BDK Preis: Sandra Waldforst – „Read, Repeat, Delete in der Lernfabrik“

29.05.2022 In ihrer Masterarbeit „Kollaboration im künstlerischen Handlungsfeld – Kollaboratives Arbeiten im Unterricht als ein künstlerisches Handlungsfeld“ im Lehramtsstudium der Fächer Kunst und Mathematik hinterfragt Leuphana-Alumna Sandra Waldforst, unter welchen Bedingungen eines stark regulierten Bildungssystems eine ästhetisch-künstlerische Praxis generiert werden kann. Für ihre Arbeit zeichnete sie der BDK Fachverband für Kunstpädagogik e.V. und die Landesfachgruppe Kunstpädagogik Niedersachsen aus.

Sandra Waldforst ©Sandra Waldforst
Sandra Waldforst im Filmprojekt ‚Als Kunstwerk ABGELEHNT‘ (2021).

In verschiedenen Schulpraktika, die sie im Rahmen ihres Studiums absolvierte, erkannte die gebürtige Berlinerin ein Muster: „Read, Repeat, Delete – viele Lerninhalte werden oberflächlich aufgenommen, stumpf wiedergegeben und nach einiger Zeit vergessen.“ Laut Waldforst gleiche die Schule einer Lernfabrik: „Im durchgetakteten Schulsystem bleibt wenig Raum für die Lernenden, sich in Themen zu entfalten bzw. weiterzubilden. Auch der Kunstunterricht ist dahingehend ausgelegt und beruht vor allem auf Einzelarbeiten.“ In ihrer Masterarbeit schlägt sie als mögliche Lösung eine kollaborative und künstlerische Kunstvermittlung vor, um einen gemeinsamen, künstlerischen Gestaltungsprozess zu generieren. „Das Lernen bedarf nach einem Austausch von unterschiedlichen Kenntnissen, Fähigkeiten und Wissensstrukturen. Im Gestaltungsprozess können sich diese Perspektiven potenzieren und unvorhersehbare Gestaltungsweisen aufdecken, die die Beteiligten über die Grenze der eigenen Gestaltungsmöglichkeit hinausführt.“

Für ihre Masterarbeit untersuchte Waldforst den Begriff der Kollaboration im künstlerischen Handlungsfeld und analysierte das Filmprojekt ‚Als Kunstwerk ABGELEHNT‘ (2021) hingehend auf kollaborative Strukturen. Dieser Kurzfilm thematisiert eine fabrik-ähnliche Arbeit: eine Kette rotierender, endloser Produktionen. Die 13 Studierenden, so auch Waldforst, üben einen anderen Handlungsablauf aus und entwickelten diesen im 3. Mastersemester des Projektbandes „Ästhetische Operationen #Dichte Beschreibungen“ bei Prof. Dr. Pierangelo Maset an der Leuphana Universität Lüneburg. „Auf Grund der Kürzung des Projektbandes im letzten Wintersemester 2021/22 werden solche größeren Projekte leider nicht mehr möglich sein“, sagt Waldforst.

Zum Schluss der Masterarbeit entwickelte Waldforst eine kunstbezogene, kollaborative Unterrichtspraxis. Waldforst zielt auf eine kollaborative Arbeit, in deren Rahmen alle Lernenden die Chance bekommen, sich frei zu entfalten und selbst Entscheidungen treffen zu können. Die Lehrperson solle dabei in den Hintergrund treten. „Es bedarf einer schrittweisen Hinführung, dass Kinder lernen gemeinschaftlich zu arbeiten. So verfallen die Lernenden nicht in Ohnmachtsstrukturen – werden in ihrer Kreativität nicht eingeschränkt.“

Folglich erhielt Waldforst den BDK Preis für die „herausragende Masterarbeit in der Kunstpädagogik“ vom BDK Fachverband für Kunstpädagogik. Der Preis zeichnet jährlich die besten Masterarbeiten im Feld der Kunstpädagogik im Land Niedersachsen aus.

Noch bis in ihr letztes Semester setzte Waldforst sich für die Studierenden der Fachrichtung Bildung in Fakultätssitzungen und für eine freiere Gestaltung des Studiums ein. Seit Februar 2022 ist sie Lehrkraft im Vorbereitungsdienst. „In der Zeit sind schon viele Kunstprojekte entstanden.“ Den Anfang für das kollaborative Gestalten legt Waldforst in der Klasse mit einem Gemeinschaftswerk, welches jede Woche von einem Kind gestaltet, im Unterricht vorgestellt und an ein anderes Kind weitergereicht wird.