Der Mensch, der Wohlstand und die Umwelt

Die Welt ist im Wandel, doch was macht der Mensch? Auf der einen Seite haben die letzten Jahre bewiesen, dass der Klimawandel keine leere Drohung mehr ist und immer mehr Menschen fordern ein radikales Umdenken in der Klimapolitik. Auf der anderen Seite stehen die, die vor der Verbotspolitik warnen und um den Wohlstand in Deutschland fürchten.

Ein Essay von Mario Fricke.

Wir haben keinen Planeten B ©Pixabay
Wir haben keinen Planeten B

2019, das Jahr in dem „Fridays for Future“ seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht und Aufmerksamkeit in ganz Deutschland erregt. 2019, zugleich das Jahr, in dem so viele SUVs und Geländewagen wie nie zuvor in Deutschland zugelassen werden. 

Über eine Million neue Spritschlucker verzeichnete das Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) im letzten Jahr und ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. Experten schätzen, dass 2025 jedes zweite neu zugelassene Auto ein SUV sein wird. Sollten sich diese beiden Umstände nicht eigentlich gegenseitig ausschließen?

Offensichtlich ist der Schritt davon, sich den Klimawandel ins Bewusstsein zu rufen, dahin, sich der Sache wirklich anzunehmen, innerhalb so kurzer Zeit kaum möglich. Vermutlich ist es daher nicht besonders klug, gleich beim Liebling der Deutschen, dem Auto, anzufangen. Für viele ist das Auto immer noch das Wichtigste, um ihren Wohlstand zu präsentieren. Ein Statussymbol. Und damit sind wir auch schon beim eigentlichen Thema: Wohlstand. 

Wohlstand ist Geld

Für die meisten ist Wohlstand vor allem eine Frage des Geldes, das zeigen Umfragen, die in ganz Deutschland durchgeführt wurden. Bei einer eigenen Umfrage in der Geesthachter Fußgängerzone antworteten ausnahmslos alle Befragten auf die Frage “Was bedeutet Wohlstand für Sie?“ mit “Geld”. 

Umweltschutz erwähnte niemand. Erst durch gezieltes Nachfragen zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz und ob diese mit dem Wohlstand vereinbar sind, wurden die Passanten auf diesen Umstand aufmerksam. Während auf die Frage: “Was bedeutet Wohlstand für Sie?”, immer schnelle und ähnliche Antworten wie viel Geld, teures Auto, schönes Haus kamen, waren die Antworten die sich auf den Aspekt der Nachhaltigkeit beziehen weniger spontan und mit mehr Nachdenken verbunden. Oftmals wurden auch nur hohle Phrasen wie: “Ja, saubere Luft ist wichtig!” und “Es gibt viel zu viel Plastik überall” genannt, ohne dass das Gefühl entsteht, dass sich wirklich schon Gedanken zum Thema gemacht wurden.

Umweltschutz: Zwischen Panikmache und Sorge

Zum Thema Umweltqualität am Wohnort war das Meinungsbild positiv. So ziemlich jeder war mit der Qualität der Umwelt in seiner Umgebung zufrieden. Zum Thema wie die weltweite Situation wahrgenommen wird, waren die Meinungen schon gespaltener. Viele sind der Meinung, das weltweit die Qualität der Umwelt stark abnimmt, aber nicht wenige waren auch der Meinung, dass die Welt in Ordnung ist und das meiste nur unnötige Panikmache sei.

Mit dem Thema Nachhaltigkeit konnten vor allem die Älteren nicht viel anfangen. Nachhaltigkeit und Wohlstand standen für keinen der Befragten in einem direkten Zusammenhang - obwohl das Thema Klimawandel an sich sehr präsent war. 

Wärmere Winter, längere Sommer

Ernsthafte Gedanken zu diesem Thema hatte sich trotzdem kaum einer gemacht. Das mag an der Tatsache liegen, dass die Umfrage in Norddeutschland gemacht wurde, wo der Klimawandel noch nicht viel mehr Auswirkungen hat, als das der Winter nicht mehr so kalt und der Sommer wärmer ist. Eine Veränderung, die von vielen wohl eher positiv wahrgenommen wird, da die längerfristigen Folgen noch nicht abzusehen sind.

“Früher musste ich im Winter immer früher aufstehen, um mein Auto vom Eis zu befreien bevor ich zur Arbeit fahre, heute macht der Klimawandel das für mich”, sagte Peter S., 49 aus Gülzow. Oft war auch zu spüren, dass eine gewisse Mutlosigkeit besteht und viele das Gefühl haben, alleine eh nichts ändern zu können und den Staat mehr in der Verantwortung sehen. 

Das und die mangelnden Alternativen sind sicherlich ein Grund weshalb die Grünen momentan in der Politik so einen Aufschwung erleben. Aber auch genau das Gegenteil war zu spüren. Personen, die Klimaschutz für übertrieben halten, die sich von Veränderungen und Verboten überfordert fühlen und absolut nichts von dieser „Verbotskultur“ halten. Die Ablehnung von Verboten und Einschränkungen war ein Punkt, bei dem sich fast alle Befragten einig waren. Auch diejenigen, die eine bessere Klimapolitik vom Staat forderten, wollten keine zu starken Einschränkungen durch Verbote und Gesetze.

Die Befürchtungen der Befragten sind nicht von der Hand zu weisen. Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) sind sich einig, dass ein sofortiger krasser Umschwung der Politik einen großen negativen Einfluss auf den Wohlstand des Landes haben könnte. Den eigenen Wohlstand aufzugeben, damit das Leben in der Zukunft, die man persönlich wahrscheinlich gar nicht mehr erleben wird, noch lebenswert ist, ist ein Schritt, den noch nicht viele bereit sind zu gehen.

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wurde in diesem Blogbeitrag die männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen verwendet. Diese ist als geschlechtsneutral zu betrachten und dient lediglich einer sprachlichen Vereinfachung. Mir ist wichtig zu betonen, dass ich damit auf keinen Fall eine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts ausdrücken möchte.

Alle Beiträge aus dem Blog

 

Folgt uns bei Instagram: @leuphana.konferenzwoche

Folgt uns bei Facebook: Leuphana Konferenzwoche