Trauer um Professor Joachim Reese

Joachim Reese wurde am 21. Mai 1951 in Hamburg geboren. Nach seinem Abitur studierte er zunächst Mathematik und Informatik, später Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre an der Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Nach seinem Diplom-Abschluss als Volkswirt war Reese von 1976 bis 1984 wissenschaftlicher Assistent und danach Mitglied des Instituts für Angewandte Betriebswirtschaftslehre an der FernUniversität Hagen. Seine Promotion zum Dr. rer. pol. erfolgte 1980 mit einer Arbeit über „Standort- und Belegungsplanung für Maschinen in mehrstufigen Produktionsprozessen“. 1987 erhielt Reese die venia legendi für Betriebswirtschaftslehre. Seine mit dem Erich-Gutenberg-Preis ausgezeichnete Habilitationsschrift trägt den Titel „Theorie der Organisationsbewertung“. 1987 folgte die Ernennung zum Professor für Betriebswirtschaftslehre an der FernUniversität. 1988 wechselte Reese auf eine Professur für Betriebswirtschaftslehre an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

1991 wurde Joachim Reese auf die Professur „Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Produktion und Wirtschaftsinformatik“ im damaligen Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Lüneburg berufen. Die Professur wurde später umbenannt zu „Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Operations Management“. Im Zentrum seiner Lehrtätigkeit standen neben Unternehmenstheorie und Theorien des Managements vor allem Fragen aus Produktion, Logistik und Supply Chain Management. Während seiner Amtszeiten als Vizepräsident für Studium und Lehre erwarb er sich große Verdienste um die Weiterentwicklung der Studiengänge, in Fragen der Akkreditierung und Evaluation sowie bei der Vorbereitung der Umstellung auf Bachelor- und Masterprogramme.

In seiner Forschung widmete sich Joachim Reese Fragen der Organisation als Managementfunktion, insbesondere neuen Organisations- und Koordinationsformen in Beschaffungs- und Produktionsprozessen. In seinen zahlreichen Veröffentlichungen ging es dem brillanten Analytiker immer auch darum, die Theorie der Betriebswirtschaftslehre weiterzuentwickeln. Seine Beiträge zur Theorieentwicklung waren dabei von einer ganzheitlichen, übergreifenden Sichtweise in der Tradition Erich Gutenbergs geprägt.

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses war Joachim Reese stets ein großes Anliegen, in das er viel Zeit und Arbeit investierte. Dabei gelang es ihm als anspruchsvollem Mentor aus den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine Gemeinschaft zu formen, die bis heute Bestand hat. Neben seinen Aufgaben an der Lüneburger Universität engagierte sich Joachim Reese auch auf anderen Feldern. Als Gutachter internationaler Studiengänge in Osteuropa und wissenschaftlicher Leiter eines deutschsprachigen Studiengangs an der Marmara Universität Istanbul war er viele Jahre für den Deutschen Akademischen Austauschdienst tätig. Von 2004 bis 2010 war er Vorsitzender des Vorstands der Erich-Gutenberg-Arbeitsgemeinschaft in Köln.

Die Leuphana Universität Lüneburg trauert um Joachim Reese, der als leidenschaftlicher Wissenschaftler mit einem hohen Anspruch in Erinnerung bleiben wird. Seine Studierenden hat er gefordert, aber stets auch gefördert. Wegen seiner sehr kommunikativen, offenen und anderen Menschen zugewandten Art war er allseits außerordentlich beliebt. Er hat mit seinem Wirken nicht nur einen entscheidenden Beitrag zur Attraktivität des wirtschaftswissenschaftlichen Studiums an unserer Universität geleistet, sondern sich weit über das normale Maß hinaus für die Universität eingesetzt. Dafür sind wir ihm zu größtem Dank verpflichtet. Die Universitätsgemeinschaft wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Seinen Angehörigen gilt unser tiefempfundenes Mitgefühl.