Female Entrepreneurship in Mosambik – Forschung von Stefanie Habersang erhält Add-On Fellowship

06.07.2022 Wie kann weibliches Unternehmertum in Mosambik gefördert werden – auf individueller sowie auf struktureller Ebene? Für ihr interdisziplinäres Forschungsprojekt zu dieser Frage hat Dr. Stefanie Habersang vom Institut für Management und Organisation nun eine zweijähriges Förderung der renommierten Joachim Herz Stiftung erhalten.

©Stefanie Habersang/privat
„Stipendien für interdisziplinäre Forschungsprojekte werden eher selten vergeben. Gerade Nachwuchswissenschaftler*innen werden eher dazu aufgefordert, sich innerhalb einer konkreten Disziplin zu verankern. Dieses Stipendium zu erhalten ist daher eine große Wertschätzung", sagt Stefanie Habersang.

„Die Frauen in Mosambik, mit denen wir zusammenarbeiten, haben ganz unterschiedliche Unternehmen. Einige haben ein eigenes Modelabel oder einen Hairdressing-Salon, andere ein Café oder eine Bäckerei“, erklärt Stefanie Habersang. Wie können Frauen traditionelle Geschlechterrollen überwinden und erfolgreich als Unternehmerinnen sein? In einem interdisziplinären Forschungsteam bestehend aus Psychologen, Soziologen und Ökonomen entwickelte Stefanie Habersang gemeinsam mit der Kölner Professorin Mona Mensmann und der Weltbank eine Intervention in Mosambik, die sowohl auf der individuellen als auch der strukturellen Ebene ansetzt. „Warum verstehen wir immer noch nicht, was nützlicher für weibliche Unternehmerinnen ist: Ein individuelles Training, welches bei den Einstellungen von Frauen ansetzt und sie beispielsweise ermutigt, sich proaktiv mit Stereotypen im unternehmerischen Kontext auseinanderzusetzten und diese zu überwinden? Oder aber eine Förderung auf der strukturellen Ebene, die Frauen dabei unterstützt institutionelle Barrieren zu überwinden, indem ihnen Zugang zu Kapital, Netzwerken und Märkten ermöglicht wird“, sagt Habersang.

Gerade in Mosambik sei es für Frauen laut der promovierten Wirtschaftswissenschaftlerin nicht einfach, ein eigenes Unternehmen zu gründen: „Es gibt traditionelle Vorstellungen davon, was eine Frau zu tun und wie sie zu sein hat.“ Natürlich könne man in anderen Teilen der Welt, so auch in Deutschland, auch noch nicht von Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern sprechen, aber in Mosambik seien die Unterschiede eben noch deutlicher spürbar. „Gerade in ländlicheren Gebieten herrscht noch oft die traditionelle Vorstellung der Frau als Hausfrau und Mutter. Aus diesem Grund binden wir auch das häusliche Umfeld, also etwa Ehemänner und Väter, in die Trainings ein, damit das Ganze auf fruchtbaren Boden stößt und die Teilnehmerinnen Unterstützung aus der Familie erfahren.“

Im Rahmen des Forschungsprojektes findet nun einerseits ein dreimonatiges Training mit einem anschließenden Coaching mit eigens ausgebildeten Trainerinnen vor Ort in den mosambikanischen Städten Maputo, Napula und Beira statt. Das Training wurde über einen mehrjährigen Prozess entwickelt und dient etwa dazu, die Frauen in Bezug auf die eigenen Kompetenzen in der Unternehmensentwicklung, dem Aufbau eines Netzwerks oder der Verhandlungsführung zu empowern. Auf der anderen Seite setzt die Intervention auf der strukturellen Ebene an: Was müssen entsprechenden Institutionen ändern, damit weibliches Unternehmertum erfolgreich gefördert wird? „Die Ökonomen in unserem Team sprechen mit verschiedenen Institutionen, die Frauen einen potenziellen Zugang zu Kapital, Märkten und beruflichen Netzwerken ermöglichen können“, sagt Habersang. Dazu gehören beispielsweise Banken oder NGOs.

Innerhalb der nächsten Monate werden beide Maßnahmen einzeln und in Kombination miteinander durchgeführt und mit einer Kontrollgruppe verglichen, um zu ermitteln, wo einerseits die stärksten Effekte für den unternehmerischen Erfolg der Frauen liegen und andererseits, welche Auswirkungen die Intervention auf die Autonomie und das „Empowerment“ der Frauen im häuslichen Umfeld hat. Zwischen 1200 und 1600 Frauen werden insgesamt an der Intervention teilnehmen.

Das interdisziplinäre Forschungsvorhaben ist langfristig angelegt: „Das Projekt läuft nun seit drei Jahren, in diesem Jahr wird die Intervention stattfinden. Bis dann alle Evaluationen abgeschlossen sind und daraus eine Publikation entsteht, kann es nochmal etwa drei Jahre dauern.“ Die Möglichkeit, ein solches Projekt durchzuführen, sei gerade für Nachwuchswissenschaftler*innen nicht selbstverständlich. Aus diesem Grund freut sie sich besonders über das Add-On Fellowship der Joachim Herz Stiftung: „Stipendien für interdisziplinäre Forschungsprojekte werden eher selten vergeben. Gerade Nachwuchswissenschaftler*innen werden eher dazu aufgefordert, sich innerhalb einer konkreten Disziplin zu verankern. Dieses Stipendium zu erhalten ist daher eine große Wertschätzung.“ Die Förderung kann Stefanie Habersang in ihrer Forschung flexibel einsetzen: „Sei es für die Datenauswertung oder den Besuch von Konferenzen“, sagt Habersang. Vergangenes Jahr bewarb sie sich für das „Add-On-Fellowship im Bereich Wirtschaft“, das insbesondere interdisziplinäre Forschung von Wirtschaftswissenschaftler*innen fördert und in ihrem Fall mit 15.500 Euro dotiert ist.

Dr. Stefanie Habersang hat 2010 das Diplom in Betriebswirtschaft an der Universität zu Köln absolviert und war anschließend im Marketing eines großen Konzerns tätig. Fünf Jahre später entschied sie sich für die Promotion, die sie 2020 am Institut für Management und Organisation der Leuphana Universität abschloss. Ihre Dissertation im Bereich Organisationsprozessforschung wurde unter anderem im vergangenen Jahr mit dem Leuphana Promotionspreis ausgezeichnet.

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  • Prof. Dr. Stefanie Habersang