Multi-Krisen fordern Risikomanagement für Startups

Rückgang der Notgründungen – Qualität steigt

28.03.2023 Das Geschäftsklima für Jungfirmen bleibt kühler. Das Risikomanagement wird wichtiger. Für Reinhard Schulte, Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Gründungsmanagement an der Leuphana Universität Lüneburg gilt deshalb: „Investoren honorieren gute Geschäftsmodelle der Startups – vor allem in Krisenzeiten.“

Die Stimmung ist grundsätzlich Anfang 2023 besser als im Corona-Jahr 2020. Der Bundesverband Deutsche Startups sammelte mit seinem Monitor 2022 die dazu erforderlichen Fakten. „Wir stehen vor großen Unsicherheiten und die Gründer*innen gehen davon aus, dass das wirtschaftliche Umfeld auch im Startup-Bereich zunehmend schwieriger wird“, erklärte Gesa Miczaika, stellvertretende Vorsitzende beim Startup-Verband.   

Teure Energie, verhaltene Verbraucher im B2C-Geschäft, kritischere Investoren und das drückende Problem bei der Rekrutierung von Fachpersonal formen sich weiter zu Multi-Krisen für die Jungunternehmen. Dennoch gibt es positive Zeichen. Katharina Neuhaus, Principal bei Vorwerk Ventures, ging im Podcast von Startup Insider im November 2022 davon aus, dass die Gründungszahlen im Jahresmittel zwar gesunken sind. Die Qualität der Jungfirmen sei, vor allem, wenn sie auf technologischen Entwicklungen fußen, aber besser. Dazu komme, so Neuhaus weiter, dass das Management schon deshalb realistischer eingestellt sei, da die Finanzierung absehbar mehr Überzeugungsarbeit bei den Investoren erfordere.

 

Leuphana leistet Impact

Reinhard Schulte und sein Doktorand Maximilian Wagenknecht unterstreichen die Trendeinschätzungen. Die Lüneburger Wissenschaftler sehen in den aktuellen Rahmenbedingungen für neu gegründete und ebenso junge Firmen eine Bestätigung ihrer Forschung zum „Risikomanagement für Startups“. Ziel ist es, ein auf die besonderen Bedürfnisse von Startups in deren verschiedenen Entwicklungsstufen angepasstes Risikomanagement zu entwickeln. Dadurch sollen die Erfolgschancen von Startups verbessert werden.

Das Thema Risikomanagement wird zu einem Muss für die Steuerung von Startups. Davon sind Schulte und Wagenknecht überzeugt. Der Bundesverband führt mit Verweis zum 10. Startup-Monitor (2022) zu den aktuellen Schwerpunkten bei Startups aus: „Die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten führen in der etablierten Wirtschaft zu enormen Herausforderungen – mit der Entwicklung innovativer Technologien sind Startups in diesem Feld essenziell: 46 Prozent wollen einen gezielten Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz leisten und begreifen sich als Teil der Green Economy. Startups verbinden dabei ökologische Nachhaltigkeit und Wachstum: 61 Prozent verfolgen beide Ziele als wichtigen Teil ihrer Unternehmensstrategie und bringen so die ökologische Transformation in die Breite der Wirtschaft.“

Um das erfolgreich tun zu können, müssen die damit verbundenen Risiken aktiv erkannt und gemanagt werden. Reinhard Schulte erläutert ein auf Startup-Bedürfnisse angepasstes Risikomanagement: „Das Thema Risiko spielt eine immer größere Rolle, speziell mit Blick auf umwälzende Umfeld- oder Kontextänderungen. Das gilt auch für Investor*innen. Risikomanagement dürfte künftig die Gründungsforschung stärker bestimmen. Da fügt sich unsere eigene Forschung gut ein. Wir arbeiten daran, Theorien und Konzepte des Risikomanagement auf den Spezialfall von Startups anzupassen.“ Und Maximilian Wagenknecht ergänzt: „Startups brauchen ein auf sie zugeschnittenes und auf allen Entwicklungsstufen mitwachsendes Risikomanagement. Das gilt insbesondere in Zeiten von Unsicherheiten und höheren Investorenanforderungen.“

Das Startup-Interview – Trend 2023

Im Gespräch mit der Fakultät Management und Technologie der Leuphana Universität Lüneburg ordnen die beiden Wissenschaftler, Professor Dr. Reinhard Schulte und Doktorand Maximilian Wagenknecht, den aktuellen Trend ein. Sie erklären die dazu passende Lehre und Forschung an der Universität und beleuchten das Kooperationsnetz.

Professor Dr. Reinhard Schulte ©Reinhard Schulte
Prof. Dr. Reinhard Schulte ist Inhaber des Lehrstuhls für Gründungsmanagement an der Leuphana Universität Lüneburg und Direktor des ceta - Centrum für Entrepreneurship in Theorie und Anwendung. Seine Forschung behandelt u.a. die Finanzierung neuer Unternehmen, deren Investitionsverhalten und Wachstum sowie Fragen der Gründungsberatung.
Maximilian Wagenknecht ©BRINKHOFF-MOEGENBURG
Maximilian Wagenknecht ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Gründungsmanagement an der Leuphana Universität Lüneburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Lean Startup Methode und Risikomanagement von Startups.

Kontakt

Leuphana Universität Lüneburg
Institut für Bank-, Finanz- und Gründungsmanagement
Fakultät Management und Technologie
Universitätsallee 1,C6.103
21335 Lüneburg

Prof. Dr. Reinhard Schulte

Maximilian Wagenknecht, M.Sc.