Draußen lernen! Neue Perspektiven im Sachunterricht
31.03.2023 Im Rahmen des Seminars „Draußen macht Sachunterricht – Konzepte und Ideen für einen transdisziplinären Sachunterricht“ setzten sich Studierende ganz im Sinne einer erfahrungsorientierten und inter- und transdisziplinären Lehre mit der Frage auseinander wie Lernprozesse im Kontext des Sachunterrichts außerhalb der gewohnten Räumlichkeiten gelingen können.
Unterricht findet in der Regel in einem Raum statt. Vielleicht einem grauen-entmutigenden Raum, vielleicht einem mit großen Fenstern und Bildern – doch der meiste Unterricht für die meisten Menschen findet drinnen statt. Das muss nicht so sein, fand Lydia Kater-Wettstädt, Verwaltungsprofessorin für nachhaltige Entwicklung und Sachunterricht, und zwar nicht nur um mal etwas Anderes auszuprobieren, sondern weil Lernen draußen sehr gut funktionieren kann. „‚Drinnenunterricht‘“ besteht häufig darin, dass Schüler*innen etwas mehr oder weniger Abstraktes kognitiv aufnehmen sollen“, sagt Kater-Wettstädt, „mit dem „echten“ Leben hat das allerdings selten etwas zu tun. Draußen dagegen sind die Lernanlässe vielfältig, unvorhersehbar und immer authentisch. Außerdem ist der*die Lernende auf vielfältigste Weise gefordert. Das Erleben draußen komplementiert Lernen mit sinnlichen, sozialen und emotionalen Eindrücken und gibt Möglichkeiten ganz eigene Fragestellungen zu entwickeln und weiter zu verfolgen.“
In ihrem Seminar kooperierte Kater-Wettstädt mit der „Bildungsinitiative LANDSCHAFTSABENTEUER für die Metropolregion Hamburg“ sowie der Grundschule Wendisch Evern. Studierende entwickelten darin Lehrmaterialien, die draußen genutzt werden können: Woran erkennt man giftige Pilze? Was ist eine Baumpatenschaft? Wie erkundet man den Wald achtsam (statt einfach durch ihn durchzugehen wie durch eine Einkaufsstraße)? Wie lassen sich Gemüsebeete sinnvoll und nachhaltig anlegen? Die Ergebnisse wurden dem Grundschuldirektor, Martin Leupold, und seinem Kollegium übergeben und werden – ganz im Sinne transdisziplinärer Lehre – auch konkreten Einsatz im Unterrichtsalltag finden.
Studentin Anneleen Meyer blickt zurück: „Ich habe viel aus dem Seminar mitgenommen, vor allem mehr Mut Lernen anders anzugehen. Mir ist die Bedeutung von Bewegung, Kontakt und Begegnung für das Lernen und die Potenziale ganzheitlicher Zugänge durch das eigene Ausprobieren noch einmal viel deutlicher geworden. Die vielen Themen und Zugänge, die einem draußen begegnen, können alle Kinder ganz anders mitnehmen und fürs Lernen motivieren.“
„Inklusives, nachhaltiges Lernen funktioniert nur“, erklärt Kater-Wettstädt, „wenn man mit sich selbst, mit anderen und der Umwelt direkten Kontakt aufnimmt, nicht nur so tut als ob. Alles in unserem gegenwärtigen Diskurs zielt zunehmend auf das Unsinnliche, Digitale, Nicht-Anfassbare ab. So ist die Welt aber nicht. Deswegen sollte man gemeinsam mit den Schüler*innen immer auch den Weg ins echte Leben, nach draußen suchen. Gerade Themen wie Nachhaltigkeit werden im ‚Drinnenunterricht‘ irreführend verkürzt dargestellt.“