Diversitätsorientierte Lehre

Das Ziel der Leuphana ist es, die Diversität der Universitätsmitglieder anzuerkennen, bewusst zu fördern und durch gezielte Erfahrungs- und Reflexionsangebote für Lehr- und Lernprozesse fruchtbar zu machen.

Diversität als Lernchance begünstigt Erkenntnis- und Kompetenzzuwachs, sie stärkt die Persönlichkeitsbildung, der sich die Leuphana als humanistische Universität in ihrem Leitbild verschrieben hat, und kann durch Ausbildung von Diversitykompetenz die Fähigkeit zur Lösung gesellschaftlicher Problemlagen und Bereitschaft zur Übernahme sozialer Verantwortung in einer pluralen Gesellschaft befördern, welche die Leuphana als nachhaltige und handlungsorientierte Universität anstrebt.

In der Lehrentwicklung wird einem breiten Verständnis von Diversität gefolgt. Berücksichtigt werden sowohl die personelle Vielfalt als auch Unterschiede in den Zugängen und Voraussetzungen von Studium und Lehre. Diversität hat viele Facetten und zeigt sich in unterschiedlichen Formen, sie erfasst Unterschiede ebenso wie Gemeinsamkeiten.
Relevant für Lehr- und Lernprozesse können zum Beispiel der Bildungshintergrund, physische und psychische Belastbarkeit, Sorgeverpflichtungen, Migrationserfahrungen, Alter oder Geschlecht ebenso wie studienrelevantes Vorwissen, Lernstil, Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, Motivation oder Lernstrategien sein.

Diversität beeinflusst hochschulische Lehr- und Lernprozesse auf verschiedenen Ebenen, zum Beispiel auf Ebene der institutionellen Rahmenbedingungen, der individuellen Ausgangsbedingungen oder des Interaktionskontextes.

Dimensionen diversitätsorientierter Lehre

An der Leuphana verfolgt die diversitätorientierte Lehre verschiedene Zugänge: Diversität gerät als Lerngelegenheit, als Lehr-Lern-Inhalt und als Rahmenbedinungen von Lehren und Lernen in den Blick.

» Diversität als Lerngelegenheit

  • Lehr-Lern-Settings so gestalten, dass Diversität zum Lerngegenstand wird und als Bildungsgelegenheit erfahren wird, etwa indem durch das Erleben und Reflektieren von Diversität Perspektivwechsel, Bewusstwerdung eigener Normen und Grenzen, Empathie, Ambiguitätstoleranz und  Konfliktlösungskompetenz ermöglicht und befördert werden.

» Diversität als Rahmenbedingung für Lehren und Lernen

  • Reflexion und Berücksichtigung von Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren auf Lernsituationen und Studienprozess bei der Lehrplanung

» Diversität als Lehr-Lern-Inhalt

  • Vermittlung von Wissen über Diversität und ihre gesellschaftliche Relevanz sowie von Handlungskompetenz für diversitätsgeprägte Kontexte und Förderung einer Diversität wertschätzenden Haltung

Ein diversitätsorientierte Lehre verfolgt verschiedene Wege und Ansatzpunkte.

Dimensionen diversitätsorientierter Lehre

An der Leuphana verfolgt die diversitätorientierte Lehre verschiedene Zugänge: Diversität gerät als Lerngelegenheit, als Lehr-Lern-Inhalt und als Rahmenbedinungen von Lehren und Lernen in den Blick.

» Diversität als Lerngelegenheit

  • Lehr-Lern-Settings so gestalten, dass Diversität zum Lerngegenstand wird und als Bildungsgelegenheit erfahren wird, etwa indem durch das Erleben und Reflektieren von Diversität Perspektivwechsel, Bewusstwerdung eigener Normen und Grenzen, Empathie, Ambiguitätstoleranz und  Konfliktlösungskompetenz ermöglicht und befördert werden.

» Diversität als Rahmenbedingung für Lehren und Lernen

  • Reflexion und Berücksichtigung von Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren auf Lernsituationen und Studienprozess bei der Lehrplanung

» Diversität als Lehr-Lern-Inhalt

  • Vermittlung von Wissen über Diversität und ihre gesellschaftliche Relevanz sowie von Handlungskompetenz für diversitätsgeprägte Kontexte und Förderung einer Diversität wertschätzenden Haltung

Diversitätsorientierte Lehre …

  • … versteht Diversität als Rhizom von Unterschieden und Gemeinsamkeiten, deren Bedeutung je nach Kontext variiert.
  • … reflektiert Diversität als Kontextbedingung des universitären Lehrens und Lernen.
  • … und berücksichtigt Diversität bei der methodisch-didaktischen und inhaltlichen Gestaltung der Lehre.
  • … bereitet Studierende auf das Arbeiten in Berufsfeldern und das Gestalten einer Gesellschaft vor, die durch Diversität geprägt sind und dadurch vielfältige Chancen, aber auch Widersprüche und Herausforderungen erzeugen.
  • … zielt darauf, Bildung durch Diversität als Lerngegenstand zu ermöglichen.
  • … und vergisst dabei nicht, Zusammenhänge zwischen Diversität und Ungleichheit zu beachten.
  • … schließt an das integrative Gender-Diversity-Konzept der Leuphana an.

Diversität und Bedingungsfaktoren von Lehre und Studium

Lehr-Lern-Situationen und -Prozesse werden durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Je nach Betrachtungsebene können verschiedene Diversitätskategorien relevant werden und in Wechselwirkung zu den jeweiligen Rahmenbedingungen treten.
Diversitätsorientierte Lehre reflektiert sowohl verschiedene Diversitätskategorien als auch unterschiedliche Bedingungsfaktoren von Lehre und Studium.

Dazu gehören insbesondere:

» individuelle Ausgangsbedingungen seitens der Studierenden
  • Vorwissen, Lernstrategien, verfügbare Ressourcen inkl. Zeit, Selbstwirksamkeitsüberzeugung, Studienmotivation
» individuelle Ausgangsbedingungen seitens der Lehrperson
  • methodisch-didaktische Kompetenz, pädagogische Orientierung, Selbstverständnis als Lehrperson (Lernbegleiter_in, Expert_in fürs Fach u.a.), Seminarleitungskompetenz, Einstellung zu Diversität, Fachwissen
» Interaktionskontext
  • Lernklima, Lehr- und Lernkultur, Erfahrungs- und Wertehorizont, Lehrveranstaltungsformat, Zeit und Ort
» institutionelle Rahmenbedingungen
  • Studienmodelle (Vollzeit/Teilzeit), Lehr-Lern-Medien, Studienordnungen, Prüfungsformate, studienbegleitende Angebote, Optionen und Barrieren analoger und digitaler Lernorte
» Lehrmaterial
  • inklusive Sprache, barrierefreier Zugang, Verständlichkeit, Visualisierungen, Verzicht auf stereotypisierende Darstellungen, adressat_innenorientiert

Die Aufzählung ist als exemplarisch und nicht als vollständig zu verstehen.

Diversitätskategorien

In der Lehrentwicklung wird einem breiten Verständnis von Diversität gefolgt. Berücksichtigt werden sowohl die personelle Vielfalt als auch Unterschiede in den Zugängen und Voraussetzungen von Studium und Lehre. Diversität hat viele Facetten und zeigt sich in unterschiedlichen Formen, sie erfasst Unterschiede ebenso wie Gemeinsamkeiten.

In Konzepten des Diversity Managements liegt der Fokus auf sozialen Kategorien. Diese können in der Lehre unmittelbar wirksam sein, oftmals beeinflussen sie Lehren und Lernen jedoch indirekt. Als stärker direkt lernrelevant gelten in der Lehr-Lern-Forschung andere Kategorien, die eher unter dem Schlagwort Heterogenität gesammelt werden.

Soziale KategorienKategorien der Lehr-Lern-Forschung
  • Alter
  • Geschlecht
  • soziale Herkunft
  • Migrationsstatus
  • Ethnizität
  • Sorgeverpflichtungen
  • Dis_Ability
  • sexuelle Identität
  • Lebensform
  • Studienmotivation
  • studienrelevantes Vorwissen (knowing what)
  • Lernstrategien (knowing how)
  • affektiv-motivationale Aspekte wie
    • Selbstwirksamkeitsüberzeugung
    • Tiefe der Auseinandersetzung
    • Ablenkungs- und Aufschiebeverhalten
    • Emotionen wie Angst vor Misserfolg
    • Gewissheits-/Ungewissheitsorientierung
    • Anstrengungsbereitschaft & Ausdauer
  • bevorzugte Lehr-/Lernformen
  • sprachliche Kompetenzen
  • Intelligenz
  • Fachdisziplin
  • Studienerfahrung/Semester
  • soziale Eingebundenheit an der Hochschule
  • Habitus

Soziale Kategorien wie Geschlecht können die Studienwahl mitbestimmen, die soziale Herkunft Einfluss auf den Hochschulzugang und die Studienmotivation nehmen, Zuschreibungen hinsichtlich ethnischer Zugehörigkeit (oftmals implizit) Leistungserwartungen verändern, Sorgeverpflichtungen können zum Wunsch nach flexibleren Studienmodellen führen, Barrieren im Studium einen Nachteilsausgleich für Studierende mit Beeinträchtigungen erforderlich machen, Studierende und Lehrende mit geschlechtlicher und sexueller Verortung jenseits von Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität können Diskriminierung erfahren, unterschiedliche Lebens- und Berufserfahrungen eine Chance für Perspektivwechsel sein, anfängliche Irritationen und Fremdheitsgefühle können Ausgangspunkt für (Selbst-)Reflexions- und  gemeinsame Lernprozesse sein.
Die Passung von bevorzugten Lernformen der Studierenden und methodischer Gestaltung der Lehre beeinflusst den Lernerfolg ebenso wie Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, Ablenkungs- und Aufschiebeverhalten oder Angst vor Misserfolg. Studienrelevantes Vorwissen und das Repertoire an Lernstrategien sind für die Aneignung von Fachwissen und die Ausbildung von Kompetenzen relevant, das Ausmaß (fach)sprachlicher Kompetenzen wirkt auf das Lerntempo, die Relation von Mehrheiten und Minderheiten kann Einfluss auf Gruppenprozesse und die soziale Eingebundenheit in die Hochschule nehmen.

Je nach dem, wie Lehre gestaltet wird und welche Einstellungen Lehrende und Lernende gegenüber Diversität besitzen, können Unterschiede ebenso wie Gemeinsamkeiten zu Lernoptionen, zu Perspektiverweiterung oder zu Tunnelblick, zu Konflikten – seien sie konstruktiv oder destruktiv – oder zur Hinterfragung des Selbstverständlichen führen.

Gesellschaftliche Zusammenhänge zwischen Diversität und Ungleichheit wirken in die Hochschule hinein und werden zum Teil sogar noch durch diese verstärkt. Diversität ist jedoch nicht omnirelevant. In vielen Situationen spielen Diversitätsausprägungen nur eine untergeordnete oder keine Rolle. Ebenso wie Unterschiede anerkannt und in der Lehre reflektiert werden sollten, sollten diese nicht dramatisiert werden. Denn der Fokus auf Differenzen kann Gemeinsamkeiten in den Hintergrund rücken und zur Reproduktion von Stereotypen und Differenzlinien führen.

Deutungsoffenheit von Diversität

Diversität kann – im Sinne der Denkfigur von Deleuze/Guattari – als ein Rhizom betrachtet werden: Sie wuchert in viele Richtungen, zeigt sich je nach Perspektive in unterschiedlicher Gestalt und besitzt keine natürliche Hierarchie, sie hat keinen Ursprung und kein vorgegebenes Ziel.

Wann welche Form von Diversität relevant ist, lässt sich nicht verallgemeinernd feststellen. Diese Frage gilt es kontext- und situationsspezifisch immer wieder zu stellen und  sie impliziert entsprechend je verschiedene Handlungskonsequenzen.

Projekte & Aktive

Projekt KomPädenZ Potenzial

"KomPädenZ Potenzial" wird im Rahmen des Bund-Länder-Wettbewerbs "Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen" gefördert und zielt darauf, Potenziale in der Sozialwirtschaft zu fördern und Zugänge zu akademischer Weiterbildung und Studium zu erleichtern. Gender und Diversity Aspekte werden in vielfacher Weise berücksichtigt: bei der Entwicklung der Zertifikatskurse, der Anrechung oder bei diversitysensibelen Bildungsformaten und Didaktiken u.a. mehr

Gender-Diversity-Zertifikat

Das Gender-Diversity-Zertifikat wird inetragtiv im Komplementärstudium erbracht und beschäftigt sich mit Themen rund um Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit und soziale Ungleichheit. Es ermöglicht Studierenden mehr über vielfältige Lebenswelten zu erfahren und so einen inhaltlichen Schwerpunkt im eigenen Studium zu setzen in dem die eigene Selbst- und Fremdpositionierung kritisch reflektiert wird. mehr

Heterogenität und Inklusion im ZZL

Das Ziel dieses Handlungsfelds des Zukunftszentrums Lehrerbildung (ZZL) ist es, zum einen ein Zertifikationsprogramm "Inklusion professionell umsetzen" zu entwickeln und fest an der Leuphana zu etablieren sowie zum anderen videobasierte Lernbausteine didaktisch aufzubereiten und in die universitäre Lehre sowie in fachspezifische Lehrerfortbildungen zu integrieren. mehr

Studienangebote für Geflüchtete

Die Leuphana Universität Lüneburg unterstützt Geflüchtete bei der akademischen Bildung mit verschiedenen Angeboten. Geflüchtete können in der Open Lecture Hall als Gasthörer_innen teilhaben oder im Rahmen des Brückenstudiums Veranstaltungen besuchen, bevor sie ein reguläres Studium aufnehmen (können). Außerdem stehen ihnen die Studienberatung und Deutschkurse offen.

Zertifikat interkulturelle Kommunikation und Sprachen (ZiKS)

Im Rahmen des Komplemntärstudiums bietet das Zertifikat die Möglichkeit, Qualifikationen im Bereich "Interkulturelle Kommunikation" sowie Sprachkenntnisse in mindestens zwei Fremdsprachen zu erwerben. Durch ZiKS werden Studierende befähigt, im interkulturellen Kontext erfolgreich, professionell und effektiv zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten. mehr

Mehr zu Diversität an der Leuphana

Diversität als Chance

Diversität als Chance - Der Kodex der Leuphana Universität Lüneburg