EU-Horizon: Grüne Pharmazie und Versorgungssicherheit für Europa

21.11.2022 Für das Forschungsprojekt „TransPharm“ kooperieren europäische Universitäten miteinander, um sowohl Arzneimittelwirkstoffe selbst als auch deren Synthese grüner zu machen. Ziel der Arbeiten an der Leuphana ist, ein bereits entwickeltes und patentiertes umweltfreundliches Antibiotikum weiter zu verbessern, aber auch weitere neue umweltfreundliche Wirkstoffe zu entwickeln.

Prof. Dr. Klaus Kümmerer ©Leuphana/Patrizia Jäger
„Die Politik registriert endlich, dass bestimmte Wirkstoffe knapp werden“, sagt Prof. Dr. Klaus Kümmerer, Professor für Nachhaltige Chemie und Stoffliche Ressourcen.

Lieferengpässe bei Medikamenten können ernsthafte Folgen für die Gesundheit von Menschen haben. Die EU-Strategie „Nachhaltige Versorgung Europas mit Arzneimittel-Wirkstoffen“ will den Pharmazie-Standort Europa stärken. „Die Politik registriert endlich, dass bestimmte Wirkstoffe knapp werden“, sagt Prof. Dr. Klaus Kümmerer, Professor für Nachhaltige Chemie und Stoffliche Ressourcen. Zudem steigt der Arzneimittel-Verbrauch weltweit. Als Reaktion auf die zunehmende Umweltverschmutzung hat die Europäische Kommission kürzlich den „Strategischen Ansatz für Arzneimittel in der Umwelt“ entwickelt. „Mit TransPharm werden nun beide Strategien verbunden“, erklärt Klaus Kümmerer.

Als Beitrag zu einer grünen und nachhaltigen Pharmazie sollen umweltfreundlichere Alternativen zu pharmazeutischen Produkten und Wirkstoffen identifiziert werden (Benign by Design). Bei TransPharm kooperieren führende Forscher*innen von fünf europäischen Universitäten und sechs assoziierten nicht-akademischen Partnerorganisationen miteinander. „Wir arbeiten an der Leuphana an neuen Derivaten von Ciprofloxacin, um die biologische Abbaubarkeit weiter zu optimieren“, berichtet Klaus Kümmerer. Forscher*innen der Leuphana gelang es 2017 mit Methoden der nachhaltigen Chemie und Chemieinformatik ein umweltfreundlicheres Antibiotikum der Wirkstoffgruppe Ciprofloxacin zu designen.

„An der Leuphana identifizieren wir zudem umweltfreundlichere und nachhaltigere Wirkstoffe und schlagen sie für eine Synthese vor. Die Stoffe werden an den Universitäten Helsinki und Gent sowie kleineren Unternehmen synthetisiert. Künstliche Intelligenz soll helfen sowohl Wirkstoffe als auch die Synthese zu verbessern. Ziel muss es sein, toxische Stoffe zu vermeiden und durch Automatisierung den Rohstoffbedarf und das Abfallaufkommen zu reduzieren“, sagt Klaus Kümmerer. Später werden die Produkte mittels Abbautests an der Leuphana auf ihre Toxizität geprüft.

Klaus Kümmerer betont neben den Umweltaspekten den wirtschaftlichen Nutzen von TransPharm: „Mit neuen Synthesen und Technologien bleibt Europa für Unternehmen ein attraktiver Standort und kann möglicherweise weitere produzierende Firmen anziehen.“

Die Europäische Kommission fördert im Rahmen von Horizon Europe das Projekt „Transforming into a sustainable European pharmaceutical sector (TransPharm)“ von Professor Klaus Kümmerer mit rund 782 000 Euro. Die Universität Gent leitet das Forschungsvorhaben. Insgesamt wird TransPharm mit über 7 Millionen Euro von der EU gefördert.

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