Kulturen des Konflikts

Im Forschungszusammenhang „Kulturen des Konflikts“ kommen Forschende aus den Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften zusammen, die den Begriff des Konflikts als Linse zur Perspektivierung ihrer empirischen sowie theoretisch-konzeptionellen Arbeit nutzen.

Forschungsprogrammatik

Konflikte werden in der Forschungsinitiative nicht bloß als Ausnahmen oder Störungen im gesellschaftlichen Normalbetrieb verstanden. Schon allein, dass sie immer wieder, nicht selten in bestimmten Zyklen, wiederkehren, verursacht durch je bestimmte gesellschaftliche Konstellationen, weist auf die Grenzen einer solchen Auffassung von Konflikten hin. Aber auch die Rede von latenten Konflikten, von lange anhaltenden Konfliktkonstellationen und das Wissen um komplexe, direkte oder indirekte Verbindungen zwischen verschiedenen Konflikten zeigt in diese Richtung. 

Im Forschungszusammenhang wird deshalb, im Unterschied zur aus der sozialwissenschaftlichen Konfliktforschung bekannte Analyse manifester Konflikte (zwischen Gruppen, politischen Organisationen, Klassen, Banden oder Kriegsparteien…), die Frage bearbeitet, wie die vielfältigen, spannungsgeladenen Problemfelder der Gegenwart konflikttheoretisch zu begreifen sind. Jenseits offen ausgetragener Konflikte werden latente Konflikte, strukturell bedingte Konfliktkonstellationen und deren Verbindungen zu gesellschaftlichen Krisenphänomenen in den Blick genommen. Derartige Konflikte werden dabei als kulturell situierte Phänomene verstanden. Zu prüfen ist in diesem Zusammenhang stets auch, was überhaupt als Konflikt gilt, welche Konflikte als solche wahrgenommen, übersehen oder unsichtbar gemacht werden, in welchen Kulturen des Konflikts sich diese artikulieren.

Im Forschungszusammenhang verbindet sich das Ziel, konflikttheoretische Grundlagenforschung zu betreiben mit dem Anliegen, angesichts gegenwärtig vielfach wahrzunehmender Intensivierungen sozial-kultureller Konfliktdynamiken auch einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Derzeit versammeln sich darin fakultätsübergreifend ForscherInnen in unterschiedlichen Karrierestufen und mit verschiedenen Forschungsschwerpunkten aus Soziologie, Philosophie, Politik-, Bildungs- und Erziehungswissenschaften. Der Zusammenhang lebt von der disziplinären, methodischen und theoretischen Vielfalt, die seine Mitglieder in ihn einbringen. In seinem Rahmen werden regelmäßige Kolloquien und Veranstaltungen organisiert, konflikttheoretische Perspektiven in die universitäre Lehre eingebracht. Nicht zuletzt dient er als Inkubator für gemeinsame Forschungs- und Publikationsprojekte.

Beteiligte Professuren

  • Prof. Dr. Lars Alberth
  • Prof. Dr. Serhat Karakayali
  • Prof. Dr. Volker Kirchberg
  • Prof. Dr. Michael Koß
  • Prof. Dr. Andrea Kretschmann
  • Prof. Dr. Roberto Nigro
  • Prof. Dr. Philipp Sandermann
  • Apl. Prof. Dr. phil. Ulf Wuggenig

Drittmittelprojekte seit 2018

Commodified Agency: Social Space and the Digital Value Chain, Prof. Dr. Volker Kirchberg, Apl.-Prof. Dr. Ulf Wuggenig, Institut für Soziologie und Kulturorganisation, seit 2022, Förderung durch das MWK

Alltag im Dissens. Eine Studie zum Gebrauch (imaginären) Rechts von Reichsbürger:innen, Prof. Dr. Andrea Kretschmann, Institut für Soziologie und Kulturorganisation, seit 2022, Förderung durch das MWK

Strukturen und Kontexte rechtskonformen Polizeihandelns. Eine qualitative Untersuchung zur Rechtsbindung am Beispiel des Streifendienstes der Polizei Niedersachsen, Prof. Dr. Andrea Kretschmann, Institut für Soziologie und Kulturorganisation, 2021-2022, Förderung durch die Polizeiakademie Niedersachsen

Critical Art(ist)s and Urban Development – A collaborative study comparing German and Israeli Cities, Prof. Dr. Volker Kirchberg, Institut für Soziologie und Kulturorganisation, 2016-2020, Förderung durch das Land Niedersachsen

Kulturelle Diversität als kuratorisches Konzept. Strategien und Narrative der Inszenierung und Dekonstruktion auf transkulturellen PerformingArts- und Musik-Festivals, Prof. Dr. Volker Kirchberg, Institut für Soziologie und Kulturorganisation, 2014-2019, Förderung durch das Land Niedersachsen

Reconfiguring Anonymity - Contemporary Forms of Reciprocity, Identifiability and Accountability in Transformation – Teilprojekt: Making Visible. Performance, Art and Anonymity, Apl-Prof. Dr. Ulf Wuggenig, Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft, 2015-2019, Förderung durch die VolkswagenStiftung

Die Stadt als Möglichkeitsraum, Prof. Dr. Volker Kirchberg (Co-PI), Institut für Soziologie und Kulturorganisation, 2015-2019, Förderung durch das Land Niedersachsen