Dissertationspreise 2024
Würdigung herausragender Dissertationen der Leuphana
Zur Ehrung bemerkenswerter akademischer Leistungen im Bereich Promotion vergibt die Leuphana Universität Lüneburg jährlich bis zu fünf Dissertationspreise. Mit diesen werden herausragende Forschungsarbeiten ausgezeichnet, die von Promovierenden an einer der fünf Fakultäten der Leuphana innerhalb eines akademischen Jahres eingereicht und verteidigt wurden. Die Dissertationspreise geben den Prämierten eine sichtbare Anerkennung mit auf ihren weiteren beruflichen Weg.
Verleihung der Dissertationspreise

Die Verleihung der Dissertationspreise 2024 fand in feierlichem Rahmen der Graduiertenfeier am 9. November 2024 im Audimax des Zentralgebäudes der Leuphana statt.
Im Anschluss an die Verleihung lud die Graduate School die Preisträger*innen, ihre Begleitpersonen und Betreuungspersonen zu einem informellen Get-Together mit weiteren Vertreter*innen der Universität ein, in dessen Rahmen die Preisträger*innen die Gelegenheit hatten, einen kurzen Einblick in ihre Forschungsthemen zu geben.
Aktuelle Preisträger*innen
Randi Heinrichs

Randi Heinrichs
Die Leuphana Universität Lüneburg verleiht den Leuphana Dissertationspreis an Randi Heinrichs für ihre Dissertation mit dem Titel „Anonymity reprogrammed. How the digital economy is changing our politics of (non)identification through imaginaries of personalization and data-neighborhoods”.
Die Dissertation von Randi Heinrichs leistet durch ethnographische Feldforschung, historische Analysen und profunde Theoriearbeit einen hervorragenden Beitrag zum Verständnis von Anonymität in Digitalen Kulturen. Die präzise Analyse und Kritik neuartiger Anonymitätsformen über den von Heinrichs entwickelten Begriff der „neighbor-based anonymity“ ist ein origineller Beitrag zu den critical data studies sowie den critical algorithm studies und eröffnet ein vertieftes Verständnis gegenwärtiger Formen von Digitalen Kulturen insgesamt. Die Arbeit zeichnet sich durch eine hohe Relevanz und grundlegende Bedeutung für die künftige Forschung aus.
Was hat Sie dazu bewogen, sich für eine Promotion zu entscheiden und warum haben Sie sich für die Leuphana entschieden?
Der Anstoß zur Promotion kam durch meine Mitarbeit als Studentin am Center for Digital Cultures der Leuphana. Die Forschungsagenda zu digitalen Kulturen hat mein wissenschaftliches Denken grundlegend geprägt und mir zudem zahlreiche Türen geöffnet. Ich bin meinen Kolleg*innen sehr dankbar für die jahrelange Unterstützung.
Es gibt auch einen persönlichen Hintergrund, der an meine familiäre Geschichte gebunden ist. In der DDR lehrte mein Großvater Politikwissenschaften, Geschichte und Germanistik. Unter dem repressiven Regime konnte er nicht frei denken, sprechen und leben. Er floh mit der Familie und arbeitete nie wieder an einer Universität. Da er seine Dissertation nicht schreiben konnte, war es ein besonderer Moment meine abzuschließen – und eine wichtige Erinnerung, dass die Bedingungen für kritische Wissenschaft geschützt werden müssen.
Welche besonderen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Promotionszeit?
Wichtige Teile meiner Forschung sind aus Stipendien an der UC Davis, der UC Berkeley und der Simon Fraser University hervorgegangen. Insbesondere die Teams des Digital Democracies Institute und der Algorithmic Fairness and Opacity Group haben mich herzlich aufgenommen und mir neue theoretische Perspektiven sowie entscheidende Zugänge ermöglicht. Ich wurde zum Beispiel ins Archiv für Rare Books and Manuscripts der Columbia University geschickt, was mich das erste Mal nach New York brachte sowie zur Architektur Biennale nach Chicago. Das war super. Ich traf fantastische Promovierende, die mir das Ankommen auf dem anderen Kontinent sehr erleichtert haben, und meine Gastfamilie in San Francisco wurde zu einem zweiten Zuhause. Diese Begegnungen und Erfahrungen sind für mich das, was ich nicht vergessen werde.
Welche Herausforderungen haben Sie während Ihrer Promotion erlebt und wie sind Sie damit umgegangen?
Schon die ethnographische Arbeit allein brachte eine ganze Reihe Herausforderungen mit sich: Der Zugang zum Feld dauert und ist ungewiss, besonders in der Tech-Industrie, wo viele Prozesse und Informationen Geschäftsgeheimnisse sind. Bei hochkomplexen technischen Abläufen die Welt wirklich aus der Perspektive der Akteure im Feld zu verstehen, ist extrem schwierig und macht müde. Auch die richtige Balance zwischen Involviertheit und Distanz zu finden sowie den Schutz von Personen bei sensiblen Themen zu gewährleisten, hat mich manchmal wach gehalten. Zu verstehen, dass dies Teil der Ethnographie ist, war wichtig.
Um mir Rat zu holen bei anderen Problemen, die ich nicht mit Betreuenden oder Vorgesetzten besprechen konnte, habe ich das Coachingangebot der Leuphana genutzt. Die Möglichkeit, sich unabhängig und vertraulich beraten lassen zu können, war eine große Unterstützung.
Welche Ratschläge oder Tipps würden Sie neuen Promovierenden mitgeben?
Dissertationen brauchen Mut und Ausdauer. Um beides aufzubringen braucht es fürsorgliche Menschen, die einen bei Verstand halten. Das Studium hat mir wichtige Freundschaften beschert. Sucht euch Verbündete, Kompliz*innen und Wegbegleiter*innen, die nachvollziehen können, was die Arbeit erfordert und mit euch macht. Mindestens genauso wichtig sind Freund*innen und Familie, die nichts damit am Hut haben und den Blick auf andere Dinge richten.
Dr. Konstantin Warneke

Dr. Konstantin Warneke
Die Leuphana Universität Lüneburg verleiht den Leuphana Dissertationspreis an Dr. Konstantin Warneke für seine Dissertation mit dem Titel „Influence of Long-Lasting Static Stretching on Functional and Morphological Parameters”.
Die Dissertation von Dr. Konstantin Warneke ist ein herausragender Beitrag in der Sportwissenschaft. Die insgesamt sechs Veröffentlichungen in anerkannten internationalen Zeitschriften zeigen den Einfluss langandauernder statistischer Dehninterventionen auf physiologische und morphologische Parameter der Skelettmuskulatur. Die Studie überzeugt durch das genutzte Forschungsdesign, die Analysemethoden und die Ableitung von Praxisempfehlungen.
Was hat Sie dazu bewogen, sich für eine Promotion zu entscheiden und warum haben Sie sich für die Leuphana entschieden?
Bereits während des Bachelorstudiums war für mich klar, dass ich eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen möchte. Die Leuphana hat zeitlich für mich sehr passend ein Stipendium ausgeschrieben, auf das ich mich erfolgreich beworben habe. Die damit verbundene hohe Flexibilität und Freiheit im Arbeiten war mir sehr wichtig und hat mir viele Möglichkeiten eröffnet und zu viel Produktivität geführt.
Welche besonderen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Promotionszeit?
Viel Flexibilität beim Arbeiten, zeitlich wie auch örtlich hat es ermöglicht, viele Kooperationen aufzubauen und mit Wissenschaftler*innen im In- und Ausland zu connecten. Beispielsweise hatte ich die Möglichkeit, Kooperationen in Süddeutschland und Österreich aufzubauen, während ich das letzte halbe Jahr in Neufundland (Kanada) verbringen konnte.
Welche Herausforderungen haben Sie während Ihrer Promotion erlebt und wie sind Sie damit umgegangen?
Ein Großteil der Promotionszeit habe ich während Corona arbeiten müssen/können. Was viele Personen als Herausforderung angesehen haben und oftmals als Limitation gesehen wurde, hat mir die Möglichkeiten eröffnet, mich sehr vertieft in Themen einzulesen und Expertise zu entwickeln. Alternativangebote im Bereich Freizeit bspw. Soziale Interaktionen waren stark limitiert, sodass ein Fokus auf die Arbeit gefördert wurde, was einen nicht geringen Beitrag zu einem überdurchschnittlichen Publikationsoutput geleistet hat.
Eine weitere Herausforderung sind die vergleichsweise langen Wege an staatlichen Einrichtungen durch hohe bürokratische Hürden. Hierdurch wurde Toleranz und Geduld mehrfach auf die Probe gestellt, allerdings auch gleichermaßen umfangreich geschult. An dieser Stelle möchte ich jedoch hervorheben, dass, während an einigen Stellen lange Wartezeiten entstanden, an anderen Stellen sehr umfangreich und zielführend auf meine Anliegen eingegangen wurde. Diese Herausforderungen konnten entsprechend nur durch das hohe und unermüdliche Engagement meines Dissertationsbetreuers Prof. Dr. Stephan Schiemann überwunden werden, während sogar seitens des Präsidiums auf Anfrage Prozesse beschleunigt und Einsatz für mich als Promotionsstudent umgehend und zielführend bereitgestellt wurde.
Welche Ratschläge oder Tipps würden Sie neuen Promovierenden mitgeben?
Ich habe an der Leuphana Universität das rückblickend enorme Glück einer umfangreichen, engagierten und menschlich unschlagbaren Betreuung während meiner Dissertationsphase erleben dürfen. Ich stehe allerdings auch im Kontakt zu Personen an unterschiedlichen Universitäten, die dieses Privileg nicht genießen dürfen. Entsprechend bin ich davon überzeugt, dass ein erheblicher Anteil für erfolgreiche wissenschaftliche Karrieren auf die Betreuung von Professor*innen und deren Einsatz in der Lehre zurückzuführen ist. Somit kann ich jedem Promovierenden nur empfehlen sich eine*n solche*n Professor*in als Betreuer*in zu suchen, die*der zum selbstständigen Arbeiten ermutigt und begeistert und somit aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs fördert.
Dr.in Stefanie Lorenz

Dr.in Stefanie Lorenz
Die Leuphana Universität Lüneburg verleiht den Leuphana Dissertationspreis an Dr.in Stefanie Lorenz für ihre Dissertation mit dem Titel „Benign by Design: Ein Beitrag zur Entwicklung von in der Umwelt biologisch leichter abbaubaren Antibiotika am Beispiel von Fluorchinolonen“.
Die Dissertation von Stefanie Lorenz ist ein grundlegender Beitrag zur Umsetzung des Konzepts „Benign by Design“ in Theorie und Praxis. Ihre Forschung unterstützt die Herstellung von Arzneimittelwirkstoffen und Chemikalien, die nach ihrer Nutzung keine Folgeschäden in der Umwelt anrichten. Die grundlegende Arbeit ist in den weltweit führenden Fachzeitschriften veröffentlicht und ist ein zentraler Baustein bei der Entwicklung einer grünen Chemie und Pharmazie in der industriellen Anwendung.
Was hat Sie dazu bewogen, sich für eine Promotion zu entscheiden und warum haben Sie sich für die Leuphana entschieden?
Nach meinem Bachelor-Studium der Angewandten Naturwissenschaft habe ich nach einem Masterstudiengang gesucht, bei dem ich dieses naturwissenschaftliche Grundlagenwissen für einen in meinen Augen sinngebenden Bereich anwenden kann. Daher habe ich mich für das Studium der Nachhaltigkeitswissenschaft an der Leuphana entschieden. Schon während meiner Masterarbeit habe ich gemerkt, dass sich mein Wissen aus der Chemie wunderbar mit dem Thema der Nachhaltigkeit verbinden lässt. Nach der Masterarbeit hatte ich große Lust, die Themen und die sehr interdisziplinäre Arbeit weiter zu vertiefen, daher habe ich mich für eine Promotion an der Leuphana entschieden.
Welche besonderen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Promotionszeit?
Wenn ich auf meine Promotionszeit zurückblicke, denke ich zuallererst an alle Kolleg*innen, Kommiliton*innen und Studierenden am Institut für Nachhaltige Chemie, die mich in dieser Zeit begleitet haben. Gemeinsam haben wir viele Stunden im Labor verbracht, Paper geschrieben und die Arbeitstage gemütlich ausklingen lassen. Ohne diese wertvolle Zusammenarbeit und den beständigen Rückhalt hätte ich meine experimentellen Arbeiten nicht durchführen und in meiner Promotion niemals diesen Fortschritt erreichen können.
Welche Herausforderungen haben Sie während Ihrer Promotion erlebt und wie sind Sie damit umgegangen?
Ein großes Thema zu Beginn meiner Promotion war die Finanzierung – nicht nur für meinen Lebensunterhalt, sondern auch für die nötigen Ressourcen für die Laborarbeit. Dank eines Stipendiums der Deutschen Bundesstiftung Umwelt konnte ich diese Kosten gut abdecken und bin sehr dankbar für die Freiheiten, die mir dadurch ermöglicht wurden.
Während einer Promotion fragt man sich oft, ob die eigene Arbeit im größeren Kontext tatsächlich relevant ist und Einfluss haben kann. In solchen Momenten hat es mir sehr geholfen, den Austausch mit Kommiliton*innen aus anderen Forschungsbereichen an der Leuphana, mit Betreuer*innen oder mit Peers auf Konferenzen zu suchen, um neue Motivation und frische Perspektiven zu gewinnen – oder einfach mal mit anderen Leidensgenoss*innen zu sprechen. Umso wichtiger ist es dann auch, gemeinsame Erfolge, wie die Veröffentlichung von peer-reviewed Beiträgen, gebührend zu feiern.
Welche Ratschläge oder Tipps würden Sie neuen Promovierenden mitgeben?
Auch wenn eine Promotion einen oft an persönliche Grenzen bringt, lohnt es sich, den Weg zu genießen und die Freiheiten, die sie bietet, zu schätzen. Ich habe die Gelegenheit genutzt, mich intensiv auch mit Randthemen meines Promotionsprojekts zu befassen und so neue Bereiche wie Machine Learning zur Vorhersage von Moleküleigenschaften zu entdecken und mich dort entsprechend weiterzubilden. Scheut euch nicht, im Laufe der Zeit Thema und Fokus eurer Arbeit den eigenen Interessen entsprechend anzupassen.
Dr. Hannes M. Petrowsky

Dr. Hannes M. Petrowsky
Die Leuphana Universität Lüneburg verleiht den Leuphana Dissertationspreis an Dr. Hannes M. Petrowsky für seine Dissertation mit dem Titel „First-Offer Effects in Negotiations - A Meta-Analytical Synthesis of Experimental Research & Investigation of 26 Million Real-World Negotiations“.
Mit seiner Dissertation untersucht Hannes Petrowsky die ökonomischen und psychologischen Wirkungen von Einstiegsgeboten in Verhandlungen. Die Arbeit betritt dabei wissenschaftliches Neuland durch die Synthese der Forschungsliteratur, die Etablierung von bisher unbekannten Phänomenen und nicht zuletzt die empirische Überprüfung von konkurrierenden Hypothesen. Überdies präregistrierte Herr Petrowsky sein hervorragendes methodisches und analytisches Vorgehen auf Open Science Framework (OSF) und stellt Materialen, (Original-)Daten und Analyseskripte öffentlich zur Verfügung.
Was hat Sie dazu bewogen, sich für eine Promotion zu entscheiden und warum haben Sie sich für die Leuphana entschieden?
Die Begeisterung für Forschung und die Arbeit in der Wissenschaft wurden bei mir im Verlauf meines Masters an der Leuphana geweckt. Da ich während meines Studiums einen sehr positiven Eindruck von der Lehr- und Forschungsqualität gewinnen konnte, war ich von einer Promotion an der Leuphana sehr angetan. Vor meiner Bewerbung für die Promotionsstelle hatte ich Zweifel, ob ich den Anforderungen einer akademischen Karriere genügen werde—ich habe den Schritt mit der Unterstützung aus meinem Umfeld dann schließlich doch gewagt und ihn seitdem nicht bereut. An der Leuphana schätze ich vor allem den engen Kontakt zu Kolleg*innen und Studierenden sowie die innovativen und interdisziplinären Ansätze in Forschung und Lehre.
Welche besonderen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Promotionszeit?
Die Möglichkeit, sich über mehrere Jahre hinweg vertieft mit einem Forschungsthema auseinanderzusetzen und den wissenschaftlichen Diskurs mitzugestalten, wird mir als Privileg und etwas sehr Besonderes in Erinnerung bleiben. Ich habe die Promotionszeit als fordernde aber auch sehr erfüllende Zeit mit großen Lerneffekten und vielen Freiheiten erlebt. Hier bleiben mir vor allem die vielen tollen Kolleg*innen und Co-Autor*innen sowie Auslandsaufenthalte und Konferenzbesuche in Erinnerung, die diesen Prozess zu einer so lehrreichen und wertvollen Zeit gemacht haben. Ein besonderer Dank geht an Prof. David Loschelder und das gesamte Team.
Welche Herausforderungen haben Sie während Ihrer Promotion erlebt und wie sind Sie damit umgegangen?
Der Start meiner Promotion fiel ziemlich genau mit dem Beginn der Corona-Pandemie zusammen. Der soziale Austausch mit Kolleg*innen und anderen Forschenden war hierdurch erschwert—regelmäßige digitale Termine mit unserem Team und ein unterstützendes persönliches Umfeld haben diese Zeit deutlich erleichtert. Zudem kam es zu Ablehnungen meiner Forschungsarbeiten bei renommierten Journals—in solchen Fällen habe ich versucht, negatives Feedback als Chance zur Verbesserung zu sehen und schließlich andere Journals von den verbesserten Manuskripten zu überzeugen.
Welche Ratschläge oder Tipps würden Sie neuen Promovierenden mitgeben?
Findet ein Promotionsthema, das euch wirklich interessiert. In jedem Promotionsprozess gibt es Höhen und Tiefen und die intrinsische Motivation ist aus meiner Sicht ein entscheidender Resilienz- und Erfolgsfaktor. Holt euch regelmäßig Feedback von Kolleg*innen ein, um die eigene Forschung zu verbessern—es lohnt sich. Findet zudem einen Ausgleich neben der Wissenschaft—vermeintlich große Herausforderungen und Probleme sehen nach einer Runde Sport oder einem Abendessen mit Freund*innen häufig sehr viel kleiner aus.
Maria Kravtsova

Maria Kravtsova
Die Leuphana Universität Lüneburg verleiht den Leuphana Dissertationspreis an Maria Kravtsova für ihre Dissertation mit dem Titel „Cultural, Historical and Geo-Climatic Background of Socio-Economic Progress (with Focus on Family Structure and Corruption)”.
Die Dissertation von Maria Kravtsova untersucht die Entwicklung von Gesellschaften in Bezug auf die historischen „erweiterten“ und „nuklearen“ Familienstrukturen. Dabei leistet die Autorin eine beachtliche Synthese interdisziplinärer Literatur, arbeitet gezielt Forschungslücken heraus und führt zu den definierten Desideraten aufwendige Datenerhebungen durch. Auf Basis komplexer Analysen zeigt die Dissertation, dass die historischen Muster der Familienstrukturen eindeutig identifizierbare geoklimatische und agrarhistorische Determinanten und dauerhaft sichtbare Konsequenzen wie Korruption, Wahlverhalten und Wertorientierungen zeigen.
Was hat Sie dazu bewogen, eine Promotion anzustreben und warum haben Sie sich für die Leuphana entschieden?
Ich habe an der Higher School of Economics in Moskau gearbeitet, als Prof. Christian Welzel als wissenschaftlicher Berater in unser Labor kam. Seine Arbeit hat mich wirklich fasziniert, insbesondere sein Vortrag, in dem er darlegte, dass die vorindustrielle Familienstruktur einen nachgelagerten Einfluss auf die heutigen Werte, Institutionen und den Wohlstand hat. Diese Idee wirkte wie Magie und war es wert, getestet zu werden. Ich beschloss, dies als Doktorandin an der Leuphana Universität unter der Leitung von Prof. Welzel zu tun.
Welche besonderen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Promotionszeit?
Ich trat in das Promotionsprogramm ein, als mein jüngerer Sohn erst ein Jahr alt war. Ich sammelte die Daten zur Familienstruktur auf der Grundlage historischer Volkszählungen, während mein Sohn schlief. Ich hatte Angst, Lärm zu machen, weil er sonst aufwachen könnte und ich nicht mehr arbeiten könnte. Ich erinnere mich auch daran, dass ich meine Ergebnisse mit Chris in vielen schönen Cafés mit leckerem Essen in Lüneburg und in Moskau besprochen habe.
Welche Herausforderungen haben Sie während Ihrer Promotion erlebt und wie sind Sie damit umgegangen?
Für meine kumulative Dissertation musste ich wenigstens einen angenommenen und einen zur Überarbeitung vorgesehenen Aufsatz vorweisen können. Als ich alle meine Aufsätze bei Verlagen eingereicht hatte und hoffte, bald meine Arbeit verteidigen zu können, erhielt ich jedoch drei Ablehnungen an einem Tag. Ich hatte Tränen in den Augen und rief meinen Freund an, der Professor an der Freien Universität Berlin ist. Er las mir die Liste seiner eigenen Arbeiten vor, mit der Anzahl der Ablehnungen und den Namen der Zeitschriften, in denen sie schließlich veröffentlicht wurden. Das war sehr ermutigend.
Welche Ratschläge oder Tipps würden Sie neuen Promovierenden mitgeben?
Wenn Sie eine qualitativ hochwertige Dissertation schreiben möchten, halten Sie sich an die Ideen, die Sie wirklich interessieren, und nicht an die, die schnell umsetzbar zu sein scheinen. Seien Sie nicht verärgert, wenn Ihre Aufsätze nicht angenommen werden und Sie daher Ihre Dissertation nicht verteidigen können. Erzählen Sie Ihren Freunden oder Verwandten alles, was Sie über Ihre Gutachter denken, atmen Sie tief durch und schreiben Sie Ihre Arbeit neu.
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