Empirische Bildungsforschung: „Finanzfragen sind gesellschaftliche Fragen“
04.08.2025 Guter Finanzunterricht lehrt nicht nur den Umgang mit Geld, sondern verbessert auch gesellschaftliche Teilhabe, erklärt Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Harald Hantke. Ein neues Forschungsprojekt entwickelt Unterrichtsangebote für eine sozial-inklusive Finanzbildung.

Die Schule lehrt vieles. Eine Finanzbildung kommt aber oft zu kurz. Deswegen hat die OECD weltweit aufgerufen, nationale Finanzbildungsstrategien zu entwickeln. Die vergangene Bundesregierung nahm das Thema prominent in den Koalitionsvertrag auf: „Aber das Finanzbildungsprogramm sollte kein Papiertiger bleiben, sondern von einem großen Forschungsprogramm begleitet werden“, erklärt Prof. Dr. Harald Hantke, Juniorprofessor für sozialwissenschaftliche Bildung. Die Leuphana ist in diesem Programm Teil eines großen Verbundvorhabens gemeinsam mit den Universitäten Bielefeld, Köln und Münster sowie der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Das Projekt mit dem Akronym „SoFi“ zielt auf die Entwicklung qualitätsgesicherter Lehr-Lern-Arrangements einer sozial-inklusiven Finanzbildung ab. Diese sollen sowohl in den Ankerfächern sozialwissenschaftlicher Bildung – also zum Beispiel Politik, Wirtschaft, Sozialkunde oder Arbeitslehre – als auch im Fach Mathematik und den Vollzeitschulen der Berufsorientierung eingesetzt werden können. Prioritäre Zielgruppe der Forscher*innen sind Lernende, die bisher nur wenig mit Finanzbildung in Kontakt kamen.
Wichtiger Schwerpunkt des Forschungsvorhabens: Gängige Lehr-Lern-Arrangements im Bereich von Finanzen sind häufig auf das individuelle Handeln ausgelegt. Wie führe ich ein Haushaltsbuch? Wie sorge ich fürs Alter vor? Wie gehe ich im digitalen Raum mit Geld um? Durch die Lehr-Lern-Arrangements des Projekts SoFi sollen die Schüler*innen nicht mehr nur informiert werden, sondern das Finanzsystem so weit verstehen, dass sie ihr Wissen für politische Urteile und politisches Handeln nutzen können: „Wir forschen hierfür an der Schnittstelle zwischen Sozialwissenschaften und Bildungswissenschaften. Dabei geht es nicht nur um Verhalten, sondern auch um die Verhältnisse. Finanzfragen sind nicht zuletzt auch politische Fragen“, sagt Harald Hantke.
Die Unterrichtsmaterialen werden an Partnerschulen mit einem Prä-Post-Design erprobt und evaluiert. „Wir forschen dabei induktiv und sehen uns erst mal die Lebenswelten der Schüler*innen an. Was sind Themen, die wir adressieren müssen?“, erklärt Projektmitarbeiter Lorenz Tille. Aufbauend auf den Forschungsergebnissen werden letztlich auf die schulische Praxis zielende Fortbildungen für Lehrkräfte entwickelt und bundesweit angeboten. Damit wird das Ziel verfolgt, diesen neuen Typ finanzieller Bildung in Kooperation mit Multiplikatoren der Praxis zu verbreiten.
Insgesamt wird das Projekt „Sozial-inklusive Finanzbildung“ vom ehemaligen BMBF mit 1,5 Millionen Euro gefördert. Die Leuphana erhält davon rund 275.000 Euro.
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- Prof. Dr. Harald Hantke