Gemeinsame Studiengänge mit der University of Glasgow: "Ein deutschsprachiges Programm ist nicht mehr genug"

01.11.2022 Wachsende Bewerber*innen-Zahlen, höhere Internationalisierung: Die Leuphana Universität Lüneburg und die University of Glasgow bieten nun erstmals Management-Programme gemeinsam an. Studierende können Abschlüsse beider Universitäten erwerben. Prof. Dr. Markus Reihlen, Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Strategisches Management und Entrepreneurship, erklärt im Interview, wie das integrierte Auslandssemester zusätzlich zur wissenschaftlichen Qualifikation interkulturelle Kompetenzen vermittelt, die auch für den deutschen Arbeitsmarkt unerlässlich sind.

Portrait von Prof. Dr. Markus Reihlen, Professor für Betriebswirtschaftslehre ©Leuphana
"Große Krisen wie wir sie jetzt gerade erleben, fordern uns, neue Lösungen zu finden. Wir können uns nicht zurückbesinnen und sagen: 'So haben wir es immer gemacht'", sagt Markus Reihlen, Professor für Betriebswirtschaftslehre.
Herr Professor Reihlen, wie profitieren die Studierenden von dem Double-Degree-Programm?
Wir haben die Internationalisierung in der Fakultät Management & Technologie stark vorangetrieben. Unser englischsprachiges Bachelor-Programm International Business Administration & Entrepreneurship ist sehr gut nachgefragt. Wir haben ganz hervorragende Studierende. Das hat uns bestärkt, diesen Weg der Internationalisierung mit den Master-Programmen weiterzugehen. Management & Entrepreneurship, Management & Data Science sowie Management & Sustainable Accounting and Finance sind vollständig englischsprachig studierbar. Damit bringen wir Internationalisierung auf den Campus. Wir haben Studierende aus aller Welt, etwa aus Jamaika, Ägypten, Thailand, Kolumbien oder Slowenien. Es reicht nicht allein auf Englisch zu studieren. Auf dem Arbeitsmarkt sind interkulturelle Kompetenzen gefragt – international, national und regional.
Gilt das auch, wenn ich später bei einem lokalen Unternehmen arbeiten möchte?
Unbedingt. Auch deutsche Firmen suchen Studierende mit Internationalisierungserfahrung, denn die Unternehmen agieren längst auf dem europäischen und auch weltweiten Markt. Ein rein deutschsprachiges Studien-Programm wird auch den Anforderungen der lokalen Industrie nicht mehr gerecht. Teams sind längst multikulturell und international aufgestellt.
Studierende können einen Abschluss in zwei Bildungssystemen erwerben. Warum ist das noch vorteilhafter als ein Auslandssemester?
Nach einem Studienjahr an der Leuphana können die Studierenden in ein Masterprogramm an der Universität Glasgow eintauchen. Die Abschlüsse aus zwei Bildungssystemen senden wichtige Qualitätssignale: Im anglo-amerikanischen Bildungssystem ist ein Abschluss der University of Glasgow sehr renommiert und öffnet Studierenden Türen, die im englischsprachigen Raum beruflich Fuß fassen möchten. National ist ein Abschluss im deutschen Bildungssystem hilfreich. Aber der Double Degree ist nur ein Pluspunkt: Studierenden steht eine große Auswahl an weiterführenden Programmen in Glasgow offen, mit denen sie sich inhaltlich spezialisieren können, etwa mit einem Master in International Strategic Marketing, Financial Technology oder auch International Human Resource Management and Development. Umgekehrt schicken wir unsere Studierenden sehr gut vorbereitet nach Glasgow. Unsere Master-Programme sind forschungsorientiert. Wir lehren qualitative und quantitative Forschungsmethoden und legen Wert Theorien, die uns helfen die Komplexität der Welt besser zu verstehen. Studierende der Programme durchlaufen ein Forschungsprojekt. Damit steht ihnen auch der Weg in die Promotion offen. Die Qualität unserer Masterarbeiten ist heute schon hoch.
Wie können auch spätere Gründer*innen von einem Double Degree profitieren?
An der University of Glasgow wird intensiv zu Gründungen geforscht. Zum anderen ist Glasgow ein Industriestandort und damit ein gutes Ökosystem, um zu verstehen, wie Gründungen international funktionieren und welche Start-ups vorangetrieben werden. An der Leuphana kooperieren wir mit der Metropolregion Hamburg. Im dritten Semester absolvieren die Studierenden ein Entrepreneurship-Projekt gemeinsam mit einem lokalen Unternehmen. Die Firmen stellen eine praktische Aufgabe, die dann von einem interdisziplinären Studierenden-Team gelöst und wissenschaftlich analysiert wird. Es besteht auch die Möglichkeit, eine Masterarbeit zur eigenen Gründung zu schreiben.
Die zweite Dimension ist das Corporate Entrepreneurship. Wie werden Gründungen in etablierten Unternehmen umgesetzt? Dies kann ich mir in einer größeren Organisation am besten ansehen. Glasgow ist dafür eine gute Adresse.
Warum müssen wir neue Wege in der Management-Ausbildung gehen?
Große Krisen wie wir sie jetzt gerade erleben, fordern uns, neue Lösungen zu finden. Wir können uns nicht zurückbesinnen und sagen: „So haben wir es immer gemacht.“ Deswegen legen wir in unseren Master-Programmen sehr viel Wert auf Interdisziplinarität. Wir haben etwa Finance- und Management-Themen gestärkt und Studierende beschäftigten sich mit Psychologie. Um den Austausch zwischen den beiden Universitäten weiter zu vertiefen, werden die Master-Arbeiten jeweils von eine*r Professor*in der Leuphana und der Universität Glasgow betreut. Damit besteht auch die Möglichkeit, die Kooperation zwischen den beiden Universitäten weiter zu stärken.
Vielen Dank für das Gespräch!

Interviewerin: Dr. Marietta Hülsmann

Die University of Glasgow gehört zu den ältesten englischsprachigen Universitäten und rangiert als Gründungsmitglied der Russell Group in internationalen Rankings stets unter den weltweit besten Universitäten. Auch die Adam Smith Business School der University of Glasgow zählt in Forschung und Lehre zur Spitzenklasse. Studierende der Leuphana erhalten eine Ermäßigung von 40 Prozent auf die Studiengebühren.

Studierende, die an dem Doppelabschlussprogramm teilnehmen möchten, müssen sich bis zum 22. November über das International Office anmelden.

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