Erfahrungsberichte

Die Leuphana Graduate School befähigt ihre Promovierenden, Antworten auf die schwierigsten Fragen des Lebens zu suchen. Wir erfüllen diese Mission, indem wir Räume für interdisziplinäre Interaktion schaffen. Lesen Sie ihre Geschichten und werden Sie Teil des Promotionskollegs Sozialpädagogik in diversen Gesellschaften!

Anna Bobe

13.09.2024 Anna Bobe forscht zur Lehre in der beruflichen Sozialpädagogik. Im Interview berichtet sie von ihrer Forschung und der Unterstützung duch ihr Leuphana Promotionskolleg.

©Bobe
Anna Bobe

Du forschst zur Lehre in der beruflichen Bildung Sozialpädagogik. Was genau verstehen wir nicht und warum möchtest Du das ändern?

Die frühkindliche Bildung stellt eine erste wichtige Grundlage für weitere Bildungsverläufe dar. Lehrer*innen der beruflichen Bildung Sozialpädagogik bilden sozialpädagogische Fachkräfte aus, die in u. a. Kindertageseinrichtungen tätig sind. Um an dieser Stellschraube jedoch ein möglichst hohes Maß an Professionalisierung ermöglichen zu können, wissen wir noch viel zu wenig darüber, wie eine Lehre zu gestalten ist, um sozialpädagogisches Handeln zu lernen. Seit den 1980er Jahren existieren zwar didaktische Ansätze, es fehlen jedoch weiterhin empirische Forschungen darüber, wie Lehrer*innen eigentlich lehren bzw. woran sie sich (didaktisch-methodisch) orientieren.

Wie gehst Du dabei konkret vor?

Lehren ist aus meiner Sicht ein stark routiniertes (Alltags-)Handeln von Lehrer*innen. Dies erschwert es, anderen zu erklären, wie bzw. warum jeweils auf diese Weise gehandelt wurde. Deshalb habe ich Unterricht teilnehmend beobachtet, um auf dieser Grundlage Rückfragen zum (beobachteten) Handeln stellen zu können. Gleichzeitig konnte ich so den Lehrer*innen meine eigenen Beobachtungen spiegeln und neben den Selbstaussagen beobachten, wie sich diese in ihrem Handeln wiederfinden oder Abweichungen vorliegen.

Welche Rolle spielt dabei das Leuphana Promotionskolleg für Dein Dissertationsprojekt?

Durch die Veranstaltungen im Kolleg, insbesondere die Reflexions- und Interpretationswerkstatt sowie die Kolloquien, konnte ich meine ersten Schritte in die ‚Wissenschaftswelt‘ gehen und mich und mein Thema präsentieren (lernen). Die Interdisziplinarität hat es mir ermöglicht, mein Projekt aus anderen Perspektiven zu betrachten, neue Wege oder Lösungen bei Herausforderungen zu finden oder mich in meinem bisherigen Vorgehen zu bestärken. Für mich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni eröffnet das Promotionskolleg und das Promotionsstudium auch einen Kontaktraum mit externen Promovend*innen und Stipendiat*innen. Dieser Austausch ist für alle sehr förderlich.

Welchen Rat kannst Du Personen geben, die eine Promotion anstreben?

Natürlich steckt viel Druck hinter einer Promotion, allein schon aufgrund der beruflichen Rahmenbedingungen bzw. der Finanzierung. Um die Freude am Forschen zu erhalten, ist es aus meiner Perspektive trotzdem wichtig, sich Zeit zur Entwicklung zu geben, um einen eigenen Weg zu finden. Zugleich sind Vernetzung, Selbstorganisation und kreative Pausen zentral.

Laura Wenzel

13.09.2024 Laura Wenzel hat in diesem Sommer Ihre Dissertation zur Flucht-Familien-Forschung verteidigt. Im Interview berichtet sie von den Herausforderungen einer kumulativen Promotion und der Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie.

©Leuphana/Tengo Tabatadze
Laura Wenzel

Du hast kürzlich Deine Dissertation verteidigt, Zeit für einen Rückblick. Wie bist Du an die Leuphana gekommen?

Mein Wechsel an die Leuphana war themengetrieben: Meinen Master habe ich in Soziologie und Sozialforschung absolviert und danach an einem außeruniversitären Forschungsinstitut zu transnationalen Familien im Fluchtkontext gearbeitet. Das Projekt „Integration durch Vertrauen“, das sich mit fluchterfahrenen Familien und ihren Zugängen zu frühpädagogischen Angeboten beschäftigte, hat mich sofort angesprochen: Zum einen die thematischen Anknüpfungsmöglichkeiten an meine bisherige Arbeit und zum anderen die Kombination aus Grundlagenforschung, Praxisrelevanz und Transfer.

Für mich war es sehr hilfreich, meine Promotion im fachübergreifend zusammengesetzten Projekt zu schreiben und im sehr wertschätzenden und interdisziplinären Promotionskolleg meinen Platz als Soziologin in sozialpädagogischen Arbeits- und Forschungszusammenhängen zu finden.

Promovieren erfordert einiges an Durchhaltevermögen. Was waren die größten Herausforderungen für Dich?

Der Start der Erhebungsphase meiner Forschung fiel in den ersten Corona-Lockdown. Das war zunächst ein Schock, und wir mussten sehr flexibel sein, damit wir unsere Forschung weiterführen konnten. Ich bin sehr froh, dass wir an der Uni schnell neue Wege der Zusammenarbeit ausprobiert und die Promotionskurse und das Kolleg im Online-Modus weitergeführt haben. Das war ein wichtiger Support, um gut durch diese herausfordernde Zeit zu kommen.

Sehr wichtig war für mich während meiner Promotion auch das Mentoring-Programm der Leuphana. Dort habe ich viele promovierende Frauen* aus anderen Disziplinen kennengelernt und sehr von dem Austausch profitiert – auch in Bezug auf meine persönlich größte Herausforderung: Ich habe während der Promotion meine Tochter bekommen. Promovieren mit Kind stellte mich noch einmal vor ganz andere Fragen, z.B. hinsichtlich des eigenen Zeit- und Ressourcenmanagements. Gerade in der Wissenschaft ist es leider oft noch nicht einfach, Elternschaft mit Qualifikationsvorhaben zu vereinbaren. Hier habe ich wirklich positive Erfahrungen gesammelt und viel Support durch meinen Erstbetreuer, das Promotionskolleg und meine Kolleg*innen erhalten.

Du hast eine kumulative Dissertation vorgelegt, was ist das Besondere an diesem Weg?

Eine kumulative Dissertation, bei der mehrere thematisch zusammenhängende wissenschaftliche Artikel erarbeitet werden, erfordert durch die Parallelität von Forschung, Schreiben und Management des Publikationsprozesses ein hohes Maß an Organisation. Es kann lange dauern, bis die Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht werden. Zugleich erhöht die frühzeitige Veröffentlichung die Sichtbarkeit der eigenen Forschung. Ich konnte bereits während der Promotion zahlreiche Erfahrungen sammeln, z.B. in Bezug auf Peer-Review-Verfahren und kollaborative Schreibprozesse mit Kolleginnen, die nun sehr hilfreich für mich sind. Das Gute ist, dass ich das alles nicht alleine bewältigen musste, sondern durch die Inhalte zum Thema „akademisches Schreiben“ im Promotionsstudium und das fortwährende Feedback durch die Promotionsbetreuer*innen und Kolleg*innen Unterstützung erhalten habe. Gleichzeitig hatte ich genügend Freiraum, um meinen eigenen Weg und Stil zu finden.

Herzlichen Glückwunsch zur Promotion. Wie geht es jetzt für Dich weiter?

Danke! Zunächst einmal kurz durchatmen. Und, was ich auf zahlreichen wissenschaftlichen Konferenzen gelernt habe:Man muss nicht auf alle Fragen sofort eine Antwort haben, sondern darf auch mal laut überlegen. Das gilt im übertragenen Sinne auch für meine jetzige Phase. Zurzeit teile ich mir als Tandem mit einer Kollegin eine Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin. Parallel beginne ich nun, Ideen für weitergehende Forschungsanträge zu entwickeln, indem ich mich viel austausche und Konferenzen besuche. Außerdem mache ich eine Weiterbildung zur systemischen Beraterin, um mir gegebenenfalls auch weitere Arbeitsfelder zu erschließen.

Lloyd Kwambana / Kolleg Sozialpädagigk in diversen Gesellschaften

12.09.2024 Unterstützt durch den Katholischen Akademischen Ausländer-Dienst hat LLoyd Kwambana kürzlich seine Promotion an der Leuphana begonnen. Im Interview berichtet er von seinem Forschungsinteresse und warum seine Entscheidung auf die Leuphana fiel.

©Studioline
Lloyd Kwambana

Worum geht es in Deinem Forschungsprojekt?

Ich analysiere Projekte zur Verwirklichung und Achtung von Kinderrechten zum Schutz vor Missbrauch, Ausbeutung und Gewalt. Mit diesem Thema hatte ich mich bereits in meiner Magisterarbeit befasst, in der es um die Einbeziehung von Kindern in den Prozess der Gestaltung von Politik geht. Die Stimme eines Kindes ist entscheidend für die Entwicklung von Maßnahmen zur Förderung des Kindeswohls. Die Beteiligung von Kindern fördert die Nachhaltigkeit und Wirksamkeit von Maßnahmen, um eine sichere Umgebung für Kinder zu schaffen.

Meine Forschung ist auch durch meine persönliche Erfahrung geprägt. Der Verlust meiner beiden Eltern und das Aufwachsen unter der Obhut meiner Großmutter haben mein Interesse und meine Leidenschaft geprägt, mich für Waisen und gefährdete Kinder einzusetzen.

Für Deine Masterarbeit hast Du den „Child Protection and Gender Trophy Award“ der Women's University of Africa erhalten. Anschließend wurde Dir ein Promotionsstipendium des KAAD verliehen. Warum hast Du Dich an der Leuphana beworben?

Ich habe mich für die Leuphana Universität entschieden, weil sie einen guten Ruf hat und für mein Promotionsthema von entscheidender Bedeutung ist. Ich habe ein „University Mapping“ durchgeführt und festgestellt, dass die Leuphana Universität die Institution ist, an der ich meine Karriereziele verwirklichen kann. Das Engagement, die Werte und die Integrität der Leuphana standen im Mittelpunkt meiner Überlegungen.

Im Promotionskolleg „Sozialpädagogik in diversen Gesellschaften“ fand ich die Mentoren, die ich suchte, daher sandte ich meine Bewerbungsunterlagen an Prof. Dr. Lars Alberth. Obwohl ich gerade erst an der Leuphana anfange, habe ich bereits ausführliches Feedback erhalten. Besonders schätze ich die Betreuungsvereinbarung, die mir einen belastbaren Weg für meine Forschung aufzeigt. Die Professionalität und die unterstützende Energie der Leuphana lassen mich das Studium und Lernen genießen.

Welche Erfahrungen hast Du als internationaler Absolvent bei Deiner Bewerbung an der Leuphana gemacht? Welche Ratschläge kannst Du anderen Interessierten geben?

Es ist hilfreich, sich Zeit zu nehmen und zu analysieren, welches Promotionskolleg am besten zu den eigenen Interessen passt. Nachdem ich meinen potenziellen Betreuer gefunden hatte, habe ich viel Arbeit in meine Bewerbungsunterlagen gesteckt, die ein Exposé, ein Motivationsschreiben und Informationen zu meinem persönlichen Hintergrund enthielten.

Nach meiner Bewerbung erhielt ich die Unterstützung bei der Planung meines Promotionsvorhabens, die sich meiner Meinung nach jede*r Promovierende wünscht. Daher kann ich anderen Bewerber*innen nur raten, die Leuphana Universität als Ort zur Verwirklichung ihrer akademischen Ziele zu betrachten.

Was möchtest Du mit Deiner Forschung erreichen?

Ich hoffe, dass ich Projekte und Maßnahmen umsetzen kann, die Kinder vor jeder Form von Missbrauch, Gewalt und Ausbeutung schützen. Dazu gehört die Beteiligung von Kindern an politischen Entscheidungsprozessen, die ihr Wohlergehen betreffen, sowie die Entwicklung eines Rahmens für den Kinderschutz und dessen Umsetzung. Für die Zukunft sehe ich mich in der Lage, aktiv Programme rund um das Wohlergehen von Kindern zu entwickeln, in meinem Promotionskolleg mitzuarbeiten und Ressourcen für eine nachhaltige Unterstützung der Entwicklung von Kindern einzutreten.