Promotionskolleg Politikwissenschaft
In diesem Promotionskolleg werden politische und gesellschaftliche Herausforderungen der Demokratie und Veränderungsprozesse in der zivilgesellschaftlichen Entwicklung des 21. Jahrhunderts analysiert.
Forschungsfelder
Das Promotionskolleg besteht insgesamt aus drei Forschungsrichtungen, die sich themenübergreifend mit der Legitimation und der Leistungsfähigkeit von Demokratien beschäftigen. Im Einzelnen handelt es sich um folgende drei Schwerpunkte:
Wertewandel und Human Empowerment
- Wodurch werden ‚emanzipative Kulturen’ gefördert, in denen Wahlfreiheit und Chancengleichheit geachtet werden?
- Wie verändern ‚emanzipative Kulturen’ die Zivilgesellschaft?
- Wie beeinflusst der Prozess des human empowerment die Entwicklung der Demokratie?
Parteienregierung und institutioneller Wandel
- Welchen Einfluss haben formelle und informelle institutionelle Rahmenbedingungen auf die Performanz von Parteienregierungen?
- Inwieweit bestimmt die ‚Personalisierung von Politik’ eine Veränderung in den demokratischen Strukturen liberaler Gesellschaften?
- Welches sind die sozialen und politischen Voraussetzungen für institutionelle Reformen in ‚alten’ und ‚neuen’ Demokratien?
- Welche Rolle und Funktion hat die politische Führung in der repräsentativen Demokratie?
Beteiligung und politische Problembearbeitung
- Welche alten und neuen Formen der demokratischen Repräsentation, Partizipation und Deliberation bestehen innerhalb und jenseits des Nationalstaats?
- Wie formulieren und verfolgen Akteure politische Strategien in demokratischen Gesellschaften?
- Wie können Möglichkeiten und Grenzen von partizipativen und deliberativen Ansätzen zur demokratischen Problemlösung und Konfliktresolution in differenzierten Politikfeldern analysiert und bewertet werden?
Doktorgrade
Im Rahmen dieses Promotionskollegs verleiht die Fakultät Staatswissenschaften je nach fachspezifischer Ausrichtung der Dissertation die folgenden Doktorgrade:
- Dr. phil.
- Dr. rer. pol.
Sprecher*in
- Prof. Dr. Christian Welzel
Betreuungspersonen
- Prof. Dr. Sarah Engler
- Prof. Dr. Dawid Friedrich
- Prof. Dr. Lukas Hakelberg
- Prof. Dr. Michael Koß
- Prof. Dr. Tobias Lenz
- Prof. Dr. Ferdinand Müller-Rommel
- Prof. Dr. Astrid Séville
- Prof. Dr. Christian Welzel
- Prof. Dr. Natascha Zaun
Promotionsstudium
Als Promovierende/r der Leuphana erstellen Sie nicht nur Ihre Dissertation, sondern nehmen am interdisziplinären Promotionsstudium im Umfang von 30 CP teil, das neben den fachdisziplinär und z.T. interdisziplinär organisierten Kolloquia (Research Forum I und Research Forum II) vier überfachliche Module zu Forschungsethik, Forschungsmethoden, Wissenschaftspraxis und aktuellen Wissenschaftsperspektiven umfasst. Mehr Infos zum Promotionsstudium finden Sie hier.
Bewerbung & Zulassung
Als Promovierende der Leuphana müssen Sie sich als Promotionsstudierende einschreiben. Informationen rund um die Zulassung zur Promotion und das Bewerbungsprozedere finden Sie hier.
Die Graduate School bietet Wissenschaftler*innen in der Qualfizierungsphase Beratung und Coaching an. Die Beraterin der Graduate School unterstützt Sie gerne bei Fragen der Entscheidungsfindung, bei Herausforderungen im Verlauf der Promotion bis hin zu Karriereplanung und -entwicklung. Weitere Informationen zum Beratungs- und Coachingangebot finden Sie hier.
Stimmen aus dem Kolleg
Maria Kravtsova
Die Leuphana Universität Lüneburg verleiht den Leuphana Dissertationspreis an Maria Kravtsova für ihre Dissertation mit dem Titel „Cultural, Historical and Geo-Climatic Background of Socio-Economic Progress (with Focus on Family Structure and Corruption)”.
Die Dissertation von Maria Kravtsova untersucht die Entwicklung von Gesellschaften in Bezug auf die historischen „erweiterten“ und „nuklearen“ Familienstrukturen. Dabei leistet die Autorin eine beachtliche Synthese interdisziplinärer Literatur, arbeitet gezielt Forschungslücken heraus und führt zu den definierten Desideraten aufwendige Datenerhebungen durch. Auf Basis komplexer Analysen zeigt die Dissertation, dass die historischen Muster der Familienstrukturen eindeutig identifizierbare geoklimatische und agrarhistorische Determinanten und dauerhaft sichtbare Konsequenzen wie Korruption, Wahlverhalten und Wertorientierungen zeigen.

Was hat Sie dazu bewogen, eine Promotion anzustreben und warum haben Sie sich für die Leuphana entschieden?
Ich habe an der Higher School of Economics in Moskau gearbeitet, als Prof. Christian Welzel als wissenschaftlicher Berater in unser Labor kam. Seine Arbeit hat mich wirklich fasziniert, insbesondere sein Vortrag, in dem er darlegte, dass die vorindustrielle Familienstruktur einen nachgelagerten Einfluss auf die heutigen Werte, Institutionen und den Wohlstand hat. Diese Idee wirkte wie Magie und war es wert, getestet zu werden. Ich beschloss, dies als Doktorandin an der Leuphana Universität unter der Leitung von Prof. Welzel zu tun.
Welche besonderen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Promotionszeit?
Ich trat in das Promotionsprogramm ein, als mein jüngerer Sohn erst ein Jahr alt war. Ich sammelte die Daten zur Familienstruktur auf der Grundlage historischer Volkszählungen, während mein Sohn schlief. Ich hatte Angst, Lärm zu machen, weil er sonst aufwachen könnte und ich nicht mehr arbeiten könnte. Ich erinnere mich auch daran, dass ich meine Ergebnisse mit Chris in vielen schönen Cafés mit leckerem Essen in Lüneburg und in Moskau besprochen habe.
Welche Herausforderungen haben Sie während Ihrer Promotion erlebt und wie sind Sie damit umgegangen?
Für meine kumulative Dissertation musste ich wenigstens einen angenommenen und einen zur Überarbeitung vorgesehenen Aufsatz vorweisen können. Als ich alle meine Aufsätze bei Verlagen eingereicht hatte und hoffte, bald meine Arbeit verteidigen zu können, erhielt ich jedoch drei Ablehnungen an einem Tag. Ich hatte Tränen in den Augen und rief meinen Freund an, der Professor an der Freien Universität Berlin ist. Er las mir die Liste seiner eigenen Arbeiten vor, mit der Anzahl der Ablehnungen und den Namen der Zeitschriften, in denen sie schließlich veröffentlicht wurden. Das war sehr ermutigend.
Welche Ratschläge oder Tipps würden Sie neuen Promovierenden mitgeben?
Wenn Sie eine qualitativ hochwertige Dissertation schreiben möchten, halten Sie sich an die Ideen, die Sie wirklich interessieren, und nicht an die, die schnell umsetzbar zu sein scheinen. Seien Sie nicht verärgert, wenn Ihre Aufsätze nicht angenommen werden und Sie daher Ihre Dissertation nicht verteidigen können. Erzählen Sie Ihren Freunden oder Verwandten alles, was Sie über Ihre Gutachter denken, atmen Sie tief durch und schreiben Sie Ihre Arbeit neu.