Laura Fey für Publikation zu Organisationsprozessen im Zusammenhang mit dem VW-Skandal ausgezeichnet
10.10.2024 Welche internen Arbeitszusammenhänge haben den Abgasskandal bei Volkswagen möglich gemacht? Zu diesem Thema hat Dr. Laura Fey geforscht. Jetzt wurde die Akademische Rätin der Leuphana für eine Publikation dazu mit dem Emerald Literati Award 2024 für herausragende Autor*innenbeiträge ausgezeichnet.

Es war einer der größten Skandale in der Unternehmensgeschichte der Volkswagen AG (VW): 2015 wurde öffentlich, dass VW eine illegale Abschalteinrichtung in der Motorsteuerung ihrer Diesel-Fahrzeuge einbaute. Für das Unternehmen bedeutete das einen immensen Reputationsschaden, aber auch Bußgelder, Strafen, finanzielle Vergleiche und Rückkaufkosten in Höhe von 33 Milliarden US-Dollar.
Wie aber war ein solches Fehlverhalten von Mitarbeitenden bei VW möglich? Diese Frage hat Laura Fey in einem ihrer Dissertationsprojekte untersucht. Die Forscherin auf dem Gebiet der Unternehmensorganisation hat analysiert, wie sich durch Organisationsstrukturen bei dem Wolfsburger Unternehmen bestimmte Grenzen etablieren konnten: So bildeten sich Gruppen bei VW, zu denen nicht alle Mitarbeitenden Zugang hatten. In diesen Gruppen normalisierten sich bestimmte Verhaltensweisen, zudem wurde durch sie die Kommunikation über organisationsinterne Grenzen hinweg eingeschränkt. „Dadurch konnte sich das Fehlverhalten nicht nur etablieren, sondern auch unangefochten bleiben“, erläutert Laura Fey. Verfasst hat sie den Beitrag mit John Amis, Professor für Strategic Management & Organisation an der University of Edinburgh.
Fey leistet mit ihrer Forschung einen Beitrag zum besseren Verständnis von Fehlverhalten in Organisationen – und macht anschaulich, wie dieses in Unternehmen normalisiert wird. Damit trifft sie mit ihrer Veröffentlichung „Organizational Wrongdoing, Boundary Work, and Systems of Exclusion: The Case of the Volkswagen Emissions Scandal” (Organisatorisches Fehlverhalten, Grenzarbeit und Ausschlusssysteme: Emissions-Skandal bei Volkswagen) die Vergabekriterien für den Emerald Literati Award 2024. Das Britische Unternehmen Emerald Publishing zeichnet mit dem Preis seit 1993 wissenschaftliche Veröffentlichungen aus, die gesellschaftlichen Einfluss erwarten lassen und Veränderungen über die akademische Welt hinaus bewirken können. Zudem sollen die Beiträge brillant geschrieben und relevant für die Praxis oder weitere Forschung sein.
In ihrer Forschung zum VW-Skandal hat Laura Fey nicht nur die Medienberichterstattung analysiert, sondern auch Jahresberichte des Unternehmens aus der Zeit von 2008 bis 2020. Zu ihrer Forschungsfrage hat Fey einen persönlichen Zugang: Sie hat von 2013 bis 2018 als dual Studierende und später als Mitarbeiterin im Personalwesen bei VW gearbeitet.
Seit März 2024 ist Laura Fey am Institut für Management und Organisation der Leuphana Universität Lüneburg tätig. Ihre Forschungsinteressen konzentriert sie auf Prozesse des Organisierens, vor allem auf den Wandel organisationaler Praktiken, wie im Fall des Dieselskandals. Darüber hinaus untersucht sie neue Organisationsformen und betrachtet hier beispielsweise das Edinburgh Festival. Laura Fey stützt sich auf qualitative Forschungsmethoden.
Studiert hat Fey International Business an der Ostfalia Hochschule, an der Nelson Mandela University (Südafrika) und der University of Edinburgh (Schottland). Dort hat sie auch ihre Promotion abgeschlossen, die von der University of Edinburgh Business School und dem Economic and Social Research Council (ESRC) UK gefördert wurde. Im Jahr 2022 hat Laura Fey einen Institutional Visit an der Alberta School of Business (Kanada) absolviert.