Michel Friedman im Porträt

Ein Beitrag von Senja Brüggemann

„Wäre die AfD in einer Bundesregierung, würde ich gehen.“ Mit diesem Statement manifestiert Michel Friedman unmissverständlich seine politischen Ansichten. Der promovierte Rechtswissenschaftler ist seit seiner Schulzeit politisch aktiv. Er fungierte  von 2000 bis 2003 als stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und kann von sich sagen, dass Oskar Schindler Ehrengast auf seiner Bar Mizwa war. Fragt man ihn nach der größten sozialen Ungerechtigkeit, so erhält man die Antwort: “Bildung”.

Michel Friedman ©Inga Liebe / SWR
Michel Friedman, Publizist und Fernsehmoderator

Der heute 65-Jährige wurde in Paris geboren und siedelte in den 1960ern mit seiner Familie nach Frankfurt am Main um. Nicht nur sein Lebensweg, sondern auch seine Familiengeschichte ist sehr bewegend. Seine Großmutter sowie seine Eltern gehörten zu jenen, die während des Zweiten Weltkrieges von Fabrikbesitzer Oskar Schindler gerettet wurden. Von ihm lernte Friedman, dass nicht Worte zählen, sondern Taten.

Seine politische Karriere begann mit dem Eintritt in die CDU, wo er 1985 zum CDU-Stadtverordneten von Frankfurt am Main gewählt wurde. Friedmans öffentliche Bekundungen stützen sich daher auf langjährige Expertise und polarisierten in der Vergangenheit aufgrund seiner offensiven Denkweise, die sich durch scharfe, aber kompetente Kritik auszeichnet. Seit 2016 gibt er seine Geisteshaltung in den Gebieten des Immobilien- und Medienrechts an Studierende der Frankfurt University of Applied Sciences weiter.

Im Rahmen der diesjährigen Konferenzwoche eröffnet der Publizist und Fernsehmoderator die Debatte zum Thema “Zeitenwende für mehr Demokratie?”.

Seiner Meinung nach lebt die Demokratie von Widerrede, denn Streit soll nicht nur die Argumente schärfen, sondern auch die Sicht erweitern. Streit ist die Voraussetzung, um einen statischen Prozess zu dynamisieren und neue, vielleicht auch bessere Wege, zu finden. Diese Streitkultur kann erlernt werden, wobei Friedman in dem essentiellen Fragewort “Warum?” den Drang nach Neugier sieht, während “weil” für die Begründung dessen steht. Ziel dabei ist, dass die Kommunikation von Bedürfnissen nicht sprachlos geschieht, jedoch immer auf einem gewissen Regelkodex basiert. Analysiert man dahingehend Macht im Kontext eines ebenbürtigen Dialoges genauer, dann stellt sich automatisch die Frage nach Gerechtigkeit. Und somit ist es mehr als passend, dass wir Michel Friedman am Donnerstag, den 25.02.2021, zu Gast haben.