Erfahrungsberichte - Kulturwissenschaften: Kritik der Gegenwart – Künste, Theorie, Geschichte

Auf dieser Seite finden Sie Erfahrungsberichte von Studierenden und Ehemaligen zum Master Kulturwissenschaften: Kritik der Gegenwart – Künste, Theorie, Geschichte an der Leuphana Graduate School.

Nike berichtet

12.05.2023 Nike Mattheis befindet sich bereits in den letzten Zügen des Masters. Die Zeit an der Leuphana hat Mattheis bisher ausgiebig genutzt und die eigene akademische und künstlerische Praxis vertieft, die Angebote des Hochschulsports genutzt sowie als wissenschaftliche Hilfskraft gearbeitet. Vor allem aber hat Mattheis großen Gefallen am transdisziplinären Ansatz hier gefunden. 

Portraitfoto von Nike Mattheis, Studentin des Masters Kritik der Gegenwart, vor einem Mural an der Außenwand eines Hörsaals der Leuphana ©Ciara Burgess/Leuphana
"Ich würde nicht mehr monodisziplinär arbeiten wollen!"

Warum haben Sie sich für das Studienprogramm Kritik der Gegenwart – Künste, Theorie, Geschichte an der Leuphana Graduate School entschieden?

Nach meinem Bachelor suchte ich ein Studium, in dem verschiedene Projekte zeitgenössischer Kritik vereint werden. Länger überlegte ich, politische Theorie oder Gesellschaftstheorie zu studieren. Letztlich aber erschienen mir die Kulturwissenschaften an der Leuphana in ihrer transdisziplinären Kombination von philosophischen, historischen und kunstnahen Ansätzen einzigartig positioniert.

Was haben Sie vor Ihrem jetzigen Master studiert und wo konnten Sie an dieses Studium anknüpfen?

Vor Kritik der Gegenwart (KdG) habe ich Philosophie und Volkswirtschaftslehre studiert. Anknüpfen konnte ich im Master an den Versuch – jenseits disziplinärer Silos – Problematiken der Gegenwart zu adressieren. Theorie- und Begriffsarbeit blieben auch bei KdG zentral. Aber anders als in der analytischen und neoklassischen Orientierung meines Bachelors wurden im Master nun konstant Fragen von Macht und Geschichtlichkeit mitgedacht.

Inwiefern ist die kulturwissenschaftliche Perspektive des Programms bereichernd gegenüber einem rein kunstwissenschaftlichen Studium?

Die Kulturwissenschaften an der Leuphana interessieren sich durchweg für Materialitäten, Medialitäten, Ästhetiken und Kanonisierungen. Aber ihre Objekte und Ansätze sind breiter gefasst als dies in einem rein kunstwissenschaftlichen Studium möglich wäre. An diversen kulturellen Spuren lassen sich hier Problemstellungen aus diversen Feldern adressieren und zusammenbringen, von philosophischer Anthropologie über Affektgeschichte bis zu den Wirkweisen von Plattformökonomien. Die Frage des Materials und Zugangs ist also entscheidend: betrachtet werden Objekte jenseits der (institutionalisierten) Kunstsphäre und gleichzeitig – in Abgrenzung zu klassischen Sozialwissenschaften – mit Sensibilität für Ästhetik, ontologisch-epistemologische Fragen und Machtverhältnisse. Knapp gesagt arbeiten wir hier in der Tradition der „ersten Kulturwissenschaften“ und British cultural studies mit einer historisch-philosophischen Methode: transdisziplinär versuchen wir in Bezug auf die historisch gewordene Gegenwart interventionsfähig zu werden.

Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Kunst für eine Kritik der Gegenwart? Fallen Ihnen Beispiele dafür ein?

Akademische Bezüge erschöpfen nicht die Modi, der Gegenwart kritisch zu begegnen. Treffsicherer und packender sind neben aktivistischen oft künstlerische Bezüge: Praktiken, die sich „der Kunst“ in einem (post-)konzeptuellen und multimedialen Moment zuordnen lassen, können oft spannende ästhetisch-materielle Verschiebungen erzeugen. Zum Beispiel liefern die Videoarbeiten von Karrabin Film Collective – dem ich zum ersten Mal im Kontext eines Seminars zu Kapitalismus und Kolonialität aus dem Kernbereich von KdG begegnet bin – einzigartig verstörende, satirische, „unsettling“ Perspektiven auf koloniale Kontinuitäten und Extraktion im Anthropozän. Im Vergleich zur „Theorie“ hat „die Kunst“ auch andere Publika. Und auch wenn diese oft ähnlich selektiv sind, ist in der Kunst auch die Tradition der Institutionskritik (z.B. in der Folge von Andrea Fraser, deren Arbeit wir in einem weiteren Seminar aus dem Kernbereich diskutiert haben) offensiver und Begriffe der Öffentlichkeit werden konstant verhandelt.

Der kulturwissenschaftliche Integrationsbereich bringt Studierende aus allen Masterstudienprogrammen an der Fakultät Kulturwissenschaften zusammen. Wie haben sie diese Teile des Studiums erlebt?

Zugegebenermaßen habe ich diese Teile des Studiums nur während der Onlinelehre erlebt. Inhaltlich waren die Einführungen in die Geschichte der (ambivalenten) Vorläufer der Kulturwissenschaften im deutschsprachigen Raum sowie zum epochenmachenden Konzept der Biopolitik aber äußerst anregend – letztere hat mich insbesondere gut auf einen Auslandsaufenthalt in Paris vorbereitet. Das Format der Ringvorlesung ist wohl Geschmacksache – mir hat es gut getaugt, ein „Panorama“ von Dozierenden und Forschungsinteressen kennenzulernen, aber ich kann auch das Begehren nach systematischeren, konzentrierteren Vorlesungen nachvollziehen.

Die Leuphana versteht sich als eine inter- und transdisziplinäre Universität. Auch die Ausrichtung Ihres Studienprogramms ist interdisziplinär. Wie nehmen Sie dies wahr?

Diese Ausrichtung war für mich ein zentrales Entscheidungskriterium: Ich bin überzeugt, dass Einzeldisziplinen nur begrenzt gewappnet sind, Gegenwartsdiagnosen zu stellen. Das ist zwar keine neue Überzeugung (ist die Infragestellung der „zwei Kulturen“ der Natur- und Kulturwissenschaften doch zunehmend dringlicher Standard), aber kaum wo scheint mir der Versuch der Transdisziplinarität tatsächlich so engagiert und kreativ. Das Verbinden verschiedener Ansätze war bei KdG selten Selbstzweck, sondern stets vorsichtig kuratiert (z.B. in einem Seminar zu Globalisierung, das politische Ökonomie in den Dialog mit decolonial studies und Queertheorie gebracht hat). Gleichzeitig ist dieses Experiment natürlich auch fordernd; manchmal entsteht das Gefühl, sich zu verzetteln, insbesondere da keine einheitliche Methode gelehrt wird. Es macht aber auch süchtig: Ich würde nicht mehr monodisziplinär arbeiten wollen!

Was beschäftigt Sie neben Ihrem Studium?

Seit meinem Bachelorstudium habe ich regelmäßig an der Uni gearbeitet; in der Zeit an der Leuphana z.B. als Rechercheassistenz an einem Soziologielehrstuhl. Eigene Kunstpraxis ist während meiner Zeit an der Leuphana auch wichtiger geworden und ich habe zunehmend an Literaturwerkstätten und Publikationskollektiven teilgenommen. Verbunden mit KdG-Schwerpunkten bin ich klimapolitisch engagiert; hierfür bieten Lüneburg und Umgebung ebenfalls gute Anknüpfungspunkte. Und auch das Hochschulsportangebot hat mir viel gegeben, von Rennradfahren im Sommer bis zu ersten Balletterfahrungen.

Haben Sie bereits eine Idee, in welche Richtung Ihre Masterarbeit gehen könnte?

Seit meinem Bachelor interessiere ich mich für Konzepten von Kindheit und generationale Machtverhältnisse, welche selbst in vielen kritischen Projekten vernachlässigt werden. Während KdG hat sich dieses Interesse darauf fokussiert, wie verschiedene Entwicklungsebenen miteinander ins Verhältnis gesetzt werden. Meine Masterarbeit konzentriert sich auf den Begriff der Entwicklung bei Frantz Fanon und untersucht, wie dieser in den black studies ausbuchstabiert wird.

Welche Pläne haben Sie nach Ihrem Masterstudium?

Aktuell könnte ich mir gut vorstellen, eine kulturwissenschaftliche oder wissensgeschichtliche Promotion anzustreben, insbesondere zu Konzepten der Entwicklung zwischen Evolutionsbiologie und marxistischer Theorie. Dafür wäre die Leuphana auch wieder ein attraktiver Standort. Zusammenhängend mit meinen akademischen Interessen möchte ich gerne meine Kunstpraxis verstärken, transmedial und in kollektiven Strukturen.

Wem würden Sie ihren Master an der Leuphana Graduate School empfehlen?

Personen aus allen Fachrichtungen, die sich vertieft mit kritischer Theoriebildung unterschiedlicher Prägung auseinandersetzen wollen. Insbesondere, wenn sie an politischen Implikationen, ungeklärten Disziplinenverhältnissen, künstlerischen Bezügen und bewegenden Begegnungen interessiert sind.

Interviewer: Jonas Kernein

Chiara berichtet

03.04.2023 Chiara Welter hatte es für das Masterstudium bereits nach Amsterdam verschlagen, bevor sie sich für das Programm Kritik der Gegenwart an der Graduate School beworben hat. Hier hat sie nun die Ausrichtung der Kulturwissenschaften gefunden, die ebendiese für sie ausmachen: Interdisziplinär, kritisch und undogmatisch.

Portraitfoto von Chiara Welter, Studentin des Masters Kritik der Gegenwart, vor einem Mural an der Außenwand eines Hörsaals der Leuphana ©Ciara Burgess/Leuphana
"Ich mag es sehr, dass die Leuphana an dieser Stelle nicht versucht, ein dogmatisches Programm "ihrer" Kulturwissenschaften zu vertreten, sondern vielmehr die disziplinäre Offenheit selbst programmatisch ist."

Warum haben Sie sich für das Studienprogramm Kritik der Gegenwart – Künste, Theorie, Geschichte an der Leuphana Graduate School entschieden?

Bereits vor zwei Jahren spielte ich mit dem Gedanken, an die Leuphana Graduate School zu gehen. Als ich dann ein Vollstipendium für einen Master im Ausland erhielt, zog ich zunächst nach Amsterdam, um dort einen Research Master in Kulturanalyse mit Schwerpunkt auf Kunst & Kultur zu studieren. Ich merkte an der Universität von Amsterdam aber sehr schnell, dass ich mich an der Amsterdam School for Cultural Analysis mit ihrer angloamerikanischen Ausrichtung und dem literaturwissenschaftlichen Hintergrund disziplinär nicht zuhause fühlte. Für mich bedeutet Kulturwissenschaften studieren, immer auch soziologische, philosophische und politische Fragen miteinzubeziehen. Als eine Professorin bei der Vorstellung eines Themas zu mir meinte, meine Fragestellungen seien für sie nicht kulturanalytisch, weil ich einen „realen Gegenstand“, keine Filmszene oder Kunstwerk analysieren wollte, wusste ich, dass es für mich Zeit ist, etwas anderes zu suchen. So bin ich zurück nach Deutschland gezogen und habe mich erneut auf einen Platz an der Leuphana beworben. Es war nicht einfach, das Studium in Amsterdam zu beenden und wegzuziehen, aber diese Entscheidung hat sich glücklicherweise als genau richtig erwiesen.

Was haben Sie vor Ihrem jetzigen Master studiert und wo konnten Sie an dieses Studium anknüpfen?

Nach einem kulturwissenschaftlichen Bachelor mit ähnlicher Ausrichtung wie hier an der Leuphana hatte ich die Sorge, dass sich die Inhalte wiederholen könnten, aber das ist gar nicht so. Der Master war von Anfang an stets inhaltlich fordernd und ich konnte bereits in den ersten Seminaren viele neue Dinge lernen. Gleichzeitig war es mir nach dem ersten Masterstudium besonders wichtig, mein vorhandenes Wissen einbringen zu können. Die Theorien und Methodiken, die ich im Bachelorstudium kennengelernt habe, werden in Kritik der Gegenwart in zentralen Diskursen gebündelt und so auch deutlich stärker angewandt. Das merkt man auch in den Diskussionen. Der Bachelor hat mir Spaß gemacht, aber ich fragte mich immer auch: Was mache ich damit eigentlich? Ich habe einen wilden Mix aus theoretischen Schulen und Themen kennengelernt und kann dieses Vorwissen nun im Master zusammenführen und damit meine Themenschwerpunkte weiterentwickeln.

Inwiefern ist die kulturwissenschaftliche Perspektive des Programms bereichernd gegenüber einem rein kunstwissenschaftlichen Studium?

Für mich sind kulturwissenschaftliche Fragestellungen aus dem Selbstverständnis der Disziplin heraus immer schon interdisziplinär angelegt. Es gibt nicht die eine richtige Perspektive, man muss sich vielmehr für einen spezifischen Zugang entscheiden und diese Entscheidung legitimieren können. Dieses Spiel aus verschiedensten Herangehensweisen finde ich ungemein spannend und bringt die schreibende und forschende Person in eine viel aktivere Rolle, in der die eigenen Erkenntnisbedingungen reflektiert werden müssen. Letztlich ist die kulturwissenschaftliche Perspektive vor allem auch eine Frage gesellschaftlicher Relevanz: Ich möchte feministische und dekoloniale Themen in den Vordergrund rücken und fragen, wie sich Ungleichheiten und gesellschaftliche Entwicklungen auf Kunst und Kultur auswirken, wie sie hier ihren Ausdruck finden und verhandelt werden können. Ein kunstwissenschaftliches Studium bleibt meist deutlich näher am Gegenstand und behandelt solche Fragen daher lange nicht so zentral wie es Kritik der Gegenwart ermöglicht.

Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Kunst für eine Kritik der Gegenwart? Fallen Ihnen Beispiele dafür ein?

Kunst kann einen qualitativ völlig anderen Zugang zu kritischen Themen bieten, den Nachrichten, Theorien oder andere textliche Verarbeitungen nicht erreichen können. Die Auseinandersetzung mit Kunst ist immer auch eine Erfahrung, ein emotionales Erlebnis und daher unvorhersehbar, ergebnisoffen und mit einem größeren transformativen Potenzial verbunden. So kann ich beispielsweise einen Text lesen, der anprangert, dass viele zeitgenössische Weiblichkeitsbilder auch weiterhin sexistisch sind, in dem ganz klar formuliert ist, was an diesen Vorstellungen von Weiblichkeit sexistisch ist und welche negativen Folgen das hat. Wenn ich aber eine Ausstellung zu dem Thema besuche, sagen wir zumindest eine in diesem Sinne gelungene Ausstellung, dann ist hier alles weniger artikuliert und ich werde als Besucherin ganz anders adressiert. Ich kann wahrnehmen, wie die Kunstwerke auf mich wirken, kann so affektive und emotionale Reaktionen beobachten und meine eigenen Schlüsse ziehen. Letztlich kann ich Kritik in Form von Kunst am eigenen Leib erfahren und in dieser Erfahrung steckt ein sehr produktives Potenzial – es entsteht immer auch etwas Neues. Gerade in Bezug auf dieses Potenzial finde ich das Zusammenspiel aus Kunst und Theorie sehr spannend.

Der kulturwissenschaftliche Integrationsbereich bringt Studierende aus allen Masterstudienprogrammen an der Fakultät Kulturwissenschaften zusammen. Wie haben Sie diese Teile des Studiums erlebt?

Im ersten Semester haben wir eine historische Perspektive auf die Entstehungsbedingungen der Kulturwissenschaften geworfen. Insbesondere seit Amsterdam weiß ich, wie unterschiedlich kulturwissenschaftliche Zugänge verstanden werden. „Die“ Kulturwissenschaft im Singular, mit festem Kanon, gibt es nicht. Diese Ausgangslage und die hiermit verbundene Schwierigkeit, dennoch einen gemeinsamen Boden zu finden, vielmehr als Möglichkeit zu sehen, dafür fand ich die Ringvorlesung super. Im kulturwissenschaftlichen Integrationsbereich haben wir von verschiedenen Dozierenden Einblick in ihren spezifischen Zugang zu Kulturwissenschaften erhalten. Ich mag es sehr, dass die Leuphana an dieser Stelle nicht versucht, ein dogmatisches Programm "ihrer" Kulturwissenschaften zu vertreten, sondern vielmehr die disziplinäre Offenheit selbst programmatisch ist.

Was beschäftigt Sie neben Ihrem Studium?

Ich arbeite bei Prof. Beate Söntgen als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Kunstgeschichte und mag es sehr, wie ich hier das Wissen aus den Seminaren mit meinem Arbeiten verknüpfen kann. Ansonsten habe ich weniger des universitären Programms wahrgenommen, als ich anfangs erwartet oder mir vorgenommen hatte. Das Studium ist recht zeitintensiv, vor allem wenn man es in Regelstudienzeit zu absolvieren versucht. Die kommenden Semester möchte ich mir nun auch wieder mehr Zeit für Initiativenarbeit und Co. nehmen.

Wie halten Sie von Lüneburg als Studienstadt? Was sollte jede*r in oder um Lüneburg mal gemacht haben?

Da ich regelmäßig nach Berlin fahre, habe ich eine gute Abwechslung zwischen kleiner süßer Studistadt und Großstadt. Ich mag Lüneburg mit seiner Natur, den Cafés und Bars, gehe hier gerne Rennradfahren, Joggen, Spazieren. Außerdem kann man mit dem Studiticket kostenlos nach Hamburg fahren und dort das große kulturelle Angebot wahrnehmen, was ich jeder Person nur empfehlen kann! Lüneburg ist ein optimaler Studienstandort, für alle, die die Großstadt nicht jeden Tag direkt vor der Haustüre brauchen.

Welche Pläne haben Sie nach Ihrem Masterstudium?

An den Research Master in Amsterdam wollte ich direkt mit einem PhD anzuknüpfen. Jetzt haben sich meine Pläne verändert und ich werde sehen, was sich in den kommenden Semestern ergeben wird. Ich habe weiterhin Lust auf einen PhD, bekomme aber unter anderem durch die Ausrichtung des Masters auch wieder zunehmend Lust auf eine Tätigkeit im Museum.

Wem würden Sie ihren Master an der Leuphana Graduate School empfehlen?

Meiner Meinung nach ist Kritik der Gegenwart genau der richtige Master für alle, die Kulturwissenschaften im Plural verstehen, die Lust auf Theorie haben und darauf, in diesem vielfältigen Bereich ihre eigene Position zu finden. Wer in diesem Studium so richtig auf seine Kosten kommen will, muss auch Textarbeit mögen. Also ist vielleicht auch eine kleine Prise Nerdigkeit von Vorteil.

Interviewer: Jonas Kernein

Simone berichtet

21.02.2022 Simone Curaj ist fest im Feld der Künste verhaftet. Am Master Kulturwissenschaften: Kritik der Gegenwart – Künste, Theorie, Geschichte schätzt sie aber besonders die Möglichkeiten, neue Akzente zu setzen und die Perspektive zu wechseln.

Simone Curaj berichtet. ©Privat
"Das Studium heißt deshalb auch, sich auf etwas Neues einzulassen und auch aushalten zu können, etwas noch nicht zu verstehen und neue Blickpunkte zu entwerfen."

Was haben Sie studiert bevor Sie Ihren Master an der Leuphana Graduate School begonnen haben?
Ich habe vorher Kunstgeschichte und Soziologie studiert.

Warum haben Sie sich für das Studienprogramm Kritik der Gegenwart entschieden?
Interdisziplinäres Arbeiten, Perspektive, die Aussicht auf Denken und wissenschaftliche Praktiken. Das eigene Feld verlassen wollen und nicht auf das Kunstfeld und den Betrieb limitiert zu sein. Die Lehrenden waren mir aus meiner eigenen Forschung bekannt und ich fand die Schwerpunkte interessant. Auch die Nähe des Studiengangs zum Graduiertenkolleg Kulturen der Kritik und die legacy des Kunstraums der Leuphana in den 1990ern haben mich gereizt.

Inwiefern bereichert das Programm eine rein kunstwissenschaftliche Perspektive und was können Sie daraus mitnehmen?
Es bereichert die Perspektive um zahlreiche Akzente aus der philosophischen und politischen Theorie. Umfasst nicht immer direkt einen Gegenstand und den kunstwissenschaftlichen Diskurs und ermöglicht mir deshalb, mich nicht auf das künstlerische Feld zu beschränken. Die kunstwissenschaftliche Perspektive ist ohnehin durchdrungen von anderen Disziplinen und so hilft die disziplinäre Öffnung, kritische Perspektive zu gewinnen.

Sie haben im Studium die Möglichkeit zwischen verschiedenen Modulen zu wählen und selbst Schwerpunkte zu setzen. Für welche Module haben Sie sich entschieden? Was kann man sich darunter vorstellen?
Bisher habe ich mich für das Modul Kritik und Aufklärung entschlossen. Jedes Jahr werden die Module und Kurse von neuen Lehrenden besetzt, weshalb sich die inhaltlichen Rahmungen doch unterscheiden. Deshalb ist es schwer zu sagen, inwieweit die Vorstellung grundsätzlich passt. Jedoch kann man sagen, dass Texte und Autor*innen der Kritischen Theorie ­– Klassiker, aber auch aktuelle Debatten – diskutiert werden und teileweise in Verbindung mit literarischen und künstlerischen Arbeiten gelesen werden.

Was beschäftigt Sie neben Ihrem Studium?
Ich bin kuratorische Assistenz in der Halle für Kunst Lüneburg und arbeite in einer Hamburger Kunstgalerie.

Wem würden Sie den Master Kulturwissenschaften: Kritik der Gegenwart – Künste, Theorie, Geschichte empfehlen?
Ich empfehle das Studium an alle, die gern eine theoretisch-wissenschaftliche Perspektive einnehmen. Das bedeutet nicht, dass man eben selbst eine andere Art und Weise zu arbeiten verfolgen muss, diese Akzente aber in seinen eigenen Arbeiten vermengen möchte. Das Studium ist interdisziplinär gestaltet, was aber natürlich auch heißt, dass Akzentuierungen mal mehr hier oder dort gesetzt werden, es also an einem selbst liegt seine eignen Interessen in den Hausarbeiten oder Prüfungen mit den Themen des Seminars zu verknüpfen – also eigentlich wie immer. Das Studium heißt deshalb auch, sich auf etwas Neues einzulassen und auch aushalten zu können, etwas noch nicht zu verstehen und neue Blickpunkte zu entwerfen. Der Austausch mit den Kommiliton*innen kann dann aber umso mehr bereichern und bereitet Freude.

Interviewer: Jonas Kernein

Benedikt berichtet

20.12.2021 Der 27-Jährige gehört zu den ersten Studierenden des Masterprogramms „Kulturwissenschaften: Kritik der Gegenwart – Künste, Theorie, Geschichte“ an der Leuphana Graduate School. Durch einen breiteren Blick auf die Philosophie gewinnt der Student tiefere Erkenntnisse.

Benedikt Kuhn berichtet. ©Leuphana/Marie Meyer
"Die Erweiterung meines disziplinären Horizonts erfahre ich als riesige Bereicherung und fühle mich wohl in den kritischen Kulturwissenschaften."

Benedikt Kuhn hat zwei Standbeine: ein künstlerisches und ein akademisches. Der 27-Jährige studierte an der Universität Leipzig die beiden Bachelor-Studiengänge Literarisches Schreiben und Philosophie. Nachdem er beide Programme abgeschlossen hatte, stand für ihn fest, dass er gern noch mehr in Theorie und Wissenschaft eintauchen möchte: „Literarisches Schreiben ist ein künstlerisches Studium und ich werde auch weiter schreiben. Aber nach meinen Bachelor-Abschlüssen waren für mich vor allem noch viele philosophische Fragen offen.“

Über eine Freundin hörte er von der Leuphana. „Sie absolvierte damals das Programm Studium Individuale“, erinnert sich Benedikt Kuhn. Er stieß auf den Studiengang „Kulturwissenschaften: Kritik der Gegenwart - Künste, Theorie, Geschichte“. Nach Benedikt Kuhns Meinung öffnet das Programm die Philosophie gegenüber anderen Disziplinen, etwa Medientheorie, Queer Studies oder kritischer Wissenschaftstheorie: Wie können wir heute über Körper und Sexualität nachdenken? Wie verändert sich unsere Wahrnehmung im Digitalen? Was bedeutet eine Kritik der Naturwissenschaften aus geisteswissenschaftlicher Perspektive und in welcher Beziehung stehen diese Fragen zueinander? „Ich habe beispielsweise einen neuen Blick auf Marx gewonnen insbesondere in Bezug auf Fragen von Geschlecht und Reproduktionsarbeit, die in seiner Theorie unterbelichtet bleiben. Viele Lehrende in unserem Studiengang betreiben eine intersektionale Kritik politischer Ökonomie, indem sie beispielsweise zeigen, wie die soziale Kategorie der Klasse sich in Beziehung zu anderen Kategorien wie etwa Geschlecht, „Race“ oder Behinderung verstehen lässt.“ Der interdisziplinäre Blick bereichert sein Studium, fordert ihn aber auch: „Die Breite ruft mich immer wieder auf, mich auf den Kern meines Interesses, philosophischen Fragen, zu fokussieren. Trotzdem erfahre ich die Erweiterung meines disziplinären Horizonts als riesige Bereicherung und fühle mich wohl in den kritischen Kulturwissenschaften.“

Benedikt Kuhn kann sich vorstellen nach dem Masterabschluss weiter wissenschaftlich zu arbeiten. Mit seinem Wunsch zu promovieren, stößt er bei den Lehrenden auf offene Ohren: „Wer nach dem Studium gern eine Doktorarbeit schreiben möchte, wird sehr unterstützt“, berichtet er. Im Studium überzeugen ihn die kleinen Arbeitsgruppen und das enge Betreuungsverhältnis. Benedikt Kuhn bringt mit, was das Studium für ihn fordert: eine Begeisterung für zeitgenössische kulturelle, ästhetische und politische Fragen sowie ein überdurchschnittliches Interesse an Theorie.

Autorin: Dr. Marietta Hülsmann

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