Die Lüneburger Kindertafel – weitaus mehr als nur ein Ort zum Mittagessen

Inmitten des Stadtteils Neu-Hagen gibt es einen Ort zum Essen, Spielen und Lernen für Kinder aus sozial benachteiligten Familien – die Lüneburger Kindertafel. Warum der Begriff „Tafel“ für diese Einrichtung erklärungsbedürftig ist und was wir als StudentInnen tun können, um die Lüneburger Kindertafel zu unterstützen, erklärt uns die Leiterin Antje Stoffregen.

Ein Interview von Louisa Wölk.

 

Antje Stoffregen, Leiterin der Kindertafel Lüneburg ©Louisa Wölk
Antje Stoffregen, Leiterin der Kindertafel Lüneburg

An jedem Schultag öffnet die Lüneburger Kindertafel pünktlich um 13:00 Uhr ihre Türen für bis zu 20 Grundschulkinder. Diese haben hier die Möglichkeit, eine warme Mahlzeit zu erhalten, zu spielen, ihre Hausaufgaben zu machen oder Nachhilfe zu bekommen. Seit etwa eineinhalb Jahren leitet die Diakonin Antje Stoffregen dieses diakonische Angebot der ev.-luth. Paul Gerhardt Gemeinde. Sie ist nicht nur für die Entwicklung und die Koordination der Kindertafel zuständig, sondern ist auch stets auf der Suche nach neuen engagierten ehrenamtlichen MitarbeiterInnen.

Wie kann es sein, dass es in einer Stadt wie Lüneburg eine Kindertafel gibt? 

Die Lüneburger Kindertafel wurde vor 25 Jahren von unserem ehemaligen Pastor Herrn Wesenick gegründet, da er gemerkt hat, dass im KonfirmandInnenunterricht viele Kinder waren, die noch kein Mittag gegessen hatten. Er hat festgestellt, dass die Eltern nicht zuhause sind oder so wenig haben, dass sie ihren Kindern kein warmes Mittagessen bieten können. Da „ein leerer Bauch nicht gerne studiert", hat er angefangen, hier ein Mittagessen anzubieten. Zu dieser Zeit kam auch gerade die Tafelbewegung auf und so kam der Gedanke: Wir bieten hier ein Mittagessen für Kinder an und nennen diese Einrichtung „Kindertafel“.

Wie hat sich das Konzept seit der Gründung weiterentwickelt? 

Das Konzept wurde im Laufe der Jahre weiterentwickelt und verändert, weil sich die Schullandschaft verändert hat, weil sich die Kinder verändert haben und weil sich auch die Räumlichkeiten geändert haben. Der Name Kindertafel suggeriert eigentlich etwas, das mit der Tafel zu tun hat. Wir sind aber im Laufe der Jahre viel mehr ein pädagogisches Angebot geworden, bei dem das Essen zwar eine Rolle spielt. Aber eigentlich ist die Kindertafel viel mehr als nur Mittagessen. Die Kinder essen hier, aber machen auch ihre Hausaufgaben, haben Lernzeit und Freizeit. Wir essen gemeinsam an einer langen (Fest-)Tafel und lernen an einer (Schul-)Tafel – so passt dann auch der Name „Kindertafel“.

Müssen die Kinder bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um zur Kindertafel zu kommen?

Wir sind insbesondere ein Angebot für Kinder aus sozial benachteiligten Familien. Die Benachteiligung kann jedoch ganz unterschiedlich aussehen. Es kann sein, dass das Kind zuhause Eltern hat, die kein Wort deutsch sprechen, sodass das Kind Hilfe bei den Hausaufgaben benötigt. Es kann jedoch auch finanzielle Gründe haben. 

Wie viele Kinder kommen täglich zur Kindertafel?

Unsere Räumlichkeiten bieten Platz für bis zu 20 Kinder am Tag. Mehr Kinder sind aufgrund der Räumlichkeiten und aufgrund der Ehrenamtlichen nicht zu händeln. Die Eltern melden ihre Kinder verbindlich an und wir besprechen dann gemeinsam an welchen Tagen in der Woche das jeweilige Kind kommt. Sie müssen ihr Kind auch abmelden, wenn es nicht kommt. Wir wissen also, wie viele Kinder an welchem Tag hier sind. Angemeldet bei der Kindertafel sind zurzeit insgesamt 29 Kinder. Aber es kommt eben nicht jedes Kind jeden Tag. 

Genau wie bei den Ehrenamtlichen. Es engagieren sich in der Kindertafel im Moment 65 Ehrenamtliche zwischen 18 und 84 Jahren – die von einer Stunde die Woche bis zu 20 Stunden die Woche kommen.

Was können wir als StudentInnen der Leuphana Universität tun, um die Kindertafel zu unterstützen? 

Es kann natürlich einerseits Geld gespendet werden, man kann aber auch seine Zeit spenden. Die Möglichkeiten, sich zu engagieren, sind sehr vielfältig. Wir freuen uns über MitarbeiterInnen, die die Kinder bei den Hausaufgaben begleiten. Welche, die als Lesepaten aktiv sind und sich von den Kindern vorlesen lassen. Wir benötigen Menschen, die Nachhilfe geben, aber auch welche, die in der Freizeit da sind und mit den Kindern spielen, malen oder kreativ sind. Man kann aber auch nur bei besonderen Aktionen wie einem Flohmarkt helfen. Wenn sich jemand meldet, schauen wir gemeinsam wo und wie er oder sie uns unterstützen kann.

Kann man auch Essen spenden?

Nein. Wir bekommen immer wieder Anfragen für Lebensmittelspenden. Das Essen bekommen wir allerdings von einem Caterer geliefert, den wir durch Spenden finanzieren. Anders könnten wir das gar nicht koordinieren, denn bei Lebensmittelspenden weiß man gar nicht ob und was kommt. So kann nicht garantiert werden, dass jeden Tag ein Mittagessen für 25 Leute zur Verfügung steht.  

Wären Sie froh, wenn es Ihre Institution in Lüneburg nicht mehr geben müsste?

Eigentlich ist es ein Skandal, dass es uns geben muss. Aber es ist auch ein Segen, dass es uns gibt! Die Kinder würden sonst nicht so eine Förderung bekommen, wie sie es hier tun.

 

Wenn ihr die Lüneburger Kindertafel mit einer Spende unterstützen möchtet, ist dies unter folgender Bankverbindung möglich: 

Kindertafel Lüneburg
IBAN: DE65 2405 0110 0065 3477 34

Weiterführende Informationen und Kontaktdaten zur Kindertafel findet ihr auch auf der Homepage: 

https://kindertafel.de/

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wurde in diesem Blogbeitrag die männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen verwendet. Diese ist als geschlechtsneutral zu betrachten und dient lediglich einer sprachlichen Vereinfachung. Mir ist wichtig zu betonen, dass ich damit auf keinen Fall eine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts ausdrücken möchte.

 

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