Promotionskolleg Wissenskulturen / Digitale Medien
Die Digitalen Medien sind ein Schwerpunktthema der Forschung an der Leuphana. Im Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien (ICAM), im Centre for Digital Cultures und der Kollegforschergruppe Medienkulturen der Computersimulation (MECS) sowie in Einzelvorhaben sind sowohl grundständige als auch über Drittmittel geförderte Forschungsaktivitäten mit angeschlossenen Promotionsstellen lokalisiert, die eine Promotion bei den involvierten Wissenschaftler*innen attraktiv machen.
Das Kolleg tritt mit hoch renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an die internationale wissenschaftliche Öffentlichkeit.
Durch eine Vielzahl von Tagungen, Workshops und Vorträgen wird eine kommunikative Wissenschaftskultur praktiziert, die das Kolleg zu einem anregenden Ort der Forschung macht.
Forschungsfelder
Die Forschungs- und damit Promotionsthemen umfassen:
- Geschichte, Archäologie und Epistemologie digitaler Medien,
- Formen und Strategien ästhetischer Produktion,
- auditive Medienkulturen,
- digitale Diskursplattformen in den Kunst- und Bildwissenschaften,
- Medien- und Wissensökologien,
- Medienkulturen der Computersimulation,
- Gamification und Ludologie,
- Globalisierung durch Informationstechnik,
- Cyberculture und Gender Studies,
- Internet und Gesellschaft.
In Kooperation mit der Universität Lübeck werden Fragen der Wissenschaftsgeschichte und -ethik, auch auf angrenzenden Feldern wie der Medizin, bearbeitet.
Die Module des Kollegs im Promotionsstudium werden auch in einer speziell geförderten und finanziell unterstützten Kooperation mit der Universität Lübeck angeboten.
Doktorgrad
Im Rahmen dieses Promotionskollegs verleiht die Fakultät Kulturwissenschaften je nach fachspezifischer Ausrichtung der Dissertation den folgenden Doktorgrad:
- Dr. phil.
Sprecher*in
- Prof. Dr. Erich Hörl
Betreuungspersonen
- Prof. Dr. Maren Haffke
- Prof. Dr. Erich Hörl
- Prof. Dr. Jan Müggenburg
- Prof. Dr. Claus Pias
- Prof. Dr. Christina Wessely
Promotionsstudium
Als Promovierende/r der Leuphana erstellen Sie nicht nur Ihre Dissertation, sondern nehmen am interdisziplinären Promotionsstudium im Umfang von 30 CP teil, das neben den fachdisziplinär und z.T. interdisziplinär organisierten Kolloquia (Research Forum I und Research Forum II) vier überfachliche Module zu Forschungsethik, Forschungsmethoden, Wissenschaftspraxis und aktuellen Wissenschaftsperspektiven umfasst. Mehr Infos zum Promotionsstudium finden Sie hier.
Stimmen aus dem Kolleg
Randi Heinrichs
Die Leuphana Universität Lüneburg verleiht den Leuphana Dissertationspreis an Randi Heinrichs für ihre Dissertation mit dem Titel „Anonymity reprogrammed. How the digital economy is changing our politics of (non)identification through imaginaries of personalization and data-neighborhoods”.
Die Dissertation von Randi Heinrichs leistet durch ethnographische Feldforschung, historische Analysen und profunde Theoriearbeit einen hervorragenden Beitrag zum Verständnis von Anonymität in Digitalen Kulturen. Die präzise Analyse und Kritik neuartiger Anonymitätsformen über den von Heinrichs entwickelten Begriff der „neighbor-based anonymity“ ist ein origineller Beitrag zu den critical data studies sowie den critical algorithm studies und eröffnet ein vertieftes Verständnis gegenwärtiger Formen von Digitalen Kulturen insgesamt. Die Arbeit zeichnet sich durch eine hohe Relevanz und grundlegende Bedeutung für die künftige Forschung aus.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für eine Promotion zu entscheiden und warum haben Sie sich für die Leuphana entschieden?
Der Anstoß zur Promotion kam durch meine Mitarbeit als Studentin am Center for Digital Cultures der Leuphana. Die Forschungsagenda zu digitalen Kulturen hat mein wissenschaftliches Denken grundlegend geprägt und mir zudem zahlreiche Türen geöffnet. Ich bin meinen Kolleg*innen sehr dankbar für die jahrelange Unterstützung.
Es gibt auch einen persönlichen Hintergrund, der an meine familiäre Geschichte gebunden ist. In der DDR lehrte mein Großvater Politikwissenschaften, Geschichte und Germanistik. Unter dem repressiven Regime konnte er nicht frei denken, sprechen und leben. Er floh mit der Familie und arbeitete nie wieder an einer Universität. Da er seine Dissertation nicht schreiben konnte, war es ein besonderer Moment meine abzuschließen – und eine wichtige Erinnerung, dass die Bedingungen für kritische Wissenschaft geschützt werden müssen.
Welche besonderen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Promotionszeit?
Wichtige Teile meiner Forschung sind aus Stipendien an der UC Davis, der UC Berkeley und der Simon Fraser University hervorgegangen. Insbesondere die Teams des Digital Democracies Institute und der Algorithmic Fairness and Opacity Group haben mich herzlich aufgenommen und mir neue theoretische Perspektiven sowie entscheidende Zugänge ermöglicht. Ich wurde zum Beispiel ins Archiv für Rare Books and Manuscripts der Columbia University geschickt, was mich das erste Mal nach New York brachte sowie zur Architektur Biennale nach Chicago. Das war super. Ich traf fantastische Promovierende, die mir das Ankommen auf dem anderen Kontinent sehr erleichtert haben, und meine Gastfamilie in San Francisco wurde zu einem zweiten Zuhause. Diese Begegnungen und Erfahrungen sind für mich das, was ich nicht vergessen werde.
Welche Herausforderungen haben Sie während Ihrer Promotion erlebt und wie sind Sie damit umgegangen?
Schon die ethnographische Arbeit allein brachte eine ganze Reihe Herausforderungen mit sich: Der Zugang zum Feld dauert und ist ungewiss, besonders in der Tech-Industrie, wo viele Prozesse und Informationen Geschäftsgeheimnisse sind. Bei hochkomplexen technischen Abläufen die Welt wirklich aus der Perspektive der Akteure im Feld zu verstehen, ist extrem schwierig und macht müde. Auch die richtige Balance zwischen Involviertheit und Distanz zu finden sowie den Schutz von Personen bei sensiblen Themen zu gewährleisten, hat mich manchmal wach gehalten. Zu verstehen, dass dies Teil der Ethnographie ist, war wichtig.
Um mir Rat zu holen bei anderen Problemen, die ich nicht mit Betreuenden oder Vorgesetzten besprechen konnte, habe ich das Coachingangebot der Leuphana genutzt. Die Möglichkeit, sich unabhängig und vertraulich beraten lassen zu können, war eine große Unterstützung.
Welche Ratschläge oder Tipps würden Sie neuen Promovierenden mitgeben?
Dissertationen brauchen Mut und Ausdauer. Um beides aufzubringen braucht es fürsorgliche Menschen, die einen bei Verstand halten. Das Studium hat mir wichtige Freundschaften beschert. Sucht euch Verbündete, Kompliz*innen und Wegbegleiter*innen, die nachvollziehen können, was die Arbeit erfordert und mit euch macht. Mindestens genauso wichtig sind Freund*innen und Familie, die nichts damit am Hut haben und den Blick auf andere Dinge richten.