Stipendiat im Portrait: Florian Reichenbach - erforscht im Studium die Hintergründe der Klimakrise

Stipendiat Florian Reichenbach ©Florian Reichenbach
Florian Reichenbach, 29, studiert im ersten Semester das „Studium Individuale“ an der Leuphana Universität. Gefördert wird er von der Stiftung der Volksbank Lüneburger Heide.

Florian Reichenbach fokussiert sich im Studium wie im Leben auf die Klimakrise. Er fragt sich, welche gesellschaftlichen Mechanismen dafür verantwortlich sind, dass die Menschheit in diese Krise gelangt ist und wo Chancen auf Transformation bestehen. Sein Studium an der Leuphana erlaubt es ihm, sich mit den originalen Inhalten und Denkkulturen insbesondere der Nachhaltigkeits-, Kultur- sowie Wirtschaftswissenschaften auseinanderzusetzen. Der rege Dialog zwischen Studierenden und Lehrenden, sowie zwischen Universität und Stadt erweist sich als für ihn als bisher ungewohnte, große Bereicherung. Neben dem Studium engagiert er sich vielfältig in der Klimagerechtigkeitsbewegung in Lüneburg sowie in einem Netzwerk, welches sich im Dialog mit Universitäten für mehr inhaltliche und didaktische Pluralität in den Wirtschaftswissenschaften einsetzt.
 
Warum haben Sie sich für das Studienprogramm „Studium Individuale“ entschieden?
Ich habe in der Vergangenheit bereits Architektur und Philosophie studiert und beides aber abgebrochen. Nach einigen Jahren, während derer ich in verschiedensten Jobs gearbeitet und Erfahrungen gesammelt habe, habe ich im Frühjahr 2021 beschlossen, mich vollkommen dem Thema Klimakrise zu widmen, da ich wahrnehme, dass die Zeit schlicht viel zu sehr drängt. Ich will mich weiterbilden darüber, welche Mechanismen in unseren Gesellschaften dafür verantwortlich sind, dass wir als Menschheit in diese Krise gelangt sind, und wo Chancen auf Transformation bestehen. Die Leuphana mit ihrem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und ihrem inter- und transdisziplinären Ansatz bietet für mich hierfür ein hervorragendes Pflaster.
 
Sie sind jetzt im 1. Semester: Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium bisher erfüllt?
Ich bin bisher extrem zufrieden mit der Wahl der Universität und meines Studiums. Ich schätze den intensiven Austausch mit Studierenden und Lehrenden unterschiedlicher Fachrichtungen, und wie dieser auf dem Campus gefördert wird, sowie der Vernetzung der Universität mit Prozessen, die sonst in Lüneburg stattfinden. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass das keine Selbstverständlichkeit ist.
 
Wem würden Sie dieses Studium empfehlen?
Ich würde dieses Studium allen Menschen empfehlen, die sich bewusst mit unterschiedlichen, teils auch konträren Ansätzen zu denken auseinandersetzen möchten, die keine Scheu haben, dabei auch ihren eigenen Weg immer wieder zu reflektieren, und die sich selbst herausfordern wollen, mit Menschen aus unterschiedlichen Kontexten in den Dialog treten.
 
Welche Pläne haben Sie nach Ihrem Studium?
Ich möchte mich nach dem Studium dafür einbringen, dass wir uns gesellschaftlich gemeinsam auf den Weg in eine nachhaltigere Lebensweise begeben können. Mich interessiert besonders, verschiedene Menschen und Parteien, die sonst nicht miteinander sprechen würden, in den Dialog miteinander zu bringen, zur Auseinandersetzung miteinander zu bewegen und dabei zu unterstützen, gemeinsame Wege einzuschlagen. Ein ganz genaues Berufsbild habe ich noch nicht vor Augen, aber ich habe die Hoffnung - und das gilt auch für meine Zukunft nach dem Studium - persönlich dazu beitragen zu können, dass wir als unterschiedliche Individuen und Gruppen innerhalb der Gesellschaft in einen offenen Dialog darüber gelangen können, wie wir als Gesellschaft in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft bewegen.
 
Sind Sie neben Ihrem Studium an der Universität oder außerhalb ehrenamtlich aktiv?
Ich bin Mitglied der studentischen Initiative MÖVE („Mehr Ökonomische Vielfalt Erreichen“), die sich als Teil des DACH-Netzwerks Plurale Ökonomik an der Leuphana für eine inhaltlich und didaktisch pluralere Lehre in den Wirtschaftswissenschaften einsetzt und dabei insbesondere im Dialog mit der Universitätsleitung versucht zu erreichen, dass diese den Herausforderungen unserer Zeit Rechnung trägt. Außerdem rette und verteile ich über Foodsharing Lebensmittel, die sonst on der Tonne landen würden, und engagiere mich in der Klimagerechtigkeitsbewegung in Lüneburg.
 
Mein großer Wunsch ist es, Gräben zu überwinden und Menschen ins Gespräch zu bringen darüber, wie sie persönlich mit den Herausforderungen umgehen oder umgehen wollen, vor denen wir alle stehen. Menschen in verschiedenen Weltregionen, deren Lebensstile voneinander abhängen, und Menschen innerhalb unserer Gesellschaft, die sich oft nur in ihren Gegensätzen wahrnehmen und begegnen, obwohl wir uns alle brauchen für das, was kommt.
 
Stehen Sie dazu auch in Kontakt mit internationalen Studierenden?
Ja, in einem Online-Seminar, in dem wir uns mit Studierenden und Dozierenden in verschiedenen Ländern, vor allem Indien und Deutschland, der Frage nähern, inwiefern Nachhaltigkeit nicht neu erfunden werden muss, sondern bereits fest in den Lebenspraktiken anderer Generationen und Bevölkerungsgruppen verankert ist. Es ist wahnsinnig augenöffnend und insbesondere technisch oft extrem herausfordernd, und ich glaube aber, dass wir aus dieser Herausforderung alle extrem viel lernen und mitnehmen können.
 
Planen Sie einen Auslandsaufenthalt in Ihrem Studium?
Bisher ist noch nichts Konkretes geplant und ich will erstmal ordentlich in Lüneburg ankommen. Wenn es ums Ausland geht, fasziniert mich gerade Idee, einmal an einem US-amerikanischen College die dortige Art des Studierens kennenzulernen, genauso, wie an eine Universität auf dem afrikanischen Kontinent zu gehen, um meine eigene Position und unsere Geschichte zu reflektieren und exemplarisch Wissenslücken zu schließen, was globale Zusammenhänge, verborgene Abhängigkeiten, Machtverhältnisse, Rassismus und kulturell spezifische Denk- und Handelsmuster betrifft.
 
Was schätzen Sie an Lüneburg und seinen Bürgerinnen und Bürgern?

Als jemand, der schon etlichen verschiedenen Städten gelebt hat, schätze ich die Größe Lüneburgs enorm, und mir gefällt die damit einhergehende gute Erreichbarkeit von allem. Den Markt und die Menschen, die dort arbeiten, mag ich besonders. Es mag sicher auch Kontext der Leuphana und meinem Engagement liegen – aber ich habe das Gefühl, hier viel mehr auch mitzubekommen, was politisch in der Stadt passiert und was gerade Thema ist. Wenn es die Uni zulässt, verschlägt es mich auch mal ins Museum oder um Beispiel Kino, zuletzt war ich mit dem Semesterticket im Museum Lüneburg.
 
Welche Regionen im Umland der Stadt Lüneburgs haben Sie bereits kennengelernt?
Kürzlich war ich erst wieder im Wendland. Die Heide steht bei mir noch aus, auf das Alte Land habe ich große Lust, und vor allem auf die Nord- und Ostsee – für mich als Süddeutscher auf jeden Fall etwas ungewöhnliches und bisher noch sehr Unbekanntes.
 
Was bedeutet Ihnen das Deutschlandstipendium?
Das Deutschlandstipendium gibt mir ein Stück finanzielle Sicherheit und ist Anerkennung und Vertrauensvorschuss, dass ich jetzt, wo ich beschlossen habe, nochmal zu studieren, etwas Richtiges und Wichtiges mache. Ohne solch eine Art von Unterstützung müsste ich noch deutlich mehr während des Studiums arbeiten und habe so das Glück, mich noch mehr den Studieninhalten und der Erkundung der Forschungslandschaft zu widmen.
 
Wer ist Ihr Förderer und wie ist der Kontakt zu ihm?
Mein Förderer ist die Stiftung der Volksbank Lüneburger Heide, seit Frühjahr 2022 besteht ein enger Austausch zwischen uns.

GEFÖRDERT WIRD FLORIAN REICHENBACH VON DER STIFTUNG VOLKSBANK LÜNEBURGER HEIDE

Vor über 20 Jahren wurde die Stiftung der Volksbank Lüneburger Heide ins Leben gerufen. Der Vorstand der Bank wollte ein dauerhaftes Zeichen setzen: Förderung aus der Region für die Menschen in der Region. Seitdem unterstützt die Stiftung leistungsstarke junge Menschen im Geschäftsgebiet der Volksbank. Die Deutschlandstipendiaten zeigen diese Leistungsbereitschaft in beeindruckender Weise. Dabei ist dem Vorstand der lebendige Austausch mit den Stipendiaten wichtig:

"Die Stiftung der VBLH fördert das Deutschlandstipendium, weil wir gerne motivierte und engagierte Menschen auf dem Weg in ihr Berufsleben begleiten. Die ausgewählten Stipendiaten stehen für außergewöhnliches Engagement über ihr eigentliches Studium hinaus. Von dem großen Netzwerk des Deutschlandstipendiums erwarten wir zudem, dass eine Gemeinschaft entsteht, die den einzelnen seine eigenen Grenzen überschreiten lässt."

Interesse geweckt?

Hier können Sie Ihr Interesse zur Vergabe eines Stipendiums an der Leuphana anmelden:

Programmkoordination

Dörte Krahn
Universitätsallee 1, C40.M26
21335 Lüneburg
Fon +49.4131.677-1554
doerte.krahn@leuphana.de