Arbeitsforscher der Leuphana berät OECD
13.08.2025 Ruheständler sind oft noch fit und leistungsbereit. Gleichzeitig ringt die Wirtschaft um Fachkräfte. Prof. Dr. Jürgen Deller untersucht seit vielen Jahren, warum Rentner und Pensionäre im Beruf bleiben. Wie relevant Ruhestandsarbeit ist, zeigte jetzt eine Anfrage aus Frankreich.

Nicht nur in Deutschland: „Ruhestandsarbeit ist weltweit ein Thema. Immer mehr Gesellschaften altern“, erklärt der Wirtschaftspsychologe Jürgen Deller. Die OECD möchte deshalb mehr über die Lage in ihren Mitgliedsländern weltweit erfahren und will mithilfe Künstlicher Intelligenz riesige Datenmengen zu Arbeit und Alter auswerten. Jürgen Deller gehört international zu den renommiertesten Wissenschaftlern auf diesem Gebiet und berät die OECD. Gemeinsam mit anderen Arbeits- und Altersexperten war er in die Zentrale der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Paris eingeladen.
Die OECD interessiert sich insbesondere für Dellers „Later Life Workplace Index“. Der Psychologe entwickelte das wissenschaftliche Maß in den 2010er Jahren unter anderem in Kooperation mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und dem Goinger Kreis: Jürgen Deller und sein Team befragen Manager, Personaler und Angestellte nach der Qualität von betrieblichen Faktoren, die für einen erfolgreichen Umgang mit einer alternden Belegschaft relevant sind. Neun Kriterien wie beispielsweise Führung, Arbeitsklima, Vorsorge oder Weiterarbeit im Ruhestand werden mit einem umfänglichen Fragebogen erfasst. „Die OECD will eine Künstliche Intelligenz mit unserer Methode trainieren und damit riesige Datenmengen auswerten, etwa aus wissenschaftlichen Erhebungen oder dem Internet“, erklärt Jürgen Deller.
2007 erschien seine vielbeachtete Studie zu den sogenannten Silver Workers, also Menschen, die in höherem Lebensalter noch im Beruf stehen. „Arbeit gibt Struktur und schafft soziale Kontakte. Viele Menschen möchten sich auch im Alter weiterentwickeln und gleichzeitig an Jüngere etwas weitergeben. Arbeit spielt bei ihnen eine zentrale Rolle für den Selbstwert“, erklärt der Wirtschaftspsychologe. Jürgen Deller forscht in über dreißig Ländern weltweit - von den USA bis zur Ukraine, von Portugal bis Japan, von Saudi-Arabien bis Israel. „Wir geben den Unternehmen Zahlen, Daten und Fakten, damit die Führung bessere Entscheidungen für mitarbeiterfreundliche Arbeitsbedingungen treffen kann. Davon profitiert auch die Organisation“, erklärt er. Der Forscher hat etwa Erhebungen für die Bundesbank oder einen Betreiber von Seniorenresidenzen durchgeführt: „Unsere Daten zeigen klar: Viele Menschen möchten im Ruhestand weiterarbeiten - und sie werden gebraucht. Die Politik muss nun die Möglichkeiten schaffen“, sagt der Professor.
Er selbst steht mit Wirtschaftspolitikern auf Bundes- und Landesebene im Austausch.
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- Prof. Dr. Jürgen Deller