Nachhaltig Essen

Mindestens haltbar bis ...

Von Nicola Junge

Wie das MHD tonnenweise Müll verursacht

Der Lebensmitteleinzelhandel und die Mehrheit der Verbraucher werfen Nahrungsmittel in den Müll, weil sie das MHD erreicht haben oder die Ware verdorben ist. Letzteres macht Sinn. Ersteres verschwendet Ressourcen von geschätzt 19 Milliarden Euro Warenwert pro Jahr. Change.org will das ändern und hat eine Petition aufgesetzt.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) wird in Deutschland vom Produzenten festgelegt und kennzeichnet, bis wann ein verschlossenes Lebensmittel mindestens noch seine „erwarteten Eigenschaften“ besitzt, also geschmacklich, farblich oder in der Konsistenz unverändert ist. Das MHD ist jedoch kein Verfallsdatum. Sprich: Wenn es erreicht ist, ist die Ware nicht zwangsläufig schlecht, sondern oftmals noch genießbar.

Dennoch wird (besonders gekühlte) Ware vom Handel spätestens am MHD-Datum entsorgt (in verschlossene Müllcontainer wohlgemerkt). Denn: Die Lebensmittel dürfen zwar rechtlich weiter verkauft werden, die Verantwortung trägt jedoch der Händler – ein zu hohes Risiko. Einerseits gesundheitlich, denn was wenn jemand krank wird? Andererseits finanziell, denn abgelaufene Ware wird nicht mehr gekauft. Die deutschen Haushalte wiederum warfen 2012 laut einer Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft 11 Mio. Tonnen Nahrungsmittel - im Wert von 235€ pro Einwohner – in den Müll. Das sind circa 18 Kinotickets, 4 Tankfüllungen oder 94 Bier! Im Müll!
In Norwegen ist das besser geregelt. Wer dort abgelaufene Ware im Regal findet, darf diese mitnehmen. Kostenlos. Selbst Großbritannien macht es besser. Mit der Angabe „best before...“ wird auf die Qualität hingewiesen, nicht auf ein errechnetes Datum.
Heiko Faller hat deshalb via Change.org eine Petition an den Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft gestartet, um das MHD durch ein „Mindestgenießbarkeitsdatum“ zu ergänzen. 1.232 Unterschriften werden z.Zt. noch benötigt. Wer seine Stimme geben möchte, kann dies hier tun. In der Zwischenzeit rät die Verbraucherzentrale: Schauen, riechen, schmecken und selbst entscheiden, ob man ein Lebensmittel wegwirft.

Einen Flyer mit weiteren Informationen findet ihr hier (vom Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. (BLL))