Forschung zu Verlustkultur: Dr. Julia Böcker erhält Deutschen Studienpreis

29.07.2022 Die Wissenschaftlerin erreicht mit ihrer Doktorarbeit den zweiten Platz des Deutschen Studienpreises der Körber-Stiftung. Sie forscht aus soziologischer Sicht zu Tot- und Fehlgeburt. Die Körber-Stiftung zeichnet jährlich Promotionen mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung aus.

Dr. Julia Böker ©DAVID AUSSERHOFER
Dr. Julia Böker

„Die Themen Fehl- und Totgeburt sorgen immer noch für kommunikatives Unbehagen“, sagt Dr. Julia Böcker. Sie untersuchte in ihrer Doktorarbeit, wie das vermeintlich Unsichtbare sozial als Verlust anerkannt werden kann. Mit diesem gesellschaftlich relevanten Thema überzeugte sie die Jury der Körber-Stiftung und setzte sich in der Kategorie Sozialwissenschaften gegen mehr als 130 Bewerber*innen durch. Für ihre Doktorarbeit führte Julia Böcker Interviews beispielsweise mit Betroffenen, Hebammen oder Kinderbestatter*innen. Teilweise führe die Gesetzgebung zu einer gesellschaftlichen Marginalisierung: „Erst seit 2013 gibt es ein Personenstandsgesetz für Fehlgeborene, das mit einem Bestattungsrecht verbunden ist“, erklärt Julia Böcker. Die Wissenschaftlerin promovierte am Institut für Soziologie und Kulturorganisation bei Prof. (emer.) Günter Burkart und wird weiter an der Leuphana Universität Lüneburg wissenschaftlich arbeiten. Seit Juni ist sie außerdem am universitären Forschungsschwerpunkt Human Reproduction Reloaded der Universität Zürich assoziiert.

Julia Böckers Forschungsfeld ist noch jung. Nur wenige Wissenschaftler*innen beschäftigen sich mit dem Thema Schwangerschaftsverlust. Zuletzt hatte sie am Department of Sociology der University of Cambridge als Visiting Scholar die Möglichkeit, sich mit einem internationalen Team auszutauschen, das zu unterschiedlichen Aspekten menschlicher Reproduktion forscht wie etwa homosexuelle Elternschaft oder reproduktive Ungleichheit. Die Reproductive Sociology Research Group (ReproSoc) wird von der renommierten Soziologie-Professorin Sarah Franklin geleitet.

Julia Böcker wird die Auszeichnung im Dezember in Berlin von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas entgegennehmen. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.

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