Erfahrungsberichte Promotion

Wann und wie fällt eigentlich die Entscheidung für eine Promotion? Was ist anders als im Masterstudium? Wie funktioniert der Doctoral Track? Wie kann ich neben einem Beruf promovieren? Was ist das Besondere in der Promotionszeit an der Leuphana?

Erfahrungsberichte, Portraits und Interviews mit Promovierenden geben Einblicke in diese und weitere Fragen rund um die Promotion in den Leuphana Promotionskollegs.

Anna Bobe / Kolleg Sozialpädagogik in diversen Gesellschaften

Anna Bobe / Kolleg Sozialpädagogik in diversen Gesellschaften

13.09.2024 Anna Bobe forscht zur Lehre in der beruflichen Sozialpädagogik. Im Interview berichtet sie von ihrer Forschung und der Unterstützung duch ihr Leuphana Promotionskolleg.

©Bobe
Anna Bobe

Du forschst zur Lehre in der beruflichen Bildung Sozialpädagogik. Was genau verstehen wir nicht und warum möchtest Du das ändern?

Die frühkindliche Bildung stellt eine erste wichtige Grundlage für weitere Bildungsverläufe dar. Lehrer*innen der beruflichen Bildung Sozialpädagogik bilden sozialpädagogische Fachkräfte aus, die in u. a. Kindertageseinrichtungen tätig sind. Um an dieser Stellschraube jedoch ein möglichst hohes Maß an Professionalisierung ermöglichen zu können, wissen wir noch viel zu wenig darüber, wie eine Lehre zu gestalten ist, um sozialpädagogisches Handeln zu lernen. Seit den 1980er Jahren existieren zwar didaktische Ansätze, es fehlen jedoch weiterhin empirische Forschungen darüber, wie Lehrer*innen eigentlich lehren bzw. woran sie sich (didaktisch-methodisch) orientieren.

Wie gehst Du dabei konkret vor?

Lehren ist aus meiner Sicht ein stark routiniertes (Alltags-)Handeln von Lehrer*innen. Dies erschwert es, anderen zu erklären, wie bzw. warum jeweils auf diese Weise gehandelt wurde. Deshalb habe ich Unterricht teilnehmend beobachtet, um auf dieser Grundlage Rückfragen zum (beobachteten) Handeln stellen zu können. Gleichzeitig konnte ich so den Lehrer*innen meine eigenen Beobachtungen spiegeln und neben den Selbstaussagen beobachten, wie sich diese in ihrem Handeln wiederfinden oder Abweichungen vorliegen.

Welche Rolle spielt dabei das Leuphana Promotionskolleg für Dein Dissertationsprojekt?

Durch die Veranstaltungen im Kolleg, insbesondere die Reflexions- und Interpretationswerkstatt sowie die Kolloquien, konnte ich meine ersten Schritte in die ‚Wissenschaftswelt‘ gehen und mich und mein Thema präsentieren (lernen). Die Interdisziplinarität hat es mir ermöglicht, mein Projekt aus anderen Perspektiven zu betrachten, neue Wege oder Lösungen bei Herausforderungen zu finden oder mich in meinem bisherigen Vorgehen zu bestärken. Für mich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni eröffnet das Promotionskolleg und das Promotionsstudium auch einen Kontaktraum mit externen Promovend*innen und Stipendiat*innen. Dieser Austausch ist für alle sehr förderlich.

Welchen Rat kannst Du Personen geben, die eine Promotion anstreben?

Natürlich steckt viel Druck hinter einer Promotion, allein schon aufgrund der beruflichen Rahmenbedingungen bzw. der Finanzierung. Um die Freude am Forschen zu erhalten, ist es aus meiner Perspektive trotzdem wichtig, sich Zeit zur Entwicklung zu geben, um einen eigenen Weg zu finden. Zugleich sind Vernetzung, Selbstorganisation und kreative Pausen zentral.

Laura Wenzel / Kolleg Sozialpädagogik in diversen Gesellschaften

Laura Wenzel / Kolleg Sozialpädagogik in diversen Gesellschaften

13.09.2024 Laura Wenzel hat in diesem Sommer Ihre Dissertation zur Flucht-Familien-Forschung verteidigt. Im Interview berichtet sie von den Herausforderungen einer kumulativen Promotion und der Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie.

©Leuphana/Tengo Tabatadze
Laura Wenzel

Du hast kürzlich Deine Dissertation verteidigt, Zeit für einen Rückblick. Wie bist Du an die Leuphana gekommen?

Mein Wechsel an die Leuphana war themengetrieben: Meinen Master habe ich in Soziologie und Sozialforschung absolviert und danach an einem außeruniversitären Forschungsinstitut zu transnationalen Familien im Fluchtkontext gearbeitet. Das Projekt „Integration durch Vertrauen“, das sich mit fluchterfahrenen Familien und ihren Zugängen zu frühpädagogischen Angeboten beschäftigte, hat mich sofort angesprochen: Zum einen die thematischen Anknüpfungsmöglichkeiten an meine bisherige Arbeit und zum anderen die Kombination aus Grundlagenforschung, Praxisrelevanz und Transfer.

Für mich war es sehr hilfreich, meine Promotion im fachübergreifend zusammengesetzten Projekt zu schreiben und im sehr wertschätzenden und interdisziplinären Promotionskolleg meinen Platz als Soziologin in sozialpädagogischen Arbeits- und Forschungszusammenhängen zu finden.

Promovieren erfordert einiges an Durchhaltevermögen. Was waren die größten Herausforderungen für Dich?

Der Start der Erhebungsphase meiner Forschung fiel in den ersten Corona-Lockdown. Das war zunächst ein Schock, und wir mussten sehr flexibel sein, damit wir unsere Forschung weiterführen konnten. Ich bin sehr froh, dass wir an der Uni schnell neue Wege der Zusammenarbeit ausprobiert und die Promotionskurse und das Kolleg im Online-Modus weitergeführt haben. Das war ein wichtiger Support, um gut durch diese herausfordernde Zeit zu kommen.

Sehr wichtig war für mich während meiner Promotion auch das Mentoring-Programm der Leuphana. Dort habe ich viele promovierende Frauen* aus anderen Disziplinen kennengelernt und sehr von dem Austausch profitiert – auch in Bezug auf meine persönlich größte Herausforderung: Ich habe während der Promotion meine Tochter bekommen. Promovieren mit Kind stellte mich noch einmal vor ganz andere Fragen, z.B. hinsichtlich des eigenen Zeit- und Ressourcenmanagements. Gerade in der Wissenschaft ist es leider oft noch nicht einfach, Elternschaft mit Qualifikationsvorhaben zu vereinbaren. Hier habe ich wirklich positive Erfahrungen gesammelt und viel Support durch meinen Erstbetreuer, das Promotionskolleg und meine Kolleg*innen erhalten.

Du hast eine kumulative Dissertation vorgelegt, was ist das Besondere an diesem Weg?

Eine kumulative Dissertation, bei der mehrere thematisch zusammenhängende wissenschaftliche Artikel erarbeitet werden, erfordert durch die Parallelität von Forschung, Schreiben und Management des Publikationsprozesses ein hohes Maß an Organisation. Es kann lange dauern, bis die Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht werden. Zugleich erhöht die frühzeitige Veröffentlichung die Sichtbarkeit der eigenen Forschung. Ich konnte bereits während der Promotion zahlreiche Erfahrungen sammeln, z.B. in Bezug auf Peer-Review-Verfahren und kollaborative Schreibprozesse mit Kolleginnen, die nun sehr hilfreich für mich sind. Das Gute ist, dass ich das alles nicht alleine bewältigen musste, sondern durch die Inhalte zum Thema „akademisches Schreiben“ im Promotionsstudium und das fortwährende Feedback durch die Promotionsbetreuer*innen und Kolleg*innen Unterstützung erhalten habe. Gleichzeitig hatte ich genügend Freiraum, um meinen eigenen Weg und Stil zu finden.

Herzlichen Glückwunsch zur Promotion. Wie geht es jetzt für Dich weiter?

Danke! Zunächst einmal kurz durchatmen. Und, was ich auf zahlreichen wissenschaftlichen Konferenzen gelernt habe:Man muss nicht auf alle Fragen sofort eine Antwort haben, sondern darf auch mal laut überlegen. Das gilt im übertragenen Sinne auch für meine jetzige Phase. Zurzeit teile ich mir als Tandem mit einer Kollegin eine Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin. Parallel beginne ich nun, Ideen für weitergehende Forschungsanträge zu entwickeln, indem ich mich viel austausche und Konferenzen besuche. Außerdem mache ich eine Weiterbildung zur systemischen Beraterin, um mir gegebenenfalls auch weitere Arbeitsfelder zu erschließen.

Lloyd Kwambana / Kolleg Sozialpädagigk in diversen Gesellschaften

Lloyd Kwambana / Kolleg Sozialpädagigk in diversen Gesellschaften

12.09.2024 Unterstützt durch den Katholischen Akademischen Ausländer-Dienst hat LLoyd Kwambana kürzlich seine Promotion an der Leuphana begonnen. Im Interview berichtet er von seinem Forschungsinteresse und warum seine Entscheidung auf die Leuphana fiel.

©studioline
Lloyd Kwambana ist Teil des Promotionskollegs Sozialpädagogik in diversen Gesellschaften

Worum geht es in Deinem Forschungsprojekt?

Ich analysiere Projekte zur Verwirklichung und Achtung von Kinderrechten zum Schutz vor Missbrauch, Ausbeutung und Gewalt. Mit diesem Thema hatte ich mich bereits in meiner Magisterarbeit befasst, in der es um die Einbeziehung von Kindern in den Prozess der Gestaltung von Politik geht. Die Stimme eines Kindes ist entscheidend für die Entwicklung von Maßnahmen zur Förderung des Kindeswohls. Die Beteiligung von Kindern fördert die Nachhaltigkeit und Wirksamkeit von Maßnahmen, um eine sichere Umgebung für Kinder zu schaffen.

Meine Forschung ist auch durch meine persönliche Erfahrung geprägt. Der Verlust meiner beiden Eltern und das Aufwachsen unter der Obhut meiner Großmutter haben mein Interesse und meine Leidenschaft geprägt, mich für Waisen und gefährdete Kinder einzusetzen.

Für Deine Masterarbeit hast Du den „Child Protection and Gender Trophy Award“ der Women's University of Africa erhalten. Anschließend wurde Dir ein Promotionsstipendium des KAAD verliehen. Warum hast Du Dich an der Leuphana beworben?

Ich habe mich für die Leuphana Universität entschieden, weil sie einen guten Ruf hat und für mein Promotionsthema von entscheidender Bedeutung ist. Ich habe ein „University Mapping“ durchgeführt und festgestellt, dass die Leuphana Universität die Institution ist, an der ich meine Karriereziele verwirklichen kann. Das Engagement, die Werte und die Integrität der Leuphana standen im Mittelpunkt meiner Überlegungen.

Im Promotionskolleg „Sozialpädagogik in diversen Gesellschaften“ fand ich die Mentoren, die ich suchte, daher sandte ich meine Bewerbungsunterlagen an Prof. Dr. Lars Alberth. Obwohl ich gerade erst an der Leuphana anfange, habe ich bereits ausführliches Feedback erhalten. Besonders schätze ich die Betreuungsvereinbarung, die mir einen belastbaren Weg für meine Forschung aufzeigt. Die Professionalität und die unterstützende Energie der Leuphana lassen mich das Studium und Lernen genießen.

Welche Erfahrungen hast Du als internationaler Absolvent bei Deiner Bewerbung an der Leuphana gemacht? Welche Ratschläge kannst Du anderen Interessierten geben?

Es ist hilfreich, sich Zeit zu nehmen und zu analysieren, welches Promotionskolleg am besten zu den eigenen Interessen passt. Nachdem ich meinen potenziellen Betreuer gefunden hatte, habe ich viel Arbeit in meine Bewerbungsunterlagen gesteckt, die ein Exposé, ein Motivationsschreiben und Informationen zu meinem persönlichen Hintergrund enthielten.

Nach meiner Bewerbung erhielt ich die Unterstützung bei der Planung meines Promotionsvorhabens, die sich meiner Meinung nach jede*r Promovierende wünscht. Daher kann ich anderen Bewerber*innen nur raten, die Leuphana Universität als Ort zur Verwirklichung ihrer akademischen Ziele zu betrachten.

Was möchtest Du mit Deiner Forschung erreichen?

Ich hoffe, dass ich Projekte und Maßnahmen umsetzen kann, die Kinder vor jeder Form von Missbrauch, Gewalt und Ausbeutung schützen. Dazu gehört die Beteiligung von Kindern an politischen Entscheidungsprozessen, die ihr Wohlergehen betreffen, sowie die Entwicklung eines Rahmens für den Kinderschutz und dessen Umsetzung. Für die Zukunft sehe ich mich in der Lage, aktiv Programme rund um das Wohlergehen von Kindern zu entwickeln, in meinem Promotionskolleg mitzuarbeiten und Ressourcen für eine nachhaltige Unterstützung der Entwicklung von Kindern einzutreten.

Niklas Werthschulte / Promotionskolleg Management, Accounting & Finance

19.08.2024 Der 25-jährige Consultant studierte Betriebswirtschaftslehre am Leuphana College, absolvierte das Masterprogramm „Management & Sustainable Accounting and Finance“ an der Graduate School und promoviert dort nun berufsbegleitend. Für den gebürtigen Stralsunder ist das Pendeln zwischen Wissenschaft und Praxis ein Glückfall: „Von der Verzahnung profitieren mein Arbeitgeber RSM Ebner Stolz, die Leuphana und ich.“

©Leuphana, Marvin Sokolis
Niklas Werthschulte vor dem Zentralgebäude der Leuphana

Das Thema „Nachhaltigkeitsberichterstattung“ zieht sich wie ein roter Faden durch Studium und Promotion von Niklas Werthschulte. Bereits in seiner Bachelorarbeit beschäftigte er sich mit den Auswirkungen der CO2-Leistung von Unternehmen auf die finanzielle Performance. In seiner empirischen Arbeit stellte er fest: „Der Kapitalmarkt bestraft Unternehmen, die nicht nachhaltig handeln. Investor*innen sehen dort mehr Risiken.“ Für seine Leistung in der Abschlussarbeit wurde Niklas Werthschulte von der Professur Accounting, Auditing & Corporate Governance der Leuphana ausgezeichnet.

Für den damals frischgebackenen Bachelorabsolventen eine große Motivation: „Ich merkte, dass mir die statistische Arbeit und das wissenschaftliche Schreiben liegen. Deswegen entschied ich mich früh, in Richtung Promotion zu gehen“, berichtet Niklas Werthschulte. Er blieb auf Kurs und schloss das Masterprogramm „Management & Sustainable Accounting and Finance“ an der Graduate School an: „Ich habe meine Seminare, Hausarbeiten und die Masterarbeit thematisch auf Nachhaltigkeitsberichterstattung ausgerichtet“, berichtet der Doktorand. Seinem Betreuer aus Bachelor- und Masterarbeit ist er treu geblieben: Niklas Werthschulte promoviert nun auch bei Prof. Dr. Patrick Velte, Professor für Betriebswirtschaftslehre, insb. Accounting, Auditing & Corporate Governance.

Der Doktorand sieht in der Kontinuität einen großen Vorteil: „Ich kenne die Literatur und habe viele quantitative Methoden, die ich nun nutze, bereits im Studium angewendet.“ Für das eng getaktete Promotionsprogramm eine große Hilfe: Niklas Werthschulte promoviert berufsbegleitend. Ein halbes Jahr ist er an der Uni, ein halbes Jahr bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft RSM Ebner Stolz. Dort unterstützt er als Consultant in einem jungen Team Unternehmen bei der Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten und den Ausbau der Abteilung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und der Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten. „Durch eine neue EU-Richtlinie müssen nun auch bestimmte große Unternehmen des Mittelstands Bericht erstatten, die nicht kapitalmarktorientiert sind. Das Thema wird immer relevanter und ist politisch brisant, weil in Deutschland über 15 000 Unternehmen berichts- und prüfungspflichtig werden und die Gesetzgebung stark verzögert erstellt wird. Es haben sich viele Änderungen im regulatorischen Prozess ergeben“, erklärt Niklas Werthschulte. Zu den Auswirkungen der neuen Vorgabe promoviert der Doktorand. Er wertet Nachhaltigkeitsberichte von Stock-600-Unternehmen aus wie zum Beispiel Volkswagen oder Linde. Niklas Werthschulte möchte wissen, wie groß der Einfluss von Stakeholdern auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen ist.

Die Promotion ist für vier Jahre angesetzt: „Für mich ist die Verzahnung von Wissenschaft und beruflicher Praxis ein Riesenvorteil, da ich mich sowohl wissenschaftlich als auch praktisch mit Nachhaltigkeitsberichterstattung auseinandersetze. Ich kenne nicht nur die theoretische Ebene, sondern weiß auch um die praktischen Probleme unserer Mandanten.“ So profitiert auch der Arbeitgeber von Niklas Werthschulte von der Promotion des Consultant: „Ich trage mein Expertenwissen aus der Forschung in die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hinein“, erklärt Niklas Werthschulte. Umgekehrt lässt ihm der Arbeitgeber Raum für die wissenschaftliche Arbeit: „Die Belastungen sind auf mich abgestimmt.“

Im Moment arbeitet der Doktorand an seinen ersten beiden Publikationen. Niklas Werthschulte sieht in der Doktorarbeit aber nicht nur eine wissenschaftliche Herausforderung, sondern auch einen persönlichen Mehrwert: „Eine Promotion fördert den Durchhaltewillen, die Arbeitsbereitschaft und die analytischen Fähigkeiten.“

Cara Julie Kather / Kolleg Philosophie, Literatur und Geschichte

03.07.2024 Cara-Julie Kather kam nach ihrem Bachelor an der Uni Halle an die Leuphana, um das Masterprogramm „Kulturwissenschaften: Kritik der Gegenwart – Künste, Theorie, Geschichte“ zu absolvieren. Sie ergriff die Gelegenheit des Doctoral Track, der forschungsaffinen Studierenden schon während des Masters den Beginn der Promotion ermöglicht. Gefördert mit einem Begabtenstipendium erforscht Cara-Julie Kather im Promotionskolleg „Philosophie, Literatur und Geschichte“ an der Fakultät Kulturwissenschaften feministisch-dekoloniale Perspektiven auf Mathematik. Im Interview berichtet sie über ihre Erfahrungen im Doctoral Track.

©Leuphana
Porträt der Promovierenden Cara Julie Kather

Sie sind nach Ihrem Bachelor an die Leuphana gekommen und haben sich umgehend für eine Bewerbung für den Doctoral Track entschieden - warum?

Mich hat die Idee, Masterstudium und Promotion zu verzahnen, total überzeugt. Zum einen macht dies den Übergang vom Master in die Promotion deutlich leichter und sanfter. Zum anderen hat man insgesamt mehr Zeit für die Promotion, eine sichere und klare Perspektive für das, was auf den Studienabschluss folgt. Das hat auch einen finanziellen Aspekt: Oft entsteht zwischen Masterstudium und Promotion ein Zeitraum, indem ein Exposé geschrieben und eine Betreuungsperson gefunden werden muss. Das alles kann einige Monate dauern und häufig ist genau dann die Finanzierung schwierig. Im Doc Track geschehen diese Dinge bereits im Masterstudium, sodass die Finanzierung im Übergang leichter ist. Außerdem wollte ich mein Masterstudium inhaltlich auf die Promotion ausrichten, in Ruhe den eigenen Weg in das Projekt und auch in die Zusammenarbeit mit der Betreuungsperson finden. Dies bedeutet auch Sicherheit, da man früher „einen Fuß in die Tür“ bekommt und noch im Studium den Kosmos Promotion kennenlernen kann. 

Seit dem zweiten Semester sind Sie in Lüneburg neben dem Master-Studium auch als Promovierende eingeschrieben. Welche Vorteile hat das?

Mit der Einschreibung ist man offiziell Doktorand*in und kann damit auch auf alle Angebote und Förderungen für Promovierende zugreifen und beispielsweise Reisekostenzuschüsse beantragen. Das gab mir die Möglichkeit, schon in meinem zweiten Lüneburger Semester an einer Fachkonferenz über den Zusammenhang von Wissen und Macht teilzunehmen. Hier habe ich wichtige Impulse für mein Projekt erhalten und spannende Forscher*innen kennengelernt, mit denen ich übrigens dieses Jahr ein Buch zu diesem Themenfeld herausgebe. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Veranstaltungen des Promotionsstudiums als Komplementärstudium im Master anrechnen zu lassen. Dadurch sind Promotion und Master verzahnt und man hat die Kurse des Promotionsstudiums bereits im Masterstudium erledigt. Schließlich hat mir die Vorarbeit am Exposé dabei geholfen, eine Finanzierung einzuwerben – ohne Lücke nach dem Master.

In welchem Verhältnis stehen bei Ihnen die Themen der Masterarbeit und der Doktorarbeit?

Ich arbeite zu einer feministischen und dekolonialen Perspektive auf Mathematik. Mich fasziniert, dass Mathematik zumeist als „neutrales Wissen“ verstanden wird und sich dann doch erstaunlich viel Politisches in diesem Verständnis und auch in der Mathematik versteckt. In meiner Arbeit darf ich also oft mit eigenen Vorstellungen und denen anderer brechen, sie hinterfragen und erforschen. Das bewegt mich sehr. Meine Masterarbeit behandelt das Mathematik-Verständnis von Ludwig Wittgenstein aus einer feministischen Perspektive. Das ist im Prinzip eine Art Exkurs zu meiner Promotion: Das Thema ist nicht Gegenstand der Dissertation, aber es ist inhaltlich verwandt. So habe ich sehr nützliches und hilfreiches Hintergrundwissen erarbeitet.

Wem würden Sie zu einer Bewerbung für den Doctoral Track raten?

Allen, die ein großes Interesse an Forschung haben. Es hilft natürlich sehr, wenn man schon ein Themenfeld hat, das einen begeistert, denn eine Promotion erfordert einen langen Atem. Der Doc Track empfiehlt sich auch für alle, die für die eigene Forschung früh Planungssicherheit gewinnen möchten – auch finanziell. Die ersten Schritte bestehen dann in einem Gespräch mit der Promotionsberatung und dann mit möglichen Betreuungspersonen. Dabei kann man herausfinden, ob der Doc Track für einen persönlich Sinn ergibt. Diese beiden Schritte zu gehen, würde ich allen empfehlen, die grundsätzlich eine Neugierde auf das Programm verspüren. Auf jeden Fall empfehle ich, sich nicht abschrecken zu lassen. Ich war damals zunächst auch nervös, aber heute bin ich sehr froh, den Mut entwickelt zu haben: Für mich war und ist es eine tolle Erfahrung, im Doctoral Track zu promovieren.

 

Maximilian Wagenknecht // Kolleg Entrepreneurship, Management & Innovation

Maximilian Wagenknecht promoviert an der Fakultät Management und Technologie zum Thema “Lean Startup Risk Management”. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen an der Leuphana.

©Leuphana/Teresa Halbreiter
Maximilian Wagenknecht vor dem Zentralgebäude der Leuphana

Worum geht es in Deiner Forschung?

Mit meiner Forschung möchte ich ein tieferes Verständnis dafür erlangen, wie Startups in verschiedenen Kontexten mit Chancen und Risiken umgehen. Hierfür beschäftige ich mich sowohl mit der internen Perspektive der Startups, als auch mit der externen Perspektive, wie beispielsweise der Kommunikation mit Kapitalgeber:innen oder mit Kund:innen.

Aufgrund des kumulativen Aufbaus meiner Promotion nutze ich verschiedene Forschungsmethoden und habe gerade qualitative Interviews mit Gründer:innen geführt. Mit diesen Inhalten untersuche ich unter anderem, ob und wie das Thema Risikomanagement von Startups berücksichtigt wird. Besonders spannend ist die Frage der Anwendbarkeit etablierter Risikomanagementprozesse auf Startups sowie die daraus resultierende Folgefrage, ob diese Prozesse für Startups angepasst werden müssen.

Warum hast Du Dich für eine Promotion an der Leuphana entschieden?

Die Leuphana kenne ich bereits aus dem Bachelor. Nach meinem Masterabschluss in Bremen war die Leuphana für meine Promotion von Anfang an in der engeren Wahl. Passenderweise wurde zu dieser Zeit eine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter ausgeschrieben. Weil ich in dieser Position auch Erfahrungen in der Lehre sammeln kann, bin ich sehr froh über diese Gelegenheit.

Zudem nehme ich die Leuphana als eine gründungsorientierte Universität wahr, die auf der interdisziplinärere Ebene das Thema Unternehmensgründung aufgreift. Dadurch bietet sich die Möglichkeit zum interdisziplinären Austausch und zu direkten Gesprächen mit Gründer:innen, was für meine Forschung von großem Wert ist.

Ein besonderes Angebot an der Leuphana ist das Promotionsstudium - was sind Deine Erfahrungen damit?

Die disziplinäre Bildung in den jeweiligen Fakultäten und der Austausch im Promotionskolleg gibt eine wertvolle Grundlage für die akademische Entwicklung. Gleichzeitig bieten die interdisziplinären Inhalte des Promotionsstudiums vielseitige Perspektiven auf das eigene Forschungsthema.

Aus den fakultätsübergreifenden Kontakten des Promotionsstudiums habe ich gemeinsam mit anderen Promovierenden auch eine regelmäßige Zoom-Runde etabliert. Besonders wenn man nicht gleichzeitig an der Universität arbeitet, bietet so ein Austausch eine gute Möglichkeit, sich zu vernetzen.

Du bist Sprecher der Promovierendenvertretung. Welche Aufgaben sind mit diesem Wahlamt verbunden? 

Die Promovierendenvertretung besteht aus je einem Promovierenden pro Fakultät. In dieser Rolle hat man ein Mitspracherecht im Fakultätsrat und ein offenes Ohr für die Anliegen der Promovierenden. Zudem ist der oder die Sprecher:in der Promovierendenvertretung Mitglied im Senat der Universität. Dadurch können die Anliegen der Promovierenden auch im höchsten Gremium der Leuphana zur Sprache gebracht werden.

Es besteht außerdem eine enge Zusammenarbeit mit der Fachgruppenvertretung Promotion, was auch die sozialen Aspekte und das Leben auf dem Campus bereichert. Durch die vielfältigen Aufgaben in der Promovierendenvertretung lernt man zudem in der ganzen Uni Personen kennen, wie beispielsweise Professor:innen und Mitarbeiter:innen der Graduate School. Solche Kontakte sind sehr wertvoll für die persönliche und akademische Weiterentwicklung.

Kristin Müller // Kolleg Technikwissenschaften

Kristin Müller promoviert seit dem WiSe 22/23 an der Leuphana. Hier berichtet sie von ihren Eindrücken aus dem Promotionskolleg Engineering.

©Leuphana/Ciara Charlotte Burgess
"Nach meinem Master wollte ich nicht mehr studieren, sondern erstmal die Industriewelt kennenlernen. Heute ist die Promotion für mich weniger ein Studium, sondern eher ein normaler Job, der mir viel Freiheit in der Forschung bietet, die es so in der Industrie nicht gibt."

Warum hast du dich für eine Promotion an der Leuphana entschieden?

Ich habe mich für eine Promotion entschieden, da ich wissenschaftlich arbeiten und frei(er) forschen wollte, als in meinem vorherigen Job in der Industrie. Für die Leuphana habe ich mich entschieden, da ich ein anderes Denken insbesondere beim Thema Nachhaltigkeit erwartet habe. Außerdem ist der Bereich Ingenieurswissenschaften an der Leuphana noch sehr jung und im Aufbau, sodass ich hier eine Chance gesehen habe, mehr mitgestalten zu können.

Wann hattest du die ersten Überlegungen zu promovieren?

Während des Masterstudiums an der RWTH Aachen University. Zu diesem Zeitpunkt habe ich jedoch noch nicht „DAS“ Thema für meine Promotion gefunden. Außerdem wollte ich damals auch nicht mehr studieren, sondern erstmal die Industriewelt kennenlernen. Heute ist die Promotion für mich weniger ein Studium, sondern eher ein normaler Job, der mir viel Freiheit in der Forschung bietet, die es so in der Industrie nicht gibt. Ein Industrieunternehmen fokussiert natürlich die Forschung für das eigene Unternehmen, bzw. für die eigenen Produkte. An der Universität steht nicht der Nutzen eines einzelnen Unternehmens im Vordergrund, sondern hier geht es darum insgesamt den Stand der Technik weiterzuentwickeln. Dadurch entsteht eine ganz andere gesellschaftliche Verpflichtung der Forschung und ich kann mit meinen Forschungsergebnissen eine größere Reichweite erzielen und mehr Veränderung bewirken.

Was ist nun anders als im Masterstudium?

Alles – ich habe mein Masterstudium 2017 an der RWTH Aachen University abgeschlossen und danach viele praktische Erfahrungen in der Industrie gesammelt. Ich habe inzwischen verstanden, dass man Nachhaltigkeit heute nur an der Universität so richtig frei denken kann, da Unternehmen in der Regel Ihre Wirtschaftlichkeit als Hauptziel verfolgen. Des Weiteren finde ich es sehr bereichernd für meine Forschung, meine Erfahrungen aus der Praxis einzubringen und mich damit wissenschaftlich auseinanderzusetzen.

Wovon profitierst du am Meisten in der Promotionsphase?

Von den vielen Möglichkeiten durch die Freiheit in der Forschung und anderseits durch die vielen Möglichkeiten mich persönlich weiterzuentwickeln.

Was würdest du sagen ist anders an der Leuphana als an anderen Unis?

Da weiß ich jetzt gar nicht, wo ich anfangen soll… Ein wichtiger Punkt für mich ist das Betreuungsverhältnis im Bereich Ingenieurswissenschaften der Leuphana. In unserem Team sind wir aktuell 5 wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, die von einem Professor betreut werden. An anderen Universitäten betreut ein*e Professor*in um die 100 Promovierenden. Ich bekomme hier also eine viel engere Betreuung durch meinen Professor, als an anderen Universitäten.

Eine weitere Besonderheit an der Leuphana ist in meinen Augen, dass das Thema Nachhaltigkeit ein großer Schwerpunkt der Universität ist und auch in den Ingenieurswissenschaften fokussiert wird. Die Leuphana hat diesen Schwerpunkt schon sehr früh gesetzt und hat dadurch eine Vorreiterrolle und auch ein ganz anderes Selbstverständnis zu diesem Thema.

Welche Erwartungen hast du an das Promotionsstudium?

Ich erwarte Dinge zu lernen, die mich bei meiner Promotion unterstützen und Menschen zu treffen mit denen ich Dinge kritisch hinterfragen kann. 

Hast du Pläne für einen Forschungsaufenthalt ins Ausland zu gehen?

Konkrete Pläne habe ich noch nicht, kann es mir aber sehr gut vorstellen. Ich habe im Bachelorstudium bereits ein Praktikum an einem spanischen Forschungsinstitut gemacht. Das war eine tolle Erfahrung. Daher denke ich, dass ein weiterer Forschungsaufenthalt im Ausland während meiner Promotionszeit sehr inspirierend für mich und meine Forschung ist.

Hast du schon Pläne, wie es nach der Promotion weitergeht?

Ich habe einige Ideen, aber keine konkreten Pläne. Auf dem Arbeitsmarkt tut sich aktuell sehr viel und ich möchte daher flexibel bleiben und mich nicht auf einen konkreten Plan fixieren.  

Soll es eine akademische Laufbahn nach der Promotion werden?

Ich kann es mir gut vorstellen. Ich möchte auf jeden Fall weiterhin nachhaltige Forschung betreiben sowie das Themenfeld der nachhaltigen Produktion vorantreiben und dabei Dinge neu denken. Außerdem möchte ich mit meiner Tätigkeit möglichst viele Menschen erreichen. Das funktioniert im Arbeitsumfeld einer Universität sehr gut.

Vielen Dank für das Gespräch!

Alina Knabbe // Kolleg Empirische Bildungsforschung

©Leuphana/Ciara Charlotte Burgess
"Am meisten profitiere ich von den wissenschaftlichen Diskursen mit meinen Kolleg*innen und auf Tagungen."

Warum hast du dich für eine Promotion an der Leuphana entschieden?

Die Promotion war für mich eine gute Möglichkeit, zwei Dinge miteinander zu vereinen: Mein Interesse, mich tiefer und über einen längeren Zeitraum mit Themenbereichen auseinanderzusetzen und weitere Berufsfelder neben der Schule kennenzulernen. Ich habe mich für die Leuphana entschieden, weil ich durch mein Studium und Arbeit als studentische Hilfskraft (SHK) an der Leuphana schon viele Professor*innen kannte und die Leuphana gute Unterstützungsmöglichkeiten für Promovierende bietet.

Wann kamen die ersten Überlegungen zu promovieren?

Während meiner Arbeit als studentische Hilfskraft habe ich eng mit Doktorand*innen zusammengearbeitet, sodass sich meine Hemmschwelle in die Wissenschaft verringerte. Da mir der SHK-Job und das Schreiben sowie Forschen im Studium Freude bereitete, kam der Gedanken, selbst zu promovieren, immer öfter auf. Beim Schreiben meiner Masterarbeit habe ich diesen Gedanken weiterverfolgt und mich mit Professor*innen und anderen Doktorand*innen ausgetauscht, um mich besser über die Promotion zu informieren.

Was ist nun anders als im Masterstudium?

Im Promotionsstudium hat man mehr Zeit für die eigene Forschung. Dies fordert allerdings auch eine größere Selbstständigkeit und Organisation, weshalb es wichtig ist, die eigene Zeit effektiv zu strukturieren und die eigenen Aufgaben zu priorisieren. Im Vergleich zum Masterstudium fokussiert man sich viel stärker auf einen bestimmten Forschungsbereich, den man tiefgreifender bearbeitet.

Wovon profitierst du am Meisten in der Promotionsphase?

Am meisten profitiere ich von den wissenschaftlichen Diskursen mit meinen Kolleg*innen und auf Tagungen. Rückmeldung zu der eigenen Arbeit zu bekommen, ist für mich wichtig und auch eine Absicherung, dass ich nicht den Fokus verliere. Gleichzeitig lerne ich, meine eigene Ideen und mein Vorhaben gegenüber anderen Wissenschaftler*innen zu begründen und dafür einzustehen.  

Was würdest du sagen ist anders an der Leuphana als an anderen Unis?

Die Leuphana setzt sich für die persönliche und akademische (Weiter-) Entwicklung mit verschiedenen Angeboten der Graduate School ein. Außerdem unterstützt die Leuphana durch den Qualifizierungsfonds Promovierende finanziell bei Tagungen, Auslandsaufenthalten etc.

Was nimmst du aus dem Leuphana Promotionsstudium mit?

Durch das Promotionsstudium habe ich meine Fähigkeiten im Zeitmanagement und der Priorisierung von Aufgaben verbessert. Außerdem bietet es die Möglichkeit, sich mit anderen Doktorand*innen aus unterschiedlichen Fachbereichen auszutauschen und von ihren Forschungsbereichen, Perspektiven und Erfahrungen zu lernen.

Wem würdest du eine Promotion in Deinem Fach empfehlen?

Personen, die Interesse daran haben, Themen ausführlich zu bearbeiten und Freude dran haben, sich in neue Themenbereiche einzuarbeiten (z. B. Statistik). Generell sollte man ein gewisses Maß an Selbstorganisation und Zeitmanagement mitbringen.

Hast du schon Pläne, wie es nach der Promotion weitergeht?

Zurzeit bin ich dabei, die verschiedenen Optionen nach meiner Promotion zu erkunden und abzuwägen, was mir am Besten gefällt. Eine Möglichkeit ist für mich, den Vorbereitungsdienst zu absolvieren, die Lehramtsausbildung abzuschließen und praktische Erfahrungen in der Schule zu sammeln. Um weitere Möglichkeiten zu entdecken, nehme ich an dem Karrierecoaching- und Entwicklungsprogramm der Graduate School teil und bilde mich in verschiedenen Bereichen weiter.

Vielen Dank für das Gespräch!

Najamul Memon // Kolleg Nachhaltigkeit

©Leuphana/Ciara Charlotte Burgess
"Germany being at the forefront of renewable energy inspired me to choose renewable energy (RE) as my focus area and that was one of the motivations to work on topics related to energy."

Warum hast du dich für eine Promotion an der Leuphana entschieden?

Ich habe mich aufgrund der akademischen Freiheit und meines Interesses an Themen im Zusammenhang mit nachhaltigen Entwicklungszielen und insbesondere nachhaltiger Energie für eine Promotion entschieden. Ich hatte das Glück, Teil der Nachwuchsgruppe "SteuerBoard Energie" zu sein, die mir die Möglichkeit bot, meinen akademischen Hintergrund in den Bereichen Public Policy, Governance Finanzierung unter der Leitung meiner Betreuer hier am Institut für Sustainability Governance zu verbinden.   

Wann hast du zum ersten Mal daran gedacht, zu promovieren?

Seit Jahren träume ich davon, der Menschheit bei der Lösung ihrer sozialen Probleme zu helfen, aber ich wusste nie wie. Ich danke dem DAAD, dass er mir die großartige Möglichkeit gegeben hat, Teil des Helmut-Schmidt-Stipendiums für Public Policy und Good Governance zu sein, wo ich die Chance hatte, viele internationale Persönlichkeiten zu treffen, und wir haben oft über Fragen der Regierungsführung in unseren jeweiligen Ländern diskutiert. Während meiner Zeit an der Universität Passau habe ich die Sustainable Development Goals als Schlüsselindikatoren für die Lösung entwicklungsbezogener Probleme auf der ganzen Welt kennengelernt. Die Tatsache, dass Deutschland bei den erneuerbaren Energien führend ist, hat mich dazu inspiriert, erneuerbare Energien als Schwerpunktbereich zu wählen, und das war eine der Motivationen, an Themen im Zusammenhang mit Energie (SDG-7) zu arbeiten und die Probleme der Energiearmut und des Energiezugangs zu lösen, indem ich die politischen Entscheidungsträger berate und die Jugend in diesem Sektor inspiriere. Das mag sehr optimistisch klingen, aber das bin ich auch.

Was ist jetzt anders als im Masterstudiengang?

Ein Doktorand ist sehr anders als ein Masterstudent zu sein. Man muss sehr fokussiert sein und sich konkret mit einem Thema im Detail auseinandersetzen. Als Doktorand hat man das Gefühl, dass man der Experte auf dem Gebiet ist (wenn nicht jetzt, dann vielleicht in Zukunft). Bei der Zusammenarbeit mit den Kollegen im Team lernt man viel über Forschung, wissenschaftliche Kommunikation, Querschnittsthemen und verschiedene Forschungsmethoden und natürlich liest man viel.

Wovon profitierst du während der Promotionsphase am meisten?

Während des Promotionsstudiums lernt man, wie man sein Forschungsproblem präsentiert und verschiedene Wege zur Lösung des Puzzles findet. Neben der akademischen Arbeit erhält man auch zahlreiche Gelegenheiten, die eigene Arbeit zu präsentieren, seine Ideen mit anderen zu teilen und Feedback von Expert*innen in verschiedenen Formaten zu erhalten, z. B. auf Konferenzen, Symposien, Summer School usw. All diese Plattformen bieten reichlich Gelegenheit, sich zu vernetzen und die "wissenschaftliche Gemeinschaft" besser kennenzulernen.

Was würdest du sagen, ist an der Leuphana anders als an anderen Universitäten?

Ich bin mir nicht sicher, wie es an anderen Universitäten ist, aber ein Aspekt, der mir an der Leuphana sehr gefällt, ist das Nachhaltigkeitsbewusstsein in so vielen Bereichen, sei es in Form von verschiedenen Kursen, Studiengängen, in der Architektur oder in der Studierendengemeinschaft.

Was nimmst du bislang aus der Promotion mit?

Ich hoffe, meine Nische in der Forschung weiter zu entwickeln und gemeinsam mit meinen Mentoren den Diskurs auch über die Wissenschaft hinaus zu führen.

Hast du vor, für einen Forschungsaufenthalt ins Ausland zu gehen? Oder warst du schon im Ausland?

Vor kurzem habe ich zum ersten Mal einen Forschungsaufenthalt im Ausland absolviert, als ich den wunderschönen Norden Pakistans besucht habe. Während meiner Feldforschung im Rahmen meiner Doktorarbeit traf ich auf ländliche Gemeinden und erforschte verschiedene Formen von gemeinschaftlichen Energiemodellen. Ich war erstaunt zu sehen, wie ländliche Gemeinden mit Hilfe lokaler Nichtregierungsorganisationen und multilateraler Geberorganisationen Wasserkraftprojekte bauen und verwalten. Gleichzeitig tut es weh, wenn man sieht, dass die ländlichen Gemeinden nicht durch politische Maßnahmen und rechtliche Rahmenbedingungen gefördert werden.  

Gibt es schon Pläne für die Zeit nach der Promotion?

Das ist eine Frage, die ich mir gerade stelle, und ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich in der akademischen Welt bleiben möchte. Aber man weiß ja nie. Einerseits genieße ich die akademische Freiheit, andererseits möchte ich politisch direkt Einfluss nehmen, indem ich mich einer politischen Elite oder einem Think Tank anschließe, oder es könnte eine Mischung aus Wissenschaft und politischer Führung sein.

Vielen Dank für das Gespräch!

Promovierende im Podcast