbeit mit externen Partnern und Praxisexperten können Studierende wertvolle berufliche Kontakte knüpfen.
Studierende könnten durch das Erlernen von Projektmanagement-Methoden zudem angeregt werden, diese auf die Organisation des eigenen Studiums anzuwenden (Antje Ries (2018): Das Projekt Studium meistern. München: UVK [Open Access]).
Didaktische Ansätze
Für die projektbasierte Lehre eignen sich besonders die Lehrformate:
- Blended Learning: Kombination und fachlich-didaktische Verzahnung von Präsenz- und Online-Veranstaltungen und/oder auch von synchronen und asynchronen Teilen.
- Flipped Classroom: Eine spezielle Form des Blended Learning, bei der die Vermittlung der theoretischen Inhalte außerhalb des Klassenzimmers stattfindet und die Präsenzzeit für praxisnahe Anwendung und Projekte genutzt wird.
Verschiedene didaktische Ansätze unterstützen die Umsetzung:
- Kollaboratives Lernen: Durch die Zusammenarbeit lernen die Studierenden, effektiv als Team zu agieren, Verantwortung zu teilen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Verschiedene Perspektiven und Kenntnisse der Gruppenmitglieder ergänzen sich und führen zu kreativeren und durchdachteren Lösungen. Studierende müssen regelmäßig kommunizieren, um ihre Ideen und Ansätze zu diskutieren, Feedback zu geben und gemeinsame Entscheidungen zu treffen.
- Peer Teaching: Studierende vertiefen durch das Unterrichten ihrer Kommilitonen ihr eigenes Verständnis und stärken gleichzeitig kollaborative Fähigkeiten. Diese Methode fördert aktive Teilnahme, erleichtert den Austausch von Perspektiven und erhöht die Gesamtqualität der Problemlösungsansätze durch gemeinsames Lernen
- eduSCRUM: Es handelt sich um eine agile Methode, die auf Teamarbeit und kontinuierliche Verbesserung in Teilprodukten setzt. Der Einsatz ermöglicht es Studierenden, Projekte durch strukturierte, iterative Arbeitsphasen und regelmäßige Reflexion in selbstorganisierten Teams effizient zu bearbeiten. Diese agile Methode fördert Eigenverantwortung, Teamarbeit und kontinuierliche Verbesserung, was zu einer tiefgreifenden Lernerfahrung und besseren Problemlösungskompetenzen führt.
- Design Thinking-Methoden: Design Thinking Methoden in der Hochschullehre fördern kreatives Problemlösen und innovative Lösungsansätze, indem sie Studierende durch iterative Prozesse der Bedürfnisanalyse, Ideenfindung, Prototypentwicklung und Tests führen. Diese Herangehensweise stärkt die Fähigkeit der Studierenden, komplexe Herausforderungen aus multidisziplinären Perspektiven zu betrachten und umzusetzen.
Bestimmte didaktische Elemente in den Lehrveranstaltungen können die Qualität und den Praxisbezug der projektbasierten Lehre zusätzlich erhöhen:
- Personen aus der Praxis als Gäste: Experten aus der Praxis können als Gastredner oder Jurymitglieder für Projektbewertungen eingeladen werden, um wertvolle Einblicke und Feedback zu geben.
- Praxisprojekte mit echten Auftraggebern: Studierende arbeiten an Projekten, die von externen Partnern oder Unternehmen beauftragt werden.
- Interdisziplinäre Teams: Studierende, die aus verschiedenen Fachrichtungen kommen, bilden Teams, um vielfältige Perspektiven und Ansätze zu fördern.
- Projektausstellungen und -präsentationen: Abschlusspräsentationen finden vor einem größeren Publikum, inklusive Stakeholdern und potenziellen Arbeitgebern, statt.
- Feedback-Runden und Reflexion: Regelmäßige Feedback-Sessions und Reflexionsphasen dienen dazu, den Lernprozess zu evaluieren und zu verbessern.
- Projektportfolios: Studierende erstellen Portfolios, in denen sie ihre Projektarbeiten selbstständig dokumentieren und selbstbestimmt reflektieren.
Unterstützende Tools
Digitale Tools, die an der Leuphana als DSGVO-konforme Systeme zur Verfügung stehen, können die Planung und Durchführung von studentischen Projekten unterstützen. Hier zeigen wir eine Auswahl:
- Das Lernmanagement-System Moodle zur Begleitung und Unterstützung des gesamten Projektprozesses, durch das Hochladen von Dokumenten, Anweisungen, Teilnehmenden- und Gruppenverwaltung, Abgabe- und Feedbackmöglichkeiten.
- Kanban Boards wie WEKAN oder das Kanban-Feature von Cryptpad oder die Moodle Aktivität "Board" für die gemeinsame Visualisierung der Projektplanung und -fortschritte.
- Collaborative Software: Tools wie Microsoft Teams für die Kommunikation und Zusammenarbeit im Team.
- Virtuelle Whiteboards: Collaboard oder das Whiteboard von Zoom für kollaborative Brainstorming-Sessions und Konzeptentwicklung.
- Classroom Response Systeme: Particify zur Datenerhebung und Feedback-Einholung.
- Cloud-Speicher: Owncloud (in der Academic Cloud) für das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten und Dateien und deren Ablage.
Auf den Websites des Lehrservice finden Sie weitere Tools und deren Einsatzfelder.